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Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242

Undatierte Bittschrift Adolfs (Alfs) Slyngerstock an den Herzog von Jülich-Berg.
Düsseldorfer Staatsarchiv. Jülich-Berg. Gesetzgebung etc. No. 5. Or. Papier.

(Inhalt.) Der Bittsteller Ailff Slyngerstock zu Angermund hatte an seinen Pferden „grosse Kränke gehabt“, während den Kühen an der Milch (Molken) viel Schadens geschah. Der Ortsgeistliche Herr Jan Schopen (meines Kirchspiels Herr), den er befragt, erteilte ihm Rat, worauf die Krankheit etwas nachliess. Als er „des Raths abliess“, wurde es mit dem Zustande des Viehs schlimmer. Alf fragte hierauf den Pastor Jan zu Huckingen um Rat, der ihm Rat erteilte, worauf aber ebenfalls der Zustand später nur noch schlimmer sich gestaltete.[1] Alf befragte hierauf in Alpen den Meister Konrad Steinbrecher, der die Milch besah, sie als bezauberte erklärte, auch die Zauberin mit Namen nannte. Meister Konrad gab dem Bittsteller hierüber einen Brief an Kellner v. Plettenberg und Richter Wilhelm v. Hammerstein in Angermund-Ratingen mit. Dieser Brief beginnt mit der Anrufung der Namen Jesus und der Mutter der Gnaden, und in der Fortsetzung wird erklärt, dass Meister Konrad die Milch (Molken), die keine Butter gebe, als bezaubert erkannt und dass Irmgen Neckels zur Rechten gesessen habe. Irmgen sei also die Zauberin. Meister Konrad stellte sich zur Erbringung weiterer Beweise zur Verfügung der Richter. –

Nachher ist Meister Konrad selbst in Angermund gewesen und hat der Irmgen Neckels ins Gesicht gesagt, dass sie eine Zauberin sei. Darauf ist Irmgen nach Alpen zu Meister Konrad gegangen und hat ihm ein reisiges Pferd geboten, dass er sie nicht weiter öffentlich beschäme (verscheme), sondern sie ihre Dinge thun lasse. Dies hat Meister Konrad zwei Leuten zu Angermund gesagt.

Als ich, so etwa fährt A. Slyngerstock fort, den Brief des Meisters Konrad in Angermund-Ratingen übergab, sind Irmgens Freunde und Parteien jämmerlich über mich armen Mann hergefallen. Man hat Irmgen und mich ins Gefängnis gesetzt. Ich habe fünf Wochen müssen sitzen und um aus dem Gefängnisse befreit zu werden, Bürgen stellen müssen, obschon ich Irmgen nur insoweit zu nahe getreten bin, als es den Inhalt des Briefes des Meisters Konrad betrifft. … Es folgt die Bitte um Anordnung weiterer Untersuchung in dieser Sache.

Ebenfalls undatiert, jedenfalls auch der Zeit 1499–1500 angehörig, ist der Entwurf einer beiliegenden Bittschrift, in welcher Trinchen von Alpen dem Herzog von Jülich-Berg klagt, ihre arme Mutter Mettel aus Alpen sitze unter der Anklage der Zauberei zu Ratingen im Gefängnis. Verschiedene Male habe sie der dortige Scharfrichter mit „unmeisliger pinen“ versucht. Darauf habe auch der Wahrsager Meister Konrad von Alpen seine Kunst im


  1. Auch hier wieder die Wendung: „Sobald Adolf des Raths affliesse, do wart id arger“.
Empfohlene Zitierweise:
Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242. Düsseldorf: Ed. Lintz, 1898, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zauberwesen_und_Hexenwahn_am_Niederrhein.djvu/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)