Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0132.jpg

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gefaßt, so waren sie auch wieder wie gewöhnlich unsere treuen unzertrennlichen, obschon ungern gesehenen Begleiter.

Rückblick auf das abgelaufene Jahr 1812, und Aussichten in das angetretene von 1813     Der lezte Tag des Jahres 1812 fand uns in Postirung in und bei Boity ohnfern Sedlice (Sedlitz) Er schwand mit traurigen Rückerinnerungen der Vergangenheit und bangen Ahndungen für die Zukunft. Viel! – sehr viele, die den ersten Tag von ihm heiter und gesund begrüßt hatten, waren nicht mehr, – ein anderer Theil lag unter Krankheit und Schmerzen, gefoltert von den Gedanken, Freunde und Vaterland nicht wieder zu sehen, an Genesung und Rettung zweifelnd in Hospitälern, während der schwache Überrest, auf seiner ungewißen Laufbahn, abgestumpft dahinschwankte, weil, den eingebrochenen vereinten Unfällen nicht entgehen zu können glaubend, sich am Ende Leichtsinn mit gänzlicher Resignation nur allzuoft paarte.

     Der noch abergläubige Theil unterm Landvolk der NiederLausiz sowohl, als der unterem Militaire selbst, profezeyete bei unserm Ausmarsche dem vorseyenden Feldzuge ein tragisches Ende, weil sagten sie, unser Abmarsch in die Marter-Woche, und der Aufbruch selbst, auf den bei dem Landmann so wichtigen, aber auch ominösen Carfreytag fiele. Die spätern Unfälle erfüllten diese Schwachen unter uns mit Jubel weil sie solche als unausbleibliche Folgen ihres WahrsagerGeistes hielten und so krönte der blinde Zufall hier ein Werk des Aberglaubens, der gleich doppelt nachtheilig auf Geist und Körper wirkte.

     Der Vormittag des 1. Januar 1813. begann mit einen Allarm der aber sogleich wieder beseitiget wurde, weil unsere Vedetten einen auf einer Anhöhe erschienenen Schwarm Cosaken für die AvantGarde einer starken Recognoscirung, oder, eines vordringenden Trupps gehalten, der aber bei näherer Beleuchtung weiter nichts war, als eine Patrouille von 60. Pferden, die sich von unserer Stellung überzeugt, darauf im Städtchen Loczyce geplündert und endlich nach
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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0132.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)