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an der Wand, und wie der helle Streif langsam weiter rückte, folgten die Augen des Mannes unwillkürlich. Nun trat er über ein kleines Bild in schlichtem schwarzem Rahmen. Elisabeth! sagte der Alte leise; und wie er das Wort gesprochen, war die Zeit verwandelt; er war in seiner Jugend.



Die Kinder.


Bald trat die anmuthige Gestalt eines kleinen Mädchens zu ihm. Sie hieß Elisabeth und mochte fünf Jahre zählen; er selbst war doppelt so alt. Um den Hals trug sie ein rothseidenes Tüchelchen; das ließ ihr hübsch zu den braunen Augen.

Reinhardt! rief sie, wir haben frei, frei! den ganzen Tag keine Schule, und morgen auch nicht.

Reinhardt stellte die Rechentafel, die er schon unterm Arm hatte, flink hinter die Hausthür, und dann liefen beide Kinder durchs Haus in den Garten, und durch die Gartenpforte hinaus auf die Wiese. Die unverhofften Ferien kamen ihnen herrlich zu Statten. Reinhardt hatte hier mit Elisabeths Hülfe ein Haus aus Rasenstücken aufgeführt; darin wollten sie die Sommerabende wohnen; aber es fehlte noch die Bank. Nun ging er gleich an die Arbeit; Nägel, Hammer und die nöthigen Bretter lagen schon bereit. Während dessen

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Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)