Seite:Tacitus Germania Baumstark 21.jpg

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am Unter- und Oberarm; aber auch der nächste Theil der Brust ist blos.

18.

Indessen sind dort die Ehen streng, und gar keinen Theil der Sitten darf man mehr loben. Denn fast nur sie allein unter den Barbaren sind mit Einer Frau zufrieden, ganz wenige ausgenommen, welche nicht der Wollust zuliebe, sondern ob ihres hohen Adels mit gar vielen Heirathen umworben werden. Ehegabe bietet nicht die Frau dem Manne, sondern der Frau der Mann. Gegenwärtig sind dabei die Eltern und Blutsfreunde und prüfen die Geschenke: Geschenke nicht nach Weiber-Tändelei gesucht, noch um damit die Neuvermählte zu putzen, sondern Rinder und ein aufgezäumtes Pferd, dann Schild nebst Frame und Schwert. Auf solche Geschenke nimmt man sein Weib, und ihrerseits bringt auch die Gattin dem Manne etwas Waffen. Dieß, glauben sie, ist das größte Band, dieß die geheime Heiligung, dieß des Ehebundes Götterschutz. Daß sich die Frau nicht außer den Gedanken nach Tugenden wähne, nicht außer den Unfällen der Kriege, wird sie schon durch der beginnenden Ehe eigentliche Weihe erinnert, sie komme als Gefährtin der Mühen und Gefahren, bestimmt das Gleiche im Frieden, das Gleiche in den Schlachten zu tragen und zu wagen. Dieß künden die gejochten Rinder an, dieß das gerüstete Pferd, dieß die gereichten Waffen; so müsse gelebt sein, so gestorben; sie erhalte, was sie ohne Makel und gleich würdig ihren Kindern wiedergeben, was die Schwiegertöchter

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Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_21.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)