Stunden der Andacht/Bei Erkrankung des Vaters

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
« Für Pflegeeltern Stunden der Andacht Bei Erkrankung der Mutter »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
[101]
Gebet bei Erkrankung des Vaters.

„Du sollst dienen dem Ewigen, deinem Gotte,
Dann wird er seinen Segen auf deine Nahrung legen,
Und jede Krankheit aus[WS 1] deinem Innern entfernen.“
 (2. B. M. 23–25.)

Mehr in Thränen als in Worten ergießt sich heute mein Gebet vor dir, Allerbarmer, in Thränen heiß und brennend, erzeugt von Angst und Weh! Was ist auch betrübender für ein kindliches Herz, als den geliebten Vater krank und schmerzvoll zu wissen; was ist erschütternder als der Gedanke auch nur an die entfernteste Möglichkeit, ihn, die Säule und die Krone unseres Hauses, den treuen Freund, Ernährer und Berather verlieren zu können! und wie ich auch auf dich vertraue, mein Gott und Herr – den er mich lieben und erkennen gelehrt – und wie sehr ich auch meine Hoffnung und Zuversicht auf deine Barmherzigkeit setze, so ist es doch in Zagen und Bangen, daß ich vor dich hinsinke, um von dir das Leben, die Gesundheit meines geliebten Vaters zu erflehen. Es ist ja dein Wort an uns: „Ihr sollet mein Antlitz suchen. Nun suche ich sehnsuchtsvoll, o Herr, dein Antlitz, verbirg es nicht vor mir.“ Erhöre mein kindliches, inbrünstiges Flehen, laß nicht vergebens vor dir fließen meine Thränen, erbarme dich meines guten Vaters, erquicke ihn mit dem milden Thau deiner Gnade, träufle deinen lindernden, heilenden Balsam erbarmungsvoll auf ihn nieder, und laß die Strahlen deiner Huld und Liebe auf ihn fallen, daß er in ihrer belebenden Wärme sich aufrichte in verjüngter Lebenskraft und Lebensfrische. Vergib ihm, Allgütiger, wo er irgend gefehlt vor dir, und gedenke all des Guten, das er gethan, der Werke der Milde und des Wohlwollens die er geübt, der väterlichen Liebe und Treue, die er im Herzen trägt und hegt, und laß sie als mächtige Fürsprache an deinem Throne deinen Beistand und deine Hilfe für ihn herabrufen.

Möge mein tiefsinniges, heißes Flehen zu dir gelangen, mögest du dich gnadenvoll zu meinem Gebete niederneigen, daß uns bald erscheine die Stunde der Rettung, die Stunde des Heils und unsre angstvollen Thränen sich verwandeln in Thränen des Dankes, in Thränen der Freude und des Jubels vor dir, du Heil- und Segenspender. Amen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: au