Topographia Bavariae: Freising

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Topographia Germaniae
Freising
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main Merian 1644, S. 17–20.
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[17]
Freising / Fruxinum.

Diese Bischoffliche Residentz Statt ligt an der Mosach / so sich bald hernach in die Isar ergeust / ziemlich lustig vnnd anmuthig / vnnd etwas in der Höhe / sonderlich das Fürstlich Bischoffliche Schloß auff einem Berg / da es schönes lauters Wassers gibt; wiewol es / wann man von Mönchen / so fünff kleine Meylen von hier gelegen / hieher reyset / ziemlich Morast hat / vnd das weite Feld herumb / nach Gelegenheit deß Landes / etwas rauch / doch fruchtbar ist.

Bischoff Otto / Marggraf Leopolds von Oesterreich Sohn / der Anno 1158. gestorben / vnnd allhie begraben ligt / hat die schöne deß besagten Bergs / vnd dieser Statt (von der man 9. Meylen nach Augspurg / 7. gen Ingolstatt / vnd 12 nach Regenspurg hat) Gelegenheit / im fünfften Buch am 24. Capitel / beschrieben / auß welchem P. Bertius seine Beschreibung genommen hat. Man kan auch da schöne Jagten anstellen / vnnd ist der nahgelegene Forst zum bawen vnd brennen / den Bürgern gar nützlich. Man hält darfür / daß diese Statt seye gebawet worden / zu der Zeit / als die Römer diesen Theil deß Bäyer-Lands / so von dem Gestad der Thonaw / biß an die Alpen sich erstreckt / durch Ihre Landpfleger haben verwalten lassen. Man will auß / daß allbereyt vmbs Jahr 444. eine Kirch / zu Ehren der Jungfrawen Mariae auf dem Berg allhie seye erbawet worden / welche / vnd nicht S. Peters Capell / wie Theils gewolt / die erste gewesen. Von dem Benedictiner Closter WeichenStephan / so bey dieser Statt / oben auf dem hohen Berg Tetmos, oder Tetmons ligt / schreibet Gaspar Bruschius, daß daselbst zu höchst auff dem Berg ein Schloß gestanden / in welchem König Pipinus auß Franckreich / Item Carolomannus, Hoff gehalten haben. Besiehe von diesem Closter / vnd Abbtey / WeichenStephan / tom. 3. Metrop. Salisburg. fol. 455. seq. Item von S. Andreas Weltlichen Stifft oder Probstey / oder Collegiata Ecclesia Canonicorum secularium, auf dem Berg; wie auch S. Johanns deß Täuffers Stifft / oder Probstey allhie / tom. 2. Metrop. folio 106. et 435. seqq. daselbst ingleichem f. 527. seqq. Von dem Newem Stifft / oder Nova Cella, einem Closter oder Probstey / Praemonstrater Ordens / ausser der Statt Freysingen / wo die Isar vnd Mosa zusammen fliessen / gelegen / zu lesen; daselbß in der Kirchen die H. Marinus vnd Teclanus, vnd in dises Closters Filial Kirchen zu S. Michael in Dintenhausen / der H. Eberhard / den man einen Viehhirten selbigen Dorffs gewest zu seyn halten thut / ruhen; zu welches letzten Grab vil Walfahrten geschehen / darauß man die Erden nimbt / vnd solche in die Häuser vnd Ställe thut / vnd dem Viehe gebrauchet. Zu dem besagten NewStifft zu S. Peter vnd Paul / gehöret die Herrschafft Eberstoff in Vnder Oesterreich: Vnd dann / so ist von S. Veit Stifft nahend der Statt / so eine Probstey / auch gemeldtes Buch / oder Metropolis Salisburg tom. 5. fol. 435. zu sehen. Es hat dise Statt zu vnderschiedlichen Zeiten / sonderlich von den Vngarn / vil außgestanden; vnd ist An. 1086. von den Sachsen / in den Osterfeyrtagen / als sie wider Käyser Heinrichen gekrieget / eingenommen worden; hat auch Hertzog Heinrich der Eylffte in Bäyern den Geistlichen zu Freising ihre Flecken vnnd Vesten zerbrochen / vnd Freising hart gestrafft / weil die es mit Hertzog Welphen hielten vnd zoge Er vnd Käyser Conrad der Dritte / darfür; wie Aventinus schreibet; vnnd brandte diese Statt zun Zeiten Käyser Friederichs deß Ersten / Anno 1159. etliche wenig Monat / nach dem Bischoff Otto / der Historicus, gestorben war / mit dem Thumb / allen Kirchen vnd Zierden / gar auß. Anno 1632. im Aprilen / ward sie vom König auß Schweden eingenommen.


