Topographia Circuli Burgundici: Mecheln

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Topographia Germaniae
Mecheln (heute: Mechelen)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 68–70.
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[68] Mecheln / Mechlinia, Machlinia, Malines, Diese Statt soll fast mitten im Niederland ligen / und machet dieselbe mit ihrem Gebiet / eine auß den 17. Niederländischen Provintzen / wiewol sie ins gemein zum Hertzogthumb Brabant gerechnet wird. Sihe oben den Eingang von Brabant. Sie hat ihr eigen Recht. Damit aber auch die Kinder der Brabantischen Freyheiten theilhafftig werden / so begeben sich die [WS 1] Weiber umb die Geburt Zeit / von hinnen in Brabant. Hat einen geringen Anfang gehabt / und ist noch so lang nicht / daß sie zu einer solchen grossen / und mächtigen Statt worden ist. Dann vor Jahren nichts / als das alte Hauß neben S. Remboldi Capellein / an diesem Ort gestanden / in welchem / als auff halbem Weg zwischen Brüssel / und Antorff / die Raisende eingekehrt haben. An solchem stunde zu einem Zeichen / oder Schild / der H. Ertzengel Michael / oder es hiesse / der Wirth / wie etliche wollen / Michael / so nach der Landsprach / Machiel außgesprochen wird. Und daher solle der Statt Nahmen / so man mit der Zeit in Macheln verändert / herkommen. Sie ligt von Löven / Brüssel / und Antorff / von jeder 4. Meilen / und auff einem ebnen und fruchtbaren / wiewol etwas sandichten Boden / der gleichwol allerley Frucht trägt / wann man nur an gebührender Arbeit nichts ermanglen lässt. Ist eine schöne / und gesunde / auch veste Statt. Und können die Burger die Dell / oder Deliam, wann ein Feind vorhanden / anlauffen lassen / daß es einen grossen See umb die Statt gibt. Dann solcher Fluß / so mitten durch die Statt rinnet / wegen der Meeres Flut / so sich bey einer Meil wegs über Mecheln erstrecket / sehr anlaufft / und groß wird / also daß er sich in etliche Aerme außtheilet / darüber in der Statt viel Brücken gehen / auch von ihme in derselben viel Inseln gemacht werden. Die Gassen seyn breit / und wol angeordnet / werden auch sauber gehalten. Es seyn allda 7. Pfarrkirchen. Die Hauptkirchen / so unter König Philippo II. in Hispanien Anno 1559. vom Pabst Paulo IV. zu einer Ertzbischofflichen Kirchen gemacht worden / wird zu Rumoldo von den meisten genant: wiewol theils diesen Heiligen

