Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Teschen

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Topographia Germaniae
Teschen (heute: Cieszyn)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 184–185.
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Teschen / Tessin.

Dieses ist fast die älteste Stadt in Ober-Schlesien / welche ihren Namen von deß Lesci III. in Polen Sohn / dem Cessimiro, oder Gessimiro, bekommen haben solle; weilen er um das Jahr Christi 810. das Schloß und die Stadt Teschen anfänglich erbauet / und nach seinem Namen genennet hat. Ligt zwischen 2. Flüssen / nemlich der Weixel / so unter Teschen / neben der Plesse / sich auff Polen zu wendet / und zu einem mächtigen grossen Haupt-Wasser wird; und der Else / so ein schnelles Wasser / das bey Oderberg in die Oder einrinnet. Sonsten ligt die Stadt Teschen an den Gräntzen / zwischen Schlesien / Mähren / Klein-Polen und Ungarn / 13. Meilen von Cracau / 12. Meilen von Olmütz und 11. Meilen von der Syleine in Ungarn. Gegen dem Dorff Puntzen liget sie in der Höhe; aber die lange Gasse / gegen dem Schloß zu / liget in einem Thal. Die Lufft an diesem Ort ist auß den Gebürgen frisch / gesund und sehr bequem / so wol den Menschen / als dem Viehe. Uber der Stadt ist an Holtz ein grosser Uberfluß: dannenher es sehr wolfeil ist. Die Victualien sind auch gar wol zu erlangen: Wildpret und grosse Vögel hat man da gar reichlich; und auß Ungarn werden die köstliche Wein / und Früchten / in grosser Menge gebracht; und will fast nichts / so zu deß Menschen Unterhalt / und Wollust / dienstlich / an diesem Orte mangeln: und seyn die besagte Wasser / als die Weixel / so etwas abgelegen / und die Elsa / so nahe ist / fischreich. Man siehet da zweyerley Gebürg. Dann / Auffgangwerts / berühret das Carpatisch Gebürg Schlesien / scheidet dasselbe bey Teschen und Beuthen / von Ungarn und Polen / und wird das Ungarisch Gebürg / von dem gemeinen Mann aber die Jablunka genant / so überauß reich an Silber und Bley ist. Man nennet die Inwohner dieses Gebürgs Walachen / deren im Jahr 1643. eine gute Anzahl sich zu denen in Mähren gelegenen Schwedischen gesellet / und den Käiserlichen Abbruch thun helffen; aber darüber auch zu kurtz kommen seyn. Gegen Mittag hat es einen Strich der Sudödischen Gebürge / so am Ende deß Glatzischen Gebürge anheben / und im Teschnischen Fürstenthum / bey der Spitzen deß Ungarischen Gebürgs / sich enden. Dieses scheidet Mähren und Schlesien / und wird das Mährische Gebürg / ins gemein aber das Gesencke genant. Es hat die Stadt Teschen starcke und veste Thor / auch dicke Mauren. Von Kirchen ist sonderlich die im Prediger-Closter zu sehen / so schön / hoch / liecht und groß ist / und in welcher die Hertzogen zu Teschen ihre Fürstliche Grufft / und Erb-Begräbnuß / haben. Neben dieser / ist die Stadt-Kirche / darinn man Böhmisch prediget. Dann die Burgerschafft allhie zum theil Teutsch / und zum theil Böhmisch ist. Auff der Fürstlichen Burgk ist auch eine alte gemauerte Kirch / welche / vorzeiten / ein Heydnischer Tempel gewesen. Es ligt diese Fürstliche Residentz auff einem ziemlich hohen Berg / und ist wol bevestigt. Zum Eingang stehen unter dem Thor-Gewölbe / so etwas in die Runde gebauet ist / viel unterschiedliche grosse Geschütze: die Zimmer sind schön und wol außgefertiget. In der Stadt ist das Rathhauß zu sehen / so an einer Ecken deß Marckts / hart an dem gedachten Prediger-Closter stehet. Und ist solcher Marckt / oder Platz / ziemlich groß / weit und gar sauber / auff welches Mitte ein schöner / grosser Röhrkasten / mit Kupffer bedeckt / zu finden. Die Häuser daherum seyn in Stein hoch geführet; aber in den Gassen gibt es noch viel höltzerne Häuser / so oben mit Gängen herauß gemacht seyn. Man brauet da Weitzen- und Gersten-Bier. Das Gersten-Bier nennen sie Matznotz / und halten die obangedeute Walachen / so zum Wochenmarckt in die Stadt kommen / solches für ihren besten Alicant / und werden dardurch zum Heyduckischen Tantz stattlich auffgefrischet. Sonsten ist diese Stadt sonderlich berühmt von feinen Jahrmärckten /

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[185] wie auch wegen der schönen allda geschmiedeten Büchsen-Röhren. Und haben daselbst der Primas / Burgermeister / und andere Rathmanne / die Justitz zu befördern / nach den allgemeinen Schlesischen Rechten und ihren Freyheiten. Es führet die Stadt / im blauen Schilde / eine weisse Burgk / mit gespitzten Thürnen / darfür der gelbe Adler herfür leuchtet. Es seyn die Inwohner / wegen der Augspurgischen Confession, auff ewige Zeit / vorhin statlich privilegirt gewesen: Aber / als Hertzog Adam Wentzel zu Teschen / Römisch-Catholisch worden / hat er dieselbe Freyheiten zum ersehen erfordert / darauff er solche zerschnitten / und die Stück in einer Schüssel / durch einen Edelknaben / ihnen wieder zustellen lassen; und so dann die Religions Enderung mit grossem Ernst vorgenommen; wie in der Schlesischen Chronik lib. 1. cap. 43. fol. 259. seq. zu lesen. Er starb im Jahr 1617. dessen Sohn / Hertzog Friederich Wilhelm / hernach Anno 1625. ohne mannliche Erben auch abgangen / und zugleich den uralten Königlich-Pyastisch-Polnischen Manns-Stamm / so viel die Teschnische Lini / (die / neben Lignitz und Brig / am längsten / unter allen Schlesischen Fürsten gewähret) belangt / beschlossen hat. Es ist aber eine Erbin / und Fürstlich Teschnisch Fräulein / nemlich hochgedachten Hertzog Friederich Wilhelms Schwester / Fräulein Elisabetha Lucretia / überblieben / die Fürst Gundacker von Liechtenstein zur Ehe-Gemahlin / und mit derselben auch Kinder / und das Fürstenthum / bekommen; in welches gehören die Städte Bielitz / Freystättlein / Friedeck / Jablunke / Nistköw / Strummen / Skotschau und Schwartzwasser. Theils thun Laßla darzu / so sonsten zu Troppau gezogen wird. Anno 1570. den 3. Aprilis / ist das obgedachte Fürstliche Schloß allhie mehrern Theils außgebrant. Was sonsten in dieser Stadt / und sonderlich bey den jetzigen letzten Kriegs-Zeiten / vorgangen / finden wir noch zur Zeit fast nichts auffgezeichnet; ausser / daß einkommen / daß die Schwedischen das Schloß Anno 1645. und hernach den 21. Aprilis / Anno 46. die Käiserlichen dasselbe wieder mit Beding erobert haben. Siehe die letzte Accords-Puncten in dem V. Theil deß Theatri Europaei, fol. 1070. seq.