[18] Was das Bisthumb allhie anbelangt / so ist am ersten demselbigen der H. Corbinianus vorgestanden / dessen Leben gedachter Otto Frisingensis, an obangezogenem Ort / Marcus Welserus, libro 4. rerum Boicarum, p. 256. seqq. Andreas Brunner part. 1. Annal. Boicorum, p. 644. seqq. et 718. seqq. vnnd andere mehr / beschrieben haben. Er hat S. Benedicten Kirch vnnd Closter / allhie auffgerichtet. Hundius vermeynt / Er seye vmbs Jahr 710. hieher kommen / vnnd dem Bisthumb 20. Jahr vorgestanden. Von Theils wirdt sein Todt in das Jahr 738. oder etwas weiters hinauß / gesetzt. Ihme haben Erimbertus, Josephus, Aribo (oder Arbio, oder Haeres, so auch deß gedachten H. Corbiniani Leben beschrieben /) Atto, (An. 782. erwöhlet / vnd Anno 810. gestorben /) Hitto, Erchenbertus, Anno, Arnolphus, vnd der 10. oder nach Theils Meynung / der 9. in der Ordnung / Walthon, Waltho, VValdo, oder Valdo, succedirt, zu welches letzten Zeiten das berümbte Evangelien Buch im Fränckischen Reymen vmbs Jahr 880. von dem Priester Siegfrieden / auß dem Lateinischen / in dieselbe gebracht / geschrieben worden / so Beatus Rhenanus, in S. Corbiniani Bücher Schrein allhie / als er deß Livii halber ab dem Reichstag zu Augspurg hieher gereyst war / ohngefehr gefunden / vnd darauß geschlossen / daß die Francken / so vber den Rhein in Gallien gezogen / vnnd daselbsten ein newes Königreich aufgerichtet / müssen Teutsch geredt haben; wie hievon bey ihme lib. 2. rerum Germanic. vnter dem Titul / Franci Germani, eâ sunt usi linguâ, zu lesen. In der Vorrede stehet vnder anderm:

Hier horesio Zi guate
VVas Got imo gebiete,
Thaz wir imo hiar sungun
In Frankisga Zungun.
Nu freuues sihes alle,
Se VVerso VVola VVolle
Joh VVersi hold in muate
Francono thuate.

Jetziger Zeit ist solches Buch / wie man berichtet / zu Freisingen nicht mehr geschrieben vorhanden; aber weil es / wie obgedachter Bertius bezeuget / zu Basel getruckt worden / so wirdt es in alten Biliothecken noch wol zubekommen seyn. Besagtem VValthoni hat succedirt Utto, oder Otho, diesem Dracolphus, diesem VVolframus, vnnd deme andere / als Lampertus, Abraham, Gothschalcus, Fridericus, (den Theils außlassen; andere sagen / daß zu dessen Zeiten Käyser Otho der 3. Anno 996. der Statt Freysingen den Marckt / vnd Freyheit zu Müntzen / sampt dem Zoll / geben habe.) Egibertus, oder Engelbertus, ein Graff von Moßburg / so von seinen Gütern das Stifft wol begabet / das Chor-Herren Stifft zu WeichenStephen in ein Benedictiner Closter verändert / vnd den Probst / vnd 6. Canonicos, in die S. Veits Kirchen / mitten auff dem Berg bey Freising gelegen / versetzt / vnd Anno 1039. gestorben. Ihme haben gefolget / Nicerus, oder Nitgerus, oder Nizo, Ellenhardus, (so das Collegiat Stifft bey Sanct Andreae auff dem Freisinigschen Berg / nahendt der Bischofflichen Kirch / aufrgerichtet hat /) Meginwardus, Heinrich von Eberstorff / Otto Marggraff von Oesterreich / dessen obgedacht worden / vnnd der von Theils für den 20. von Theils den 22. vom Hundio aber den 23. Bischoff ahllhie / gesetzt wirdt. Ihme hat succedirt Albertus, diesem Otto der Ander; nach welchem kommen seyn / Geroldus, Conradus I. Conradus II. ein Wildgraff / vnd Vetter Hertzogs Ludwigen in Bäyern / Fridericus, Emicho, Conradus III. Gottfridus (so die CollegiatKirch zu S. Johann Baptista gestifftet) Johannes, so An. 1324. gestorben / vnd dessen Grabschrifft also lautet:

Lux Decretorum Johannes vas et honorum
Hic est fossatus, qui bis erat cathedratus,
Huic finem vernae VI. Maij tribuere calendae.

Auff ihn haben gefolget Conradus IV., Johannes II. Leopoldus oder Leutoldus, Albertus Graff von Hohenberg vnd Haigerloch / deß Päpstischen Rechts Doctor / so von Theils für den 33. vom Hundio den 37. von andern / den 35. Bischoff allhie gehalten wird / vnd der Anno 1359. gestorben ist.

