Seite:Tacitus Germania Baumstark 10.jpg

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zum Anstürmen stark; nicht gleich groß ihre Ausdauer in Mühe und Arbeit, und am wenigsten ertragen sie Durst und Hitze; an Kälte und Hunger sind sie durch ihren Himmel oder Boden gewöhnt.

5.

Das Land, obgleich in der besondern Erscheinung etwas verschieden, ist doch im Allgemeinen entweder durch Wälder schauerlich oder durch Sümpfe wüst; mehr feucht, wo es gen Gallien schaut, mehr windig, wo nach Noricum und Pannonien; für Getreide ergiebig, Fruchtbäumen widerstrebend, reich an Heerdethieren. Doch sind sie meist gering; nicht einmal das Rind hat die ihm eigene Auszeichnung oder der Stirne Schmuck. An der Zahl freut man sich, und das ist ihr einziger und liebster Besitz. Silber und Gold ob gnädig oder ergrimmt die Götter versagten, entscheid’ ich nicht; doch möchte ich nimmer behaupten, daß gar keine Ader Germaniens Silber oder Gold zeuge, denn wer hat durchsucht? Besitz und Gebrauch regt sie nicht sonderlich an; silberne Gefäße, ihren Gesandten und Häuptern zum Geschenke gegeben, kann man bei ihnen in ganz gleich geringem Werthe sehen, wie die man aus Thon fertigt. Doch halten die an der Grenze, ob des Bedürfnisses beim Handel, Gold und Silber in Werth und erkennen mit Auswahl gewisse römische Münzarten an; die im Innern halten sich mehr einfach und hergebracht an den Austausch von Waaren. Das alte Geld und lang bekanntes ist ihnen recht, so die Stücke mit gezahntem Rande und einem Zweigespann. Ueberdieß suchen sie mehr das Silber als das Gold, nicht aus innerer Leidenschaft, sondern weil

Empfohlene Zitierweise:
Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_10.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)