Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0091.jpg

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Beraubten aber gewiß sehr zu statten gekommen wäre, gänzlich vernichtet und unbrauchbar gemacht – Zertrümmerte Armatur, in kleine Stückchen zerrißene Kleidungsstücke, Wäsche und andere kleine Bedürfniße bedeckten den Boden, und lieferten den Beweis, mit welchem unkultivirten Feind man es zu thun habe.

     Das vor uns liegende Gehölz in dem unsere Gegner noch weilten und die Tages vorher bekommene Lection machten uns als vorgeschobenen Trupp äußerst behutsam. Wir übernachteten ohne alle Nachtfeuer und in möglichster Stille, recognoscirten den Terrain und die feindliche PostenChaine und veränderten den 27. Aug. unsere Aufstellung mehrere male, ohne dadurch im Ganzen mehr als eine halbe Stunde Boden vorwärts zu gewinnen, in welchem Verhältniß uns die zum Soutien detaschirten Trupps dann nachrückten

     Der Feind hatte sich indeßen nach Turisk zurückgezogen und die Brücke vor der Stadt zu Deckung seiner Retraite vernichtet. Wir stellten selbige mit Hülfe der dasigen Einwohner baldigst wieder her, passirten den 29ten Turisk und bezogen in denen jenseits vor der Stadt gelegenen Scheunen Bivouaq, indeß der Feind sich rückwärts über Kycelin und Torczyn nach Luck[1] dirigirte und den Styr zu gewinnen suchte. Wir hatten bei Turisk eine ziemlich feste Stellung. Unser Rücken und die linke Flanque waren durch Waßer und Sumpf gesichert, den rechten Flügel begrenzte ein mit leichter Infanterie besezter Wald, und zu unserer Front führte von Kycelin her nur ein erhabener schmaler Damm, der von einigen Brücken durchschnitten war, und von weniger Infanterie mit einigen Piecen Artillerie sehr gut vertheidigt werden konnte. Einige Tage Ruhe waren dem Corps und besonders der Cavallerie hinsichtlich der zum Theil in dieser warmen JahresZeit gedrückten und sonst maroden Pferde sehr zu gönnen. Man benuzte daher diese für uns so vortheilhafte Position, und lies uns vom 30. Aug. bis mit 3. Septbr in völliger Ruhe und ganz abgesattelt, halb in Scheunen eingezogen und die andere Hälfte aux bivouaq rasten.

     Wir brachen den 4 Septbr wieder auf, passirten Kycelin, und erreichten bei dem Städtchen Torczyn den äußersten Punct unsers

  1. Luck - verbessert aus: Luczk
Empfohlene Zitierweise:
F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0091.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)