Topographia Austriacarum: Tuln

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Topographia Germaniae
Tuln (heute: Tulln an der Donau)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1679, S. 20–21.
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Tuln / Tulna.

Diß ist ein gar alte Landsfürstlich Unter-Oesterreichische Statt / 6. Meileen unterhalb Crembs / und 4. ober Wien / und einen zimlichen Weg von der Thonau / an dem Wasser gleiches Nahmens / gelegen; da herumb man noch vor etlichen Jahren alte Müntzen / und dergleichen gefunden hat. Besiehe von alten Schrifften allhie Lazium de Rep. Rom. fol. 209. 558. und 618. der auch am 1101. Blat sagt / daß sich das Feld herumb weit erstrecke / so von der Statt den Nahmen habe; und nicht allein wegen deß Getraids- und Weinbaus; sondern auch deß stätigen gesunden Luffts halber / berühmt seye; durch welches Tulnerfeld die Trasam fliesse / die ihren Nahmen / wie Er nicht zweiffle / daher bekommen / weilen die Römer / als vor Zeiten Herren diß Orts / solch Feld / oder Strich Landes / Terram Sanam werden genant haben; so die Teutschen / welche den Römern succedirt, auff ihre Weise außgesprochen / und verkürtzter das Feld Trasamam, und das besagte Wasser die Trasmam geheissen. Welches dann abermals deß Lazii Muthmassung / dergleichen Er in angezogenem seinem sehr grossen Werck viel hat. Es seye aber die Landschafft herumb / so gut als sie wolle / so solle doch zu Tuln in den Wirtshäusern theur zu zehren seyn. Es hat ein Nonnen-Closter / so gutes Einkommen / zum H. Creutz genant / vom Käiser Rudolpho I. nach dem wider Ottocarum, den König in Böheim / erhaltenen Sieg / seinem Gelübd gemäß / gestifftet; dessen Sohn Hartmann. der es gar außgebauet / neben seinem Bruder Friderico, auch allda begraben liegt. Ist sonsten auch ein Pfarrkirchen allda / mit 2. Thürn / und ein Capuciner Closter. Es haben sich in- und bey dieser Statt unterschiedlich denckwürdige Sachen begeben. Dann bey solcher der Römische Landpfleger Matrinus von den Hunnen erlegt / und umgebracht worden ist. Es seynd gleichwol der Hunnen auch auff die 40. tausend / und unter denselben ihre Obristen Bela, Keme, und Kadicha, blieben. Nach erhaltenem Sieg / haben die Hunnen den Attilam zu ihrem König gemacht. Folgends / zun Zeiten Käiser Heinrichs deß III. hat König Ovo auß Ungarn (welchen die Stände an König Peters Statt erwählet hatten) diese Statt in der Faßnacht unversehens überfallen / dieselbe angezündet / und alle die / so sich zur Wehr satzten / erschlagen / also daß alle Gassen voll todter Cörper lagen. Er ließ die Gefangene / wie das Vieh / in Ungarn treiben / und brachte einen grossen Raub davon. Höchstgedachtem Käiser Rudolphen dem Ersten hat Tuln die Thor freywillig auffgethan. Anno 1477. hat sich diese Statt dem König Matthiae Corvino auß Ungarn ergeben. Anno 1627. ist auff dem Tulnerfeld ein Hirsch gefällt worden / so 575. Pfund gewogen. Anno 1642. ist ein neues Thor allhie gebauet worden; daran / wie einer berichtet / oben ein gelber Stern; unten aber ein Lux / so im Munde ein brennende Fackel hält: Und in der Mitte / 3. weisse Lilien / und ein Bischoffs-Stab / [21] Stab / in Creutzform gemahlet / mit dieser Uberschrifft IHSMAR. Anno 1642. gesehen werden. Siehe Abrahamum Bakschay in Chronologia de Regibus Hungariae, Aventinum lib. 5. Annal. Cuspinianum in Rudolpho Caes. und andere mehr.

Gerardus de Roo schreibet / daß gegen Tuln über Trebensee / ein schöner Marckt liege / so dem Bischoff von Passau gehörig seye.