Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae: Gardleben

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Gardleben (heute: Gardelegen)
<<<Vorheriger
Fürstenwald
Nächster>>>
Gartz
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1652, S. 57–58.
[[| in Wikisource]]
Gardelegen in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[T32]


[57]
Gardleben /

Diese Chur Brandeburgische / und in der Alten-Marck gelegene Stadt / solle vorhin Isoburgum, von der Iside, so da angebettet worden / geheissen / und ihr Bild ausser der Stadt / in dem sehr alten Schloß / das zu unsern Zeiten die von Alvensleben besessen / gestanden haben. Nachmals hiesse mans / wegen der Vestung / Isernburg / als wann sie Eisern wäre; und die Wenden Iseren Schnippe / gleichsam fauces ferrcas. Theils wollen / daß die Römer / zun Zeiten Tiberii, alda ihr Lager gehabt / daß sie also gleichsam so viel als ein Wacht / und Beschützung der Legionen / oder Regimenter / seye. Andere aber sagen / daß der jetzige Nam von der Lustbarkeit deß Orths herkomme / weiln da viel Gärten seynd. Und heisset man das besagte Schloß jetzt auch Gardaleben. Piscator in Tabula Elector. Brandeb. nennet den Fluß daran sie ligt / Bise. Angelus in der Brandeb. Chronic lib. 1. fol. 10. sagt / sie lige am Ursprung deß Wassers Milda / nicht fern von dem berühmten Jungfrauen Closter Neuendorff / (oder Nyendorff.) Joh. Angel. à Werdenhagen in Antegressu part. 4. (da er p. 372. seq. wie auch part. 3. c. 1. f. 207. diese Stadt beschreibet) meldet / schier beym Ursprung der Mildae / und Bisae; und sagt / daß solche Stadt mit einem Wall / und Mauren / umbgeben; die Burger alda gar freundlich / und gegen die frembde gutthätig seyen / als die sich sonderlich auffs studiren legen. Der Boden [58] herumb ist sandig / ausser daß das Feld gegen Calb an der Milde 2. Meilen davon gelegen / gar fruchtbar ist / und ustige Wiesen hat. Umb die Stadt herumb seynd alle Gärten voll mit Hopfen / welchen man gar / wegen seiner Krafft / in Dennemarck führet; daher das Bier darauß alhie gekocht / so herrlich gut / und gesund ist / und demselben zu Ehren Henr. Meibomius schöne Vers gemacht hat / weilen den Helmstädtern kein angenehmer Trunck kan gegeben werden; auch die verständige Medici solches dem Wein vorzuziehen sich erkühnen / weilen es ein gute Nahrung gibt / den calorem nativum in humido radicali, vermehrt / und den Lebens-Balsam fomentiret; und wurde vor dem nächsten Teutschen Krieg dieses Bier in solcher Menge gesotten / daß alle Tag dessen etlich hundert Wägen hin und wieder an die benachbarte Ort geführet wurden / und die Stadt davon nicht geringen Nutzen hatte / wie dann davon die Vers also lauten:

Vivere quis tecum nollet totaliter? audin?
Urbs bene sic dulci tota liquore scares:
Dum tua nectareum spirat cerevisia potum,
Caetera, quae victus postulat, hinc iat habes.

Sie führet in ihrem Wapen drey Hopfenstangen / mit Hopfen behangen.

David Froelichius schreibet in Bibliotheca, seu Cynosura Peregrinantium p. 2. l. 1. daß man alhie keinen in Rath nehme / er seye dann auff einer hohen Schul gewesen / und habe gestudirt. In dem besagten Teutschen Krieg ward diese Stadt unter andern Begebenheiten (wie dann Tilly solche 6. Jahr in seiner Gewalt gehabt / aber Anno 1631. verlassen) Anno 37. von den Käyserisch. Anno 39. von den Schwed. erobert / und von diesen A. 1642. wol besetzt; als die sie / deß Wassers / und Morasts haben / für einen vesten Platz gehalten. Es haben auch das Jahr vorher / im Ende deß Augustm. 2. Schwed. Obr. der von Plato / und Kerberg / ein Duell oder Zwey Kampf / alhie mit einander gehabt / in welchem der von Kerberg alsbald geblieben / der von Plato zwar / mit 3. Stichen verletzt / diesen noch überlebet / hernacher aber auch daran gestorben ist.