Stunden der Andacht/Gebet nach überstandener Gefahr

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« Gebet auf der Reise Stunden der Andacht Gebet während einer Seefahrt »
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Nach einer überstandenen Gefahr.

„Du hast errettet meine Seele vom Tode,
Mein Auge befreit von Thränen,
Meinen Fuß vom Falle.”
 (Ps.116, 8.)

„In der Enge rief ich zu dir, o Herr, und du halfst mir auf.“ Angst und Zagen durchbebte meine Seele, denn Gefahr umschwebte mich und die Noth war groß. Dank dir, mein Gott, die Gefahr ist vorüber, ich athme wieder frei; mein Herz, beengt von Furcht und Schrecken, erweitert sich wieder, und aus beruhigter Seele steigt mein Gebet zu dir empor, der du die Fittige deiner Huld über mich ausgebreitet, und mit deiner Allmacht mich beschützt hast in der Stunde der Noth und der Bedrängniß.

Gott, mein Gott, was wären wir und was würde aus uns werden, wenn dein Vaterauge nicht über uns wachen, deine Vaterhand uns nicht schützen würde in Gefahr und Noth! Wie groß, wie unendlich erhaben bist du in deiner Güte und Liebe für uns, dein Auge wacht über uns, du hegst und trägst uns an deinem Vaterherzen, ohne dich fällt kein Haar von unserm Haupte! Nicht immer sehen wir die Gefahr, die uns umschwebt, nicht immer kennen wir das Uebel, das uns drohet, doch die Engel Gottes lagern rings um seine Verehrer, um sie zu erretten, und wenn wir schon dem Elende zu erliegen glauben, wenn von allen Seiten die Vernichtung uns umschwebt, wenn wir zur Einsicht gelangen, daß alle unsre Macht und Kraft eine nichtige ist, uns nicht zu schützen und zu retten vermag: dann sendest du dein göttlich Wort und es fliehet die Gefahr, wie ein Schatten dahinflieht und schwindet, und es verwandelt sich die Finsterniß in Licht, die Angst in Jubel und Freude.

[123]

„Am Abend noch Thränen und Trauerklang.
Am Morgen schon Freude und Jubelsang.”
 (Ps. 30, 6.)

Drum, mein Gott, will ich stets dir vertrauen, mich dir weihen mit Herz und Seele, und nie vergessen, daß wie drohend und bedrängt auch unsre Lage sei, „deine Hand nimmer zu kurz ist, um zu helfen,” daß du nach deiner unerforschlichen Weisheit und Gerechtigkeit die Loose austheilst, und daß es nur ein einziges wahres Uebel für den Menschen gibt; wenn er nämlich durch seine Sünden seines eigenen frohen Selbstbewußtseins und deines göttlichen Wohlgefallens verlustig wird. – O daß ich niemals so unglücklich werden, daß deine Huld niemals von mir weichen möge.

Unter deinem Schirme, Vater, bin ich geschützt, unter deinem Schilde geborgen immerdar. Hilf uns, Gott, und es ist uns geholfen, denn du bist unser Ruhm. Amen.