Seite:Tacitus Germania Baumstark 38.jpg

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ist, und begleitet sie, von weiblichen Rindern gezogen, mit tiefer Verehrung. Freudenvoll sind dann die Tage, festlich all’ die Orte, welche die Göttin ihres Besuches und Eintretens würdigt; keine Kriege beginnen sie, keine Waffen ergreifen sie; verschlossen ist jedes Eisen; Friede und Ruhe sind dann allein bekannt, sind dann allein geliebt, bis die des Umgangs mit den Sterblichen satte Göttin der nämliche Priester dem Heiligthume zurückgibt. Hierauf wird der Wagen nebst den Gewändern, und, wenn man glauben will, das Gotteswesen selbst in geheimem Teiche gebadet. Sklaven sind da die Diener, welche sogleich der nämliche See verschlingt. Daher geheimnißvoller Schauer und heiligfromme Unwissenheit, was jenes Wesen sei, das nur dem Untergang Geweihte sehen.

41.

Und dieser Theil nun von den Sueven läuft in Germaniens entlegeneres Innere. Naher ist (damit ich, wie kurz vorher dem Rhein, so nun der Donau folge) der Hermunduren Staat, den Römern treu ergeben. Und darum haben sie allein unter den Germanen nicht bloß am Ufer Handelsverkehr, sondern ganz im Innern und in der prachtvollen Römerstadt der Provinz Rhätien: aller Orten gehen sie zu uns herüber und ohne Wächter. Während wir also den übrigen Völkern nur die Waffen zeigen und unsere Lager, öffneten wir diesen die Paläste und Landhäuser, ohne ihr besonderes Begehren. Bei den Hermunduren entspringt die Elbe, einst ein vielgenannter Strom und wohl bekannt; jetzt nur noch gehört.

Empfohlene Zitierweise:
Publius Cornelius Tacitus: Die Germania des Tacitus. Freiburg i. Br.: Herder’sche Verlagshandlung, 1876, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tacitus_Germania_Baumstark_38.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)