Topographia Franconiae: Forchheim

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Topographia Germaniae
Forchheim
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1648, S. 40–41.
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Forchheim / Vorchemium.

Diese Bischoffliche Bambergische veste Stadt / so in diesem Teutschen Krieg uffrecht / und ungewonnen blieben / ligt an der Rednitz / darein da die Wisent / und ein zimlichs unterhalb die Aisch kömmt / 5. oder 6. Meilen von Nürnberg. Die Mauren sind rings herumb von schönen Quaderstücken / wie auch die Thor / und Pasteyen / zierlich gebauet; auch solche Vestung mit einem stattlichen Zeughauß versehen. Anno 1354. hat Bischoff Leupold zu Bamberg / ein Freyherr von Bebenburg / der Geistlichen Recht Doctor / das Collegiat-Stifft zu S. Martin alhie / welches zuvor nur ein Pfarrkirch gewest / gestifftet; wie auch oben bey Bamberg gesagt worden ist. Munsterus schreibt / Forchheim / seye ein ältere Stadt / als Bamberg: wie dann allhie viel Reichs-Täge / und Convent / von den Bäyrischen Königen gehalten worden. Der gemeine Pöfel hält diesen Ort vor deß Pontii Pilati Vaterland; davon beym Mamerano,

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[41] in Käysers Carol. V. Reiß / am 12. Blat / und Thrasybulo Lepta, im Leben Herrn Georg Ludwigs von Seinsheim / lib. 2. fol. 116. zu lesen. Und solle ein Berg daselbst / und etliche Aecker herumb / diesen Namen / aber vielleicht von einem andern / so auch Pilatus geheissen / wie besagter Mameranus muthmasset / haben.

Weilen mir aber seithero ein andere Beschreibung / die zwar allbereit im Jahr 1632. gedruckt worden / zukommen; So wird dieselbe hiemit auch eingebracht / so also lautet: Forchheim ein Statt / zwischen Bamberg / und fünff Meil von Nürnberg / im Franckenland gelegen / hat in long. 28. grad. 18. minuten: in latit. 48. grad. 46. minuten; ist ein sehr alte Stadt / und vermuthlich dahero älter / als Bamberg / wege / weiln Käys. Carl der Grosse / etlichmal Ostern daselbst gehalten / welches er / wann Bamberg gewesen / oder in bessern Ansehen gestanden / daselbsten verrichtet hätte / zumaln / weil auch etliche Reichs-Versammlung allda gehalten worden. Vide Cosmogr. Johann Rauens / Sebastian Münster / und Irenicum lib. II. Solcher Ort hat / vorzeiten / so wol als Bamberg / zu dem Norgau / und alt Bayern gehört / Aventin lib. 4. Käyser Lotharius, als er Anno 871. nach Christi Geburt / zu Forchheim ein Reichs-Tag gehalten / hat daselbst auch sein Testament gemacht / wie er dann 36. Jahr der Francken König gewesen. Ist / wie obgemeldt / ein sehr alte Stadt / ligt an der Regnitz / darinn stattliche Fisch / sonderlich Forellen / dannher die Stadt Forchheim ihren Namen bekommen / auch das Wappen noch auff den heutigen Tag mit zweyen Forrhen führet. Ist auff Nürnberg zu mit vesten Pasteyen / Mauren / und Wassergräben / versehen / ligt zwischen zweyen Bergen / deren der ein der Burgger / der ander der Reuter-Berg / genennet wird. Zur lincken Hand / von Nürnberg auß / hat sie das Wasser die Regnitz / so ihn zu ihrer Nahrung sehr dienlich / dann sie von dar allerhand Victualien / wie auch andere Waar / den Mäyn / mit ringen Unkosten hinab / und wider herauff bringen können. Zur rechten hat es ein Wässerlein / die Wisent genannt / welches von Ebermannstatt herab rinnet / und in einem Canäl / durch die Stadtmaur / so ihnen sehr ersprießlich / dann es nicht allein allerhand Mühlen in der Stadt treibet / sondern auch / bey Kriegsläufften / (wie dergleichen anjetzo geschehen) der Graben umbher / darmit angefüllt kan werden / fleusset. Ist sonst an Herbst-Früchten ein herrlich fruchtbars Ort / der Forchheimergrund genannt / von dero Uberfluß auch andere Ort darmit versehen werden / gehört fürnehmlich diß Zeit in das Stifft Bamberg / und wird gemeiniglich von einem von Adel / den man den Schultheisen nennet / regiert / und administrit. Biß hieher die gedachte Beschreibung. Dabey zu mercken / daß die obernannte Regnitz oder Rednitz / Radiantia, Regnesus, und Tramaircus beym Godefrido genannt werde / und in dieselbige / bey Hirschhaid / die Aisch komme / oder Ayssus, so zwischen Birgel / und Windsheim / entspringet: Item / daß von diesem Ort Sabellicus, enneade 10. lib. 8. fol. 1016. tom. 2 Oper also schreibe: Est Forche in Noricis locus praecipuè panis candore insignis, distatque id oppidum non procul à Norimberga. Hujus Terrae Accolae Pilatum cognomento Pontium popularem suum memorant. An. 1634. kommt Hertzog Bernhard / von Neumarckt / den 2. Junii / auff obernanntes Feucht. den 3. auff Rückersdorff / nechst bey Lauff / (in dem tom. 6. Theat. Europ. stehet / lige 1½ Meilen von Nürnberg / gegen der Pfaltz) und den zehenden bey Forchheim / da er oberwehntes Wasser / die Wisent / abgegraben / und 2. unterschiedliche Bruggen über die Regnitz schlagen lassen; so aber wenig geholffen / weilen allerley verhinderungen vorgefallen / daß er den 19. Junii wieder davor auffgebrochen ist. Es hielte gleichwol der Schwedisch Feld-Marschall Cratz / diese Stadt blocquirt, wie dann die drey Adeliche ringsherumb gelegne Häuser / Guttenheim / Halberndorff / und Cunreut / ingleichem das Bambergische Stättlein Hertzog Aurach / alle mit guten Mauren / und Wassergräben / umbfangen seyn. Als er / Cratz / wegen Anzug der Käyserischen etc. auff Nördlingen / vor selbiger Schlacht / von dannen abgefordert worden / seyn die Forchheimer außgefallen / und etliche Dörffer gar / etliche zum theil / in die Asche gelegt / und Eltmann am Mäyn besetzt. Besagter Cratz ist den Tag vor der gemeldten Schlacht / mit denen in Francken gelegnen Völckern / bey der Haupt-Armee ankommen; nachdem er von seiner Kranckheit / daran er in Schweinfurth gelegen / und seine Leute vor Forchheim gelassen / wieder gesund geworden. Er ward aber in dieser Schlacht gefangen / und hernach Anno 35. zu Wien / mit dem Schwerdt gericht.