Seite:Tagebuch Russlandfeldzug 0157.jpg

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sind, je 2. und 2. mit den Halftern zusammengekoppelt, zu gewißen Tageszeiten ganz allein in die Tränke geschickt werden, obschon dieses süße Waßer gegen 1/4. Stunde von der Stallung entfernt ist, und mehrere Kreuz- und Querwege zu denselben führen. Wir trafen später auf diese zurückkehrenden Pferde, und sie gingen paarweise so ruhig und gedultig hintereinander in ihren Stall zurück, als wenn sie von Jemanden dahin geleitet würden.

     In der zweyten Etage zeichnete sich ein, von zusammengelaufenen abgeträufelten Salzwaßer gebildeter tiefer See aus, der einen weiten Keßel ausfüllte, und wohl an 10. bis 12. Ellen tief war. Da eine an einen Seil gehende Fähre die Verbindung jenseits unterhielt, so kann man schon leicht auf seinen Umfang, und daß er nicht blos der Seltenheit wegen angelegt worden, schließen. Er enthält die stärkste Sohle, die ohne weiteres Gradiren sogleich versotten werden könnte, wenn man sie benuzen wollte. Unser Fährmann versicherte, daß wenn man auch das Unglück hätte hineinzufallen, dieses Waßer wegen seiner Schwere Niemanden sinken ließe. Er habe diese Bemerkung auch einmal dem bekannten rußischen General Subarow mitgetheilt, als er dieses Werk besucht habe, und dieser habe, um sich von der Wahrheit zu überzeugen, seinen Kammerdiener befohlen hineinzuspringen, welche ohne alle Bewegung federleicht oben aufgeschwommen wäre. – Wer sollte in einer Tiefe von 500. Ellen hier wohl eine dergleichen Waßerparthie vermuthen? – Mich mahnte das nachtvolle unterirrdische Dunkel an den Fluß Styx und wenn ich unsern alten weisbärtigen pohlnischen Fährmann als den Charon noch hinzufügte, so konnte ich kein treffenderes Bild finden was mir jene mythologische Reise in die geträumte Unterwelt beßer hätte versinnlichen können als dieses.

     Die ferneren Etagen boten weiter keine besonders ins Auge fallenden Merkwürdigkeiten dar. Daß übrigens zwischen jedem Stockwerke ein Raum von einigen hundert Ellen in seiner wahren Urgestallt liegen bleibt, um dem ganzen Haltbarkeit und Stüze zu geben, kann man leicht denken.

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F. W. Winkler: Bemerkungen über den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1812 und 1813., Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tagebuch_Russlandfeldzug_0157.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)