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Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242

gerade den alleralbernsten Erzählungen einen Platz in ihrem Werk eingeräumt. Teilweise hierdurch erklären sich die im Hexenhammer neben unbegreiflichen Thorheiten vorhandenen, längst nachgewiesenen inneren Widersprüche und der Stempel des Irrsinns, der so manchen Erzählungen unverkennbar anhaftet, so wenig Wahrscheinlichkeit auch dafür spricht, dass die Verfasser unter dem Einfluss einer geistigen Störung ihr Werk vollendeten. „Der Hexenhammer“, sagt O. Snell,[1] „ist voll von Verwirrung, von Wiederholungen und Widersprüchen“. Scherr hält ihn sogar für die Arbeit eines wahnsinnigen Mönchs, was aber Th. Kirchhoff[2] entschieden zurückweist. Eine abschliessende Arbeit steht noch aus. In neuester Zeit hat J. Hansen[3] eine Würdigung des Malleus in Aussicht genommen im Sinne eines Nachweises darüber, was in ihm neu und was nur aus älteren Quellen übernommen ist, in welchen Fragen er einfach die allgemeinen oder doch die von einer ganzen Richtung vertretenen Anschauungen wiedergiebt, und in welchen er selbständig neuen Ansichten Geltung zu verschaffen sucht. Die Bibliographie des Werkes hat derselbe Historiker in ausgezeichneter Weise klar gestellt.[4] Wir wissen jetzt, dass es mindestens 25 verschiedene Ausgaben des Hexenhammers giebt, dass das beigedruckte sogenannte Gutachten der Kölner theologischen Fakultät im wesentlichen auf einer Fälschung beruht, und dass der Empfehlungsbrief Maximilians I. anderweitig nicht ermittelt ist.[5] Den Hauptanteil an der Abfassung des Hexenhammers hat Institoris;[6] das ganze Werk ist mehr dem Oberrhein,


  1. A. a. O., S. 32.
  2. Th. Kirchhoff, Grundriss einer Geschichte der deutschen Irrenpflege, Berlin 1890, S. 45.
  3. A. a. O., S. 121.
  4. A. a. O., S. 122 ff. Vielleicht sind noch drei andere Ausgaben des Malleus von 1620, 1660 und 1666 hinzuzurechnen. Vgl. Th. Grässe, Bibliotheca magica et pneumat. Leipzig 1843, S. 32 und K. Kiesewetter, Geschichte des Occultismus Teil II, die Geheimwissenschaften. Leipzig 1895, S. 479. K. Kiesewetter will auch eine deutsche Uebersetzung des Malleus kennen, die in „Joh. Reichens unterschiedliche Schriften vom Unfug des Hexenprozesses“, Halle 1703 erschienen sei. Diese Uebersetzung ist mir nicht zugänglich geworden; wahrscheinlich handelt es sich nur um einen Auszug.
  5. Nach mir gemachter gütiger Privatmitteilung kennt auch Herr Prof. Ulmann in Greifswald, Verfasser einer Biographie Maximilians I., für den gen. Empfehlungsbrief keine andere Quelle als den Hexenhammer.
  6. J. Hansen a. a. O., S. 124 und S. 156.
Empfohlene Zitierweise:
Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242. Düsseldorf: Ed. Lintz, 1898, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zauberwesen_und_Hexenwahn_am_Niederrhein.djvu/45&oldid=- (Version vom 1.8.2018)