Seite:Tacitus Germania Baumstark 32.jpg

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32.

Zunächst den Chatten wohnen am Rhein, der, in seinem Bette nun schon sicher, Grenzwehr zu sein vermag, die Usipier und Tencterer. Die Tencterer thun sich, über den gewohnten Ruhm der Kriege, durch Kunst der Reiter-Kriegsordnung hervor, und des Fußvolkes Lob bei den Chatten ist nicht größer, als bei den Tencterern das der Reiter. So haben es die Alten eingeführt, die Spätem thun es ihnen nach; das sind der Kinder Spiele, dieß der jungen Männer Wettstreit, als Greise bleiben sie dabei. Neben dem Gesinde, Haus und den Nachfolgerechten werden die Rosse vererbt; es überkommt sie der Sohn, nicht, wie die übrige Erbschaft, der Erstgeborene, sondern welcher eben wildtapfer im Kriege ist und der Tüchtigere.

33.

Neben den Tencterern traten ehemals die Bructerer hervor; nun, sagt man, sind die Chamaven und Angrivarier eingewandert, nachdem die Bructerer geschlagen und durch der Nachbarstämme Zusammenhalten gänzlich ausgerottet wurden, entweder aus Haß ihrer Tyrannei, oder aus Lockung der Beute, oder durch besondere Gunst der Götter gegen uns. Denn nicht einmal den Schaugenuß des Treffens haben diese uns mißgönnt; über 60,000 fielen, nicht den römischen Waffen und Geschossen, sondern, was herrlicher ist, der Ergötzung und den Augen. So bleibe denn, ich bitte, und daure fort bei den Völkern, wenn nicht die Liebe zu uns, doch wenigstens der Haß gegen sich selbst, weil ja in drängendem Geschicke des Reiches

Empfohlene Zitierweise:
Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_32.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)