[T7]

[19] Paul, Leopoldus, Herman, ein Graf von Cilly. Johan. III. Grienwalder genant; wider welchen Papst Martinus der Fünffte / Nicodemum de Scala, deß Veronensischen Geschlechts / gesetzt / so beim Hundio in der Zahl der 44. bey Theils der 41. Bischoff / vnd der Anno 1443. zu Wien gestorben / auch daselbst bey den Augustinern begraben worden ist. Nach seinem Todte ist gedachter Johannes Grüenwald rechter Bischoff allhie worden / deme succedirt haben / Johannes 4. Sixtus von Tannberg; Philippus Pfaltzgraff bey Rhein / der 48. Bischoff beym Hundio, so Anno 1540. gestorben; vnnd diesem Pfaltzgraf Heinrich; deme Leo, diesem Mauritius, deme Ernestus Hertzog in Bäyern; diesem Stephanus von Seibolstorff / so Anno 1618. gestorben; vnd deme Herr Veit Adam Geebeck; Zu dessen Coadjutorn / vnnd künfftigen Successorn / im Aprili Anno 1639. erwöhlet / Herr Albrecht Sigismund / Hertzog in O. vnd N. Bäyern / Herrn Hertzogen Alberti, Herr Sohn. Es erkennet der Bischoff zu Freisingen in Geistlichen Sachen den Ertzbischoff zu Saltzburg für seinen Oberherrn. Er hat nit allein sein ResidentzStatt Freising / sondern auch andere feine Orth in Bäyern / vnd erstreckt sich sein Bisthumb gegen Tyrol hinan. In Oesterreich hat er die Statt Bäyrisch Waithofen; vnd in Crain die Statt Lack / oder BischoffsLack / sampt andern Gütern mehr / in selbigen Landen. Von den vier Erb-Aembtern dieses Bistthumbs / ist obgedachter Hundius tomo 1. Metrop. Salisb. fol. 101. zu lesen; welche zu seiner Zeit / als deß Truchsässen / oder Erb-Kuchenmeisters / die von Freundsperg / (jetzt von Sebolsdorff;) deß Marschalcken / die von Pientzenaw; deß Cammerers / Christoff Raindorffer (vnd noch der Zeit die von Raindorff;) vnnd deß Mund- oder Erbschencken Ampt die von Preising / verwaltet haben. Vnder den 24. Domherren waren An. 1643. Herr Ernst / Cardinal von Harrach / Ertz-Bischoff zu Prag / Fürst vnd Legat deß Römischen Stuls / Primas deß Königreichs Böheimb / ThumbProbst. Herr Johann Georg Freyherr von Puech / Thumb-Dechant. H. Johann Anthoni Gaßner / der H. Schrifft D. Scholasticus vnnd Official. H. Georg Otto Lösch / zu Hilckershausen / Custos, Senior. Herr Frantz Wilhelm Bischoff zu Oßnabrück / Graf zu Wartenberg. H. Johan Conrad Wagner / der H. Schrifft D. Proton. Apost. vnd Vicarius Generalis. H. Johann Adoph Geebeck / von vnd zu Arnbach / etc.

In deß H. Limnaei tomo 4. de Jure public. stehet / pag. 484. das Stifft Freysingen habe nicht mehr / als 13. Aembter / darunter 8. in den Oesterreichischen Erblanden / vnd 2. im Fürstenthumb Bäyern (welche an dem Ort / wo sie seyn / zu verstewren) gelegen: restiren 3. davon der Herr Bischoff die Steuren immediatè erhebe. Daselbsten ist auch am 583. Blat / ein Extract der Information-Schrifft zu lesen / welche auff dem Reichs-Tage zu Regenspurg / Anno 1641. der mit doppelen Anschägen beschwärten Ertz- vnd Bischöffen / Saltzburg / Bamberg / Freysingen / Regenspurg / vnd Passaw / Gesandten / denen Chur- vnnd Fürstlichen / auch übriger Ständte Gesandten / vnnd Pottschafften / übergeben: Vnd hergegen pagin. 688. seqq. Was auff solche Klag / die Oesterreichischen Gesandten vorgebracht / vnnd ihr Recht / vnnd Gerechtigkeit außgeführet haben. Es gibt aber dieses Stifft Monatlich dem Reich 12. zu Roß / 80. zu Fuß / oder an Gelt 464. Gülden; vnnd zu Vnterhaltung deß Cammergerichts zu Speyer / Jährlich / nach dem erhöchten Anschlag / 125. fl. der Thaler zu 69. Kr. gerechnet. Der Zeit ist allhie Bischoff Herr Albrecht Sigismund / Hertzog in Ober- vnd NiderBäyern. An. 1634. giengen Hertzog Bernhard von Sachsen / vnd der FeldMarschall Horn / hierher / vnnd ferners auff Moßburg / als sie Regenspurg entsetzen wolten. An. 1646. ward diese Statt / von den Schwedischen überstiegen / vnd 400. Wildschützen darin nidergemacht. An. 48. bekamen sie / vnd die Frantzosen / diesen Orth abermals. Sihe vnten Rain.

Als wir mit Beschreibung der Statt Freising allbereit fertig gewesen / ist vns auß Bäyern folgende Description zukommen / welche / weil sie auß der HauptTraditionBuch dieses Löbl. Stifftes / vnnd andern desselben sonderbaren Verzeichnussen vnnd Schrifften / scheinet genommen zu seyn / auch die [20] vorgehende Beschreibung in viel Wege erkläret / vnnd weiters außführet / wir auch hieher von Wort zu Worten haben setzen wollen / welche dann also lautet: