Topographia Hassiae: Plesse

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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
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[T41]
[111]
Plesse / oder Pleß /


Ein Hauß / vnd Herrschafft / ein halbe Meyl / vnderhalb Göttingen / an der Leina / zwar das Hause / oder Schloß / ziemlich weit von solchem Fluß / an einem Eck deß Waldes / auff einem sehr hohen Berge / gelegen: Ist ein Reichs Baronatus, oder freye Herrschafft / vnd dz Schloß von vnderschiedlichen sehr alten Gebäuen / doch grossen raums / vnnd mit allerley zu einem solchen Berghauß nöhtigen Gelegenheiten wol versehen; hat auch einen sehr tieffen durch den Felsen gehauenen Brunnen / hohe Mauren vmbher / vnnd Ostenwerts / gegen dem Wald / oder der ebene deß Bergs / einen tieffen in den Felsen gebrochenen Graben; Westenwerts aber / einen vberauß herrlichen fernen Prospect / oder Außsehen / ins Land zu Hessen / vnd Braunschweig / zwischen der Weser / vnnd Leina; da man eine grosse menge [112] Schlösser / Stätte / vnnd Dörffer / zehlen kan. Vnd seyn auff diesem Hause / zween sehr hohe / vnnd dicke steinerne Thürne / von welchen man sich gewaltig wehren kan. An diesem Plesser Schloß-Berge / wächset das Eiben-Holtz sehr häuffig vnd findet man dessen in Hessen nirgend / als am Boyneburgischen Schloßberge / vnd gegen Witzenhausen ein wenig / an einem Berge / der Badestein genannt. Vnderm Hause Pleß / im Dorff Ediggehausen / ligt ein sehr treffliches Vorwerck / welches / vom Schloß / mit dem Geschütz / defendirt / vnnd frey gehalten werden kan. Sonst hat diese Herschafft noch vnderschiedliche schöne Dörffer / sonderlich an der Leyna den schönen grossen FleckenBoventen / welcher auch Statt gerechtigkeit hat; darinnen etzliche stattliche Höffe / vnd / vmb diesen Flecken / wie auch das Dorff Angerstein / einen sehr trefflichen Fruchtwachs vnnd kan diese Herrschafft / die zwar einen geringen Bezirck hat / in friedens Zeiten / an allerhand Gefällen / etzliche viel tausendt Gülden Renten auffheben; hat auch seine stattliche Forellen-Bäche / vnnd Teiche; sonderlich zwischen Ediggehausen / vnd Angerstein / findet man / vnder einem sehr grossen Steinfelsen / welcher vberall mit grossen schattichten Eichbäumen vmbgeben / einen trefflichen starcken klaren Brunnen / welcher mit einem grossen Geräusch hervor bricht / vnd stattliche Forellen führet / auch so baldetziche Mühlen treibet. Dieser Brunn wird die Marienspringe genannt. Die andere Dörffer zum Hauß Plesse gehörig / ligen zwischen den Plessischen / vnnd Hardenbergischen Gehöltzen / vnd heissen Reyershausen / Byllingshausen / Spanbeck / vnnd Holtzeroda; bey welchen man auch noch einen grossen Thurn / von einer Statt / oder Flecken / Möseborn genannt / siehet / so dabevor daselbsten gelegen. Fürters / vnderhalb der Herrschafft Pleß / an der Leyna / zwischen dem Hause Hardenberg / vnd dem Eischfeldischen Stättlein Nörthen / ligt das Closter Steine /auch dieser Herrschafft Pleß gehörig; dabey ein stattlicher Ackerbau. Nicht weniger / besser hinab / gegen der Statt Northeim vber / an der besagten Leyna / ligt in einer sehr anmuhtigen / vnd guten fruchtbaren Gegend / das Closter Höckelheim / allda die Herren zu Pleß ihre Begräbnuß gehabt; so aber Anno 1624. in dem Dennemärckischen Kriegswesen / mehrertheils eingeäschert worden. Offtgedachtes Wasser die Leina ist zwar nit Schiffreich / doch sehr tieff / vnnd eines weiten / oder langen Flusses / vnd ein Hauptstrohmb deß Fürstenthumbs Braunschweig. Entspringt auffm Eichsfelde / bey dem Hauß Rüstenborg; laufft förters bey den Stätten Göttingen / Northeim / Einbeck / Allfeld / Hanover / hin / in die Aller / so Schiffreich / vnd endlich sich in die Weser ergeusset.

Es ist ein altes vnnd vornehmes Geschlechte in Sachsen gewesen / die Herren zu Plesse genannt / von welchen die benachbarte vom Adel / auch Bürger in Stätten / viel Praedia, Höfe vnd Güter Lehens weise innen haben. Dieses Geschlecht ist durch Absterben Herrn Dieterichs deß Letzten erloschen.

Das letzte Theil ihrer Geburts-Linien verhält sich also:*

 
 
 
Dieterich der Dritte.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dieterich der Vierdt.
 
 
 
 
Gotschalck.
Wilhelm / ἄπαις
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gotschalck.Joh.Dieterich der
fünffte starb
1571.
Frantz starb
ohne
Kinder.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Christoff starb vor
dem Vatter 1567.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Walpurga dieses Tochter / ward zur
Ehe genommen von Graf Frantzen
zu Waldecken / Joannis Pii Sohne.
 


Darnach als diese Herren zu Plesse alle mit Todt abgangen / ist die Herrschafft mit allen ihren Rechten vnd Gerechtigkeiten von Herrn Landgraf Wilhelmen zu Hessen / als Lehen-Herren / eingezogen worden. Im Jahr 1582. nahm zur Ehe Walpurg / Fräwlein von Plesse / die letzte ihres Stamms vnnd Nahmens / Frantz / Graf zu Walddeck.

Besagter der Zeit Fürstlich Nidern-Hessischen Herrschafft Pleß Monatlich einfacher Reichs-Anschlag / in der Matricul / ist 12. fl. vnnd / zu Vnderhaltung [113] deß Cammergerichts zu Speyer / nach dem alten 3. nach dem erhöchten Anschlag aber 5. flor.

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