Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0064.jpg

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Haus als Zufluchtsort verstattet, denn wird er eingeholt, so unterliegt er den thätlichsten Mishandlungen, die oft sein Leben in Gefahr sezen, ohne deshalb die Billigkeit, vielweniger denn die Gerechtigkeit in Anspruch nehmen zu dürfen.

Cantonnement in und bei Lublin      Das Regiment verweilte einen Theil der Monate Maii und Juny über zwischen Lublin und den Flüßchen Wiprez[1] (Wierpsch ausgesprochen) in Cantonnement, seinen rechten Flügel in Krasnistow[2] gegen Zamosc[3], seinen linken an Lenzna[4] anlehnend, und veränderte sein Quartier, bald nach Lublin zurückgehend, bald wieder vor in seine alte Stellung rückend, mehreremale. – Zwischen West-Gallizien und den rußischpohlnischen Provinzen, bildet der Fluß Bug, und von der Stadt Nur, da, wo er ganz links in seinem Laufe in das Großherzogthum Warschau nach der Weichsel einlenkt, zum Theil die Narew die Grenze. Unsere Cantonnements und dem Bug schied die Wiprez, ein mit ersterem in der Richtung fast paralelle laufendes und an Breite unbedeutendes, jedoch äußerst tiefes, reisendes und gefährliches Flüßchen. Es war die Wiprez unser äußerster AnnäherungsPunct den wir berühren durften, da nach erfolgter rußischer Erklärung, am Bug selbst und an den übrigen äußersten Grenzen nur pohlnische NationalTruppen als Postirung gedultet, jede Annäherung von fremden Truppen aber als Eröfnung der Feindseligkeiten angesehen werden sollte. Da die pohlnischen Truppen, zur großen Armée bestimmt, sich oberhalb Warschau zusammengezogen befanden, so war der Strich zwischen der Wiprez und dem Bug, eine Distanz von ohngefähr 5. bis 6. Stunden in der Breite, ganz von Militaire entblößt, und wir sonach außer aller Verbindung mit selbigen.

     Der Bug war gegenseitig mit Cosaken besezt, die Posten an selbigen unterhielten und den Fluß entlang öfterer patrouillirten. Der Verkehr über selbigen war gegenseitig noch frey, doch wurde einige Wochen vor dem Eintritt der Feindseligkeiten rußischerseits die Communication über selbigen ganz aufgehoben

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Wiprez - die heutige Wieprz
  2. Krasnistow – das heutige Krasnystaw
  3. Zamosc – das heutige Zamość
  4. Lenzna - Bleistiftkorrektur: Lecna, das heutige Łęczna
Empfohlene Zitierweise:
F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0064.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)