Seite:Tacitus Germania Baumstark 34.jpg

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ihn auch: unter den Germanen ein edelstes Volk und bestrebt, seine Größe vor Allem durch Gerechtigkeit zu wahren. Frei von Gier, frei von blinder Leidenschaft, ruhig und geschieden, fordern sie keine Kriege heraus, verheeren nicht in Räubereien oder Beutezügen. Das ist ihrer Tüchtigkeit und Kraft vornehmlicher Beweis, daß sie, um als Obere zu walten, nicht durch Ungerechtigkeit erreichen. Doch sind Allen die Waffen bereit, und verlangt es die Lage, ganze Heere, eine Masse Männer und Pferde; und mitten in der Ruhe gleich groß ihr Ruf.

36.

An die Chauken und Chatten grenzend, haben die Cherusker, weil nicht herausgefordert, einen zu großen und morschen Frieden lange genährt; und das war behaglicher, als sicher, weil man zwischen Gewaltigen und Starken fälschlich ruhet: wo mit der Faust entschieden wird, da sind Mäßigung und Tugend des Siegers Ehrennamen. Also werden, einst gut und billig geheißen, die Cherusker nun Erbärmliche und Thoren genannt: den Chatten, ihren Siegern, hat das Glück der Weisheit Namen eingebracht. Von der Cherusker Sturz ebenfalls mitgerissen sind die Fosen, ein Angrenzervolk, der schlimmen Lage in gleichem Maaße Vollgenossen, nachdem sie in des Glückes Tagen die Nachgestellten waren.

37.

In dem nämlichen Auslaufe Germaniens wohnen unmittelbar am Ocean die Cimbern, jetzt ein kleiner Staat,

Empfohlene Zitierweise:
Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_34.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)