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alle Nachhülfe zu bewerkstelligenden Abdrucke eignen. Man muss nachhelfen, zum Behufe des besseren Verständnisses, der Übersichtlichkeit ja der Sauberkeit des Druckes. Das nunmehr von der Mehrzahl der Editoren in Hinsicht auf die Redaction der Urkundentexte in Anwendung gebrachte Verfahren erstreckt sich 1) auf die Auflösung aller Abbreviaturen, 2) auf die Beseitigung der Willkühr in Anwendung der grossen Anfangsbuchstaben, 3) auf die Verbesserung offenbarer Schreibfehler und 4) eine Interpunction, wie sie der Sinn der Urkunde verlangt.

Was die Auflösung der Abkürzungen betrifft, so ergeben sich aber doch mancherlei Schwierigkeiten, die Waitz nicht mit einem Worte berührt. Darauf, dass es ungewöhnliche, irrationelle Abkürzungen giebt, deren Lösung auch für Kenner, ja Altmeister, zweifelhaft bleiben kann, darf freilich kein Gewicht gelegt werden, denn in solchen Fällen würde es doch nichts nützen, wenn man die Abbreviatur beim Abdrucke beibehalten wollte. Kann der Editor, trotz der ihm vorliegenden Urschrift, eine Abkürzung nicht auflösen, so wird der Leser, dem die Autopsie fehlt, in eine noch schlimmere Lage versetzt, selbst dann, wenn er die nöthigen diplomatischen Kenntnisse besitzt, was man doch unmöglich beim ganzen Leserkreise von Urkundenbüchern

Empfohlene Zitierweise:
Karl Heinrich Roth von Schreckenstein: Wie soll man Urkunden ediren?. Verlag der H. Laupp’schen Buchhandlung, Tübingen 1864, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_soll_man_Urkunden_ediren%3F.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)