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Mechelen

[69] Rumbertum heissen. Es ist aber solcher heiliger Bischoff Rumoldus, der Statt Mecheln Patronus, welcher in der gedachten Kirchen ruhet / und Anno 775. gestorben ist. Der erste Ertzbischoff allhie ward der Cardinal Antonius Perenottus, der bey gedachtem König / und seinem Herrn Vattern / Keyser Carolo V. sehr viel golten hat. Ist ein herrliches Gebäu / sampt einem sehr hohen Thurn / wiewol solcher nicht gar vollendet ist. Man kan von demselben auff viel Stätte / Dörffer / und Felder herumb lustig sehen. Es hangen darinn grosse und kleine Glocken / die alle Stund lieblich musiciren. In der Kirchen selbsten seyn die Gewölber / Capellen / Säulen / Orgel / ein künstlicher Altar von Holtz / der Chor / und in demselben deß Ritterlichen Ordens vom güldenen Vlüß Wappen; Item das heilige Grab / auch deß Cardinals Borromaei Bildnüß / und deß Jani Bernartii Ehren-Gedächtnüß / (dabey / Fac quod velles fecisse moriturus, stehet) zu sehen. Unter den vielen Clöstern dieses Orts / wird das Franciscaner / nicht allein denselben / sondern allen im gantzen Niederland / an Schöne / Weite und Grösse / vorgezogen. Das Pitzemburgische Closter deß Teutschen Ordens; der Capucciner / Carmeliten / Cartheuser / und anderer; und unter den Nonnen Clöstern / das zu S. Clara (so groß und schön) seynd auch zu sehen. Der grosse Convent aber / oder das Closter vor S. Catharinen Thor / da man nach Antorff reiset / in welchem viel hundert Nonnen vor Jahren gewohnet / ist / weil es der Statt zu nahend / bey den Niederländischen Kriegen / gantz geschlaifft worden. Von Weltlichen Gebäuen seynd zubesichtigen / das Rahthauß / das Parlamenthauß / die Metzig / die Weberhall / und der Brunn auffm Marckt: Insonderheit aber das Zeughauß / weil solches vor Jahren sehr berühmt gewesen / und mit Verwunderung gesehen worden; jetzt aber dasselbe grösten theils leer ist / und selten mehr Stücke allda gegossen werden. Von Pallästen seyn vor andern allhie vornehm / das Keyserliche / Hochstratische / Nassauische / Egmondische / und Arenbergische; so gleichwol mehrers den Nahmen haben / als von denen / dessen sie zu seyn lauten / gebraucht werden. Es hat schöne und grosse Gärten auch in der Statt; ausser derselben aber / da man nach Löven reiset / ist ein sehr grosser / darinn Kirchenbäum in der Menge / und also nach der Ordnung gesetzt seyn / daß man seines gleichen nicht bald sehen wird. Allhie / zu Mecheln / ist das Parlament / oder der Königliche Raht / dahin die Appellationes fast auß allen Niederländischen Provintzen / so noch dem König in Spanien unterworffen / gehen / und von welchem weiter nicht kan appellirt werden; ausser / daß gleichwol die Revisio zugelassen wird. Es werden auch die Ritter deß güldenen Vlüsses hieher vor Gericht / in der ersten Instantz / geladen. Hertzog Carl von Burgund hat solches endlich allhie angeordnet Anno 1473. und sein Enigk-Sohn / Ertzhertzog Philippus I. zu Oesterreich / der hernach König in Spanien / wegen seiner Gemahlin / worden / hat Anno 1503. dasselbe reformirt / und geordnet / daß in solchem Parlament / ein Obmann / oder Praesident / 16. Räht / 2. Schreiber / und 8. Secretarii seyn solten; welches auch noch also gehalten wird. Es werden aber die Sachen in Frantzösischer Sprache verhandelt. Der Statt Rath bestehet von zwölff Personen / deren sechs Geschlechter / und sechs von der Gemeind; in welcher die Ledergerber den Vorzug / schöne Freyheiten / und unter andern / zu Jagen / und dem Waidwerck nachzustellen Macht haben / als wann sie vom Adel wären. Die Burger da insgemein werden / wegen ihrer Höff- und Freundlichkeit / de Meesters van Polijt genant. Unter den 17. Zünfften der Handwercker / seyn die Weber am berühmtesten / die vor Jahren über die drey tausend Werckstatten in- und ausser der Statt gehabt haben. Es werden noch gar zarte / und köstliche Tücher / in grosser Menge; auch sehr gute / und theure Leinwaten allda gemacht; auch allerhand Sachen gar schön gefärbet. So giesset man allhie Glocken / und anders / gar schön und künstlich. Es ist aber [70] diese Statt umb einen grossen Theil ihrer Herrlichkeit kommen / also Anno 1546. den 7. Augusti / das Wetter in einen Pulverthurn geschlagen / darüber 600. Tonnen Pulver (so man wider die Protestirende in Teutschland damaln hat schicken wollen) angezündet / und dardurch in die 700. Häuser / Kirchen und Klöster / zersprenget / und verbrandt worden / auch 200. Menschen / sampt vielem Vieh / umbkommen / 150. Menschen verwundt worden / und wenig Häuser gantz geblieben seyn. Es solle am dritten Tag nach solchem / ein Mann vom Gebäu verfallen gefunden worden seyn / der / ob die Welt noch stünde / gefragt hat. So ist diese Statt in den währenden Niederländischen Kriegen / etlich mahl eingenommen / und schändlich biß zum Grund zu außgeplündert worden / dergleichen kaum einer Statt in Niederland widerfahren. Denn Anno 1572. sie erstlich Printz Wilhelm von Oranien / hernach der Hertzog von Alba eingenommen; welcher letzte diese Statt drey Tag lang außbeuten lassen. Sie hielte es hernach mit den Ständen / aber Anno 1579. kam sie wieder in Königlichen Gewalt; wurde gleichwol von den vereinigten Niederländern abermal erobert / und deß Jahrs 80. von den Engelländern / ein gantzen Monat lang außgeplündert. Anno 85. bekamen diesen Orth die Spanischen wieder. Es seyn vornehme Leut / und unter denselben Nicasius Vordanus, oder de Woerda, auß dieser Statt herkommen / welcher / nachdem er 3. Jahr blind / und gleichwol zu Löven Doctor der heiligen Schrifft / und / auff deß Pabst Erlaubnüß / ein Priester worden / offentlich geprediget / und sich folgends nach Cölln / und daselbst auff die Juristerey begeben / in welcher er allein durch Zuhören es so weit gebracht / daß er auch in solcher Facultät zu einem Doctor gemacht worden / und hat er selbsten Commentarios über die Institutiones Juris geschrieben / und ist endlich zu Cölln Anno 1492. gestorben / und daselbst in dem Dom begraben worden. Siehe von dem / was gesagt / und noch mehrerm / das 1. und 3. deß Georg Braunen Stättbuchs / Meteranum in den Niederländischen Historien / den Nassauischen Lorbeerkrantz fol. 5. a. C. Ens in delic. apodem. per German. pag. 117. seq. Abrah. Gölniz. in Itinerario Belgico-Gallico, pag. 89. seqq. Abr. Ortel. in Itin. Gallo-Brabant. p. 194. seqq. Joan. Bochium, in histor. narrat. de Alberto et Isabella fol. 164. Lud. Guicciardin. in Beschreibung Niederlands / Sleidanum libr. 17. histor. pag. 490. Adelarium Erichium in der Gülchischen Chronic lib. 6. fol. 276 b. und Aub. Miraeum, in Fastis Belgicis p. 358. und in Elogiis Belg. p. 119.


  1. Vorlage: dir