Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0087.jpg

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gemäs, dem Manne für jedes dergleichen erbeutete und eingelieferte Pferd einen Kaufpreiß von 20 rt[1] – zusicherte.

     Ein sehr trostreiches Geschick ist es für dem Militaire in Campagne, daß die wenigsten Geschoße ihre vernichtende Bestimmung erreichen, und die meisten dagegen ihr Ziel ganz verfehlen; daß aber auch zuweilen die Wirkungen dergleichen tödtender Werkzeuge noch gleichsam wunderbare Hemmung erhalten, davon hier schließlich noch 2. Beispiele aus der so eben geschilderten Schlacht von Podobna.

     Dem Husar Eisel der 7ten Escadron ging eine 4. bis 6. [Pfund][2] Stückkugel durch den Tzschako durch und durch, und nahm zur jenseitigen Öfnung die im Tzschako aufbewahrte Fouragiermüze mit heraus, ohne weder dem Deckel des Tzschakos und das Oberhaupt des Mannes zu berühren, noch selbiges durch den Druck der Luft zu verlezen. Sie zog dem Manne blos dadurch eine Erschütterung zu, daß sie die unterm Kinn befestigten Bataillen-Bänder sprengte und ihm den Tzschako vom Kopfe warf ohne selbigen zu vernichten. Dieser Mann trug ihn durchlöchert zum Andenken noch so lange fort, bis er später damit bei Luboml in Gefangenschaft gerieth.

     Der zweyte Fall ereignete sich mit dem Husar Kegel der selben Escadron. Eine ähnliche Stückkugel riß ihn den Mantel fort, Futtersack, die Futtertorben [?] und den Frosch von der Pritzsche[3] weg so, daß selbige zusammenknickte, ohne weder den Mann noch das Pferd zu beschädigen. Auch dieser Mann hatte das traurige Geschick, später in feindliche Hände zu gerathen. –

Feindliche Retraite.      Unter fortdauernden Plänkergefecht mit dem feindl. Nachtrabe, erreichten wir am 13ten August Vormittags Kobryn, woselbst wir uns nachts seitwärts des Städtchens lagerten, nachdem unsere AvantGarde den Feind noch bis jenseits verfolgt das Zerstören der daselbst über die Muchawiece führenden Brücke verhindert hatte. Während die Oesterreicher die Verfolgung des Feindes fortsezten, brachten wir den 14ten ejsdem noch daselbst als Rast zu, um unsern erlittenen Verlust in den Regimentern einigermaasen

  1. rt - Reichstaler
  2. Pfund - Im Text steht das Pfundzeichen w ergänzt durch ein kleines gr, vermutlich für: 4-6 Pfund große Kugel
  3. Frosch und Pritzsche - Pritzsche kann als Sattel oder als Handpauke gedeutet werden (zur Diskussion), der Vorgang bleibt schwer erklärlich, deshalb wurde er auch erwähnt.
Empfohlene Zitierweise:
F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0087.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)