Topographia Hassiae: Hanaw

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
  ← Hamelburg Hanaw Helmershausen →  
aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
        Hanau in der Wikipedia      
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).


[T26]
[85]
Hanaw.


Die Graffschafft Hanaw soll den Namen haben von den Hunis, welche Völcker disseit Rheins berühmbt gewesen / dessen auch gedencket Brouver. lib. 1. cap. 2. p. 5. Dieser Theil der Wetteraw / darinn Hanaw gelegen / ist sehr reich an Wein / Früchten vnd Wildprät: Hat schöne Flecken vnnd Dörffer. Hanaw ist die Hauptstatt in diser Graffschafft / 6. gute Teutsche Meylen vom Rhein / 2. von Franckfurt / vnd an dem Fluß Küntz / nahend dem Mayn gelegen.

Diese Statt ligt nicht allein wol / vnd an einem lustigen Ort / sondern auch schön erbawet / mit Wällen / vnd Gräben / etc. wol befestiget / vnd in die Alte / vnnd Newe Statt / abgetheilet. Hat neben der Pfarr- auch ein Niderländ- vnd Frantzösische Kirch / vnd ein stattliches Schloß. Der Schwedis. Obrist Hubald hat solche den 1. Novembris / An. 1631. mit List eingenommen / vnnd die Altstätter von den Newstättern / durch Schliessung der Pforten / abgesondert / vnd ist hinder dem Schloß / vber den Graben / auff den Wall kommen. Ward folgends von den Käyserischen fast ein Jar lang belägert: der Zeit in der Statt innerhalb zweyer Monat / fünff tausend Seelen / so zur arbeit / vnnd Gewehr / tauglich / an der Pest gestorben. Das Roßfleisch wurd auff offene Marckt / das Pfundt vor zwantzig Pfenning feyl gehalten / Katzen / vnd Hunde auffgezehret; aber an Brot / vnnd Wein / hatte man noch ein ziemliche Notturfft. Endlich ward dieses Jahrs / den 13. Brachmon. diese Statt / von LandGraff Wilhelmen zu Hessen / vnnd dem Schwedischen Obristen Lesle entsetzt / auch die letzte Schantz / den 14. diß / auff gnad / vnd vngnad / erobert; wie Kemnitz, im zweyten Theil vom Schwedischen Krieg berichtet: vnd ferrners vom Schweschen Obristen Ramsay beobachtet / biß sie im Hornung 1638. durch ein Kriegslist recuperirt / vnd ihrem rechten Herrn Graff Philips Moritzen zu Hanaw wider vberlieffert worden / welcher / nach dem er in besagtem 38. Jahr wider zu seinen Landen kommen / ein Deduction-Schrifft wider den gedachten General Majorn Ramsay außgehen lassen; wie im 3. Theil deß Theatri Europaei fol. 848. seqq. stehet. Er Ramsay aber wurde bey dieser Einnehmung der Statt hart geschossen / vnd nacher Dillenburg gefänglich geführt / allwo er in Anno 1639. wegen empfangenen Schusses vnnd anderer darzu kommenden Leibs inconvenientien / auch / wie etliche sagen / wegen zu sehr vieler Mässigung in Essen vnd Trincken / gestorben. Nach obhochwolgemelten Herrn Graffens zu Hanaw Todt / hat die hinderlassene Fraw Wittib / ein geborne Fürstin von Anhalt / wegen ihres einigen Jungen Herrn Sohnes / Philip Ludwigs / die Statt Hanaw inngehabt / vnd diese Vestung / mit ihrem eygenen Volck / der Käyserlich. Mayest. vnd dem Reich zum besten / verwahret / auch die Graff- vnd Herschafften / in An. 1641. regieret. Es ist aber gemelter junger Herr bald gestorben; vnd kam sein Herr Vetter / Herr Graff Johann-Ernst / der letzte auß den Herrn Graffen von Hanaw-Müntzenberg / vnd Schwartzenfelß / zur Regierung / welcher aber auch im Jahr 1642. den zwölfften Jenner / an den Kinds-Blattern gestorben / nach dem er nur sieben Wochen diese Graffschafft inngehabt / vnd das Beylager mit einer ihme allbereit vertraweten Fürstin von Anhat / innerhalb 4. Wochen / hette halten sollen. Vnd kame also diese Graffschafft an die ander Lini / nemlich die Herrn Graffen von Hanaw Liechtenburg / bey Straßburg: Wie dann der älteste Herr derselben / nemblich Herr Friederich Casimir / seines Alters im 19. Jahr / die Possession der Graffschafft / im Hornung / in Beywohnung deß Herren von Fleckenstein / alsbalden angenommen: der Anno 1647. sich an eine Fürstin von Anhalt verheuratet hat; vnnd Anno 53. auff [86] dem Reichstag zu Regenspurg Persöhnlich erschienen ist: Daselbst sich auch Herr Johann Philip / vnnd Herr Johann Rheinhard / Gebrüdere / Graffen zu Hanaw / vnd Zweybrücken / Herrn zu Lichtenberg / vnd Ochsenstein / Erb-Marschallen / vnnd Obervögte zu Straßburg / befunden haben. Es ist die Graffschafft Hanaw / Müntzenberg / bey Franckfurt / oder in der Wetteraw (dann Hanaw / Lichtenberg / bey Straßburg / im Elsaß / einkommen ist) Monatlich Einfach / zum Römerzug / auff 10. zu Roß / vnnd 30. zu Fuß / vnnd zum Cammergericht zu Speyer / Jährlich / nach dem alten / zu 59. Gulden 16. Kr. nach der Erhöhung aber auff 98. Gulden / 48 Kr. angeschlagen. Anno 1643. vmb die helffte deß Hewmonats / ist zu / vnnd vmb Hanaw / ein solches Vngewitter entstanden / daß der Hagel / in grösse der TaubenEyer / auch etliche noch grösser / in der Lufft / mit starckem Prasselen / vnd Schrecken der Menschen / sich zusammen geschlagen / wordurch nicht allein die Früchte im Feld / sondern viel Fenster / vnd die daselbst gepflantzte Taback-Zucht / fast mehrentheils verderbt worden. Deß Jahrs 1645. hat der Hessische Obrister / S. André, ein wichtigen Anschlag auff Hanaw gehabt / welcher aber nicht angangen ist.

[T25]
  ← Hamelburg Hanaw Helmershausen →