Sturmnacht

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Autor: Theodor Storm
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Titel: Sturmnacht
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aus: Sommergeschichten und Lieder, S. 20-22
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1851
Verlag: Duncker
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung: Gedicht
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[20]
Sturmnacht.

Im Hinterhaus im Fliesensaal
Ueber Urgroßmutters Tische und Bänke,
Ueber die alten Schatullen und Schränke
Wandelt der zitternde Mondenstrahl.

5
Vom Wald kommt der Wind,

Und fährt an die Scheiben;
Und geschwind, geschwind
Schwatzt er ein Wort,
Und dann wieder fort

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Zum Wald über Föhren und Eiben.

Da wird auch das alte verzauberte Holz
Da drinnen lebendig;
Wie sonst im Walde will es stolz
Die Kronen schütteln unbändig,

15
Mit den Aesten greifen hinaus in die Nacht,
[21]

Mit dem Sturm sich schaukeln in brausender Jagd,
Mit den Blättern im Uebermuth rauschen;
Beim Tanz im Flug
Durch Wolkenzug

20
Mit dem Mondlicht silberne Blicke tauschen.

Da müht sich der Lehnstuhl die Arme zu recken,
Den Roccoccofuß will das Kanapee strecken,
In der Kommode die Schubfächer drängen
Und wollen die rostigen Schlösser sprengen;

25
Der Eichschrank unter dem kleinen Troß

Steht da ein finsterer Koloß.
Traumhaft regt er die Klauen an,
Ihm zuckt’s in der verlornen Krone;
Doch bricht er nicht den schweren Bann.

30
Und draußen pfeift ihm der Wind zum Hohne,

Und fährt an die Läden und rüttelt mit Macht,
Bläst durch die Ritzen, grunzt und lacht,
Schmeißt die Fledermäuse, die kleinen Gespenster
Klitschend gegen die rasselnden Fenster.

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Die glupen dumm neugierig hinein -

Da drinn’ steht voll der Mondenschein.
     Aber droben im Haus
Im behaglichen Zimmer
Beim Sturmgebraus

40
Saßen und schwatzten die Alten noch immer,
[22]

Nicht hörend, wie drunten die Saalthür sprang,
Wie ein Klang war erwacht
Aus der lautlosen Nacht,
Der schollernd drang

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Ueber Trepp’ und Gang,

Daß dran in der Kammer die Kinder mit Schrecken
Auffuhren und schlüpften unter die Decken.