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den Beruf haben, werden sich auch die weiteren Angaben verschaffen können. Editoren desshalb der Ungenauigkeit bezüchtigen zu wollen, weil nur auf das betreffende Archiv, nicht aber auch auf den betreffenden Schrank u. s. w. genau hingewiesen ist, wäre ein der Pedanterie sehr nahe verwandtes Gebahren.

Muss man Abschriften benützen, so wird es nöthig deren Qualität näher zu bezeichnen. Eine Copia vidimata verdient denn doch den Vorzug vor einer sog. copia vaga, wenn auch nicht unbedingt. Die letztere kann von einem durchaus zuverlässigen und überaus kenntnissreichen Manne gefertigt und daher zu reinwissenschaftlichen Zwecken ungleich brauchbarer sein, als ein von handwerksmässig verfahrenden Tabellionen, auf Grund unrichtiger Lesung und ungenügender Collationirung, in optima forma mit dem Amtssiegel versehenes Vidimus. Namentlich leidet der sprachliche Gehalt der Urkunden bei Copien nicht selten Noth. Ich besitze Dronke’s Handexemplar von Grimm’s Weisthümern. Der genannte Mitherausgeber des berühmten Werkes war in der Lage, an der Stelle später Copien oder Abdrücke, mit denen man sich zur Zeit der Herausgabe dann und wann begnügen musste, in der Folge mehrere der ursprünglichen Aufzeichnung näher stehende Ausfertigungen benützen zu können.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Heinrich Roth von Schreckenstein: Wie soll man Urkunden ediren?. Verlag der H. Laupp’schen Buchhandlung, Tübingen 1864, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_soll_man_Urkunden_ediren%3F.pdf/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)