Topographia Palatinatus Rheni: Tull

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Topographia Germaniae
Tull (heute: Toul)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1645, S. 31–32.
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Tull, Toul, Tullum.

Diese Bischoffliche / und Reichs gewesene Stadt / ligt an der Mosel in Gallia Belgica, und zwar in Austrasia, so auch vor Jahren das Königreich Metz genant worden ist; und zwar auff der Landstrassen von Straßburg nach Paris / und 5. Meilen von Nancy. Die Inwohner wurden vor Zeiten Leuci, und daher die Stadt Tullum Leucorum, und Civitas Leucorum geheissen. Das Land herumb ist fruchtbar. Die Stadt ist zwar nicht sehr groß / aber ziemlich wol gebauet / und hat umbher hüpsche Mauren / und Gräben. Die Domkirch zu S. Stephano ist schön / groß / und wol erbauet / hat auch hüpsche Capellen und 50. Canonicos, oder Domherren / so vor diesem stattliches Einkommen gehabt haben. Für einem Kirchenthor hat es hüpsche kleine marmorsteinerne Säulen; wie Petrus Eisenberg in seinem Frantzösischen Reißbüchlein schreibet. Man hat berichtet / daß im Chor solcher Kirchen ein grosse / weite / und vergulte [32] Cron / so gantz von Silber / und fast deren zu Weissenburg im Elsaß / der Grösse nach / zu vergleichen / vor diesem gewest seye. Ob aber solche noch vorhanden / davon können wir keine Gewißheit finden. Es ist diese Stadt vorhin monatlich auf 2. zu Roß / und 15. zu Fuß belegt gewesen; gab aber lange Zeit nichts / sondern entschuldigte sich mit ihrer Unvermögenheit / und deß Königs in Franckreich Beschwerungen. Dann / nach dem König Heinrich II. in Franckreich A. 1552. diese Reichs Stadt eingenommen / so hat dieselbe Cron folgends immerzu einen Fuß da haben wollen. Es gehen gleichwol noch von dannen die appellationes an das Käyserliche Cammergericht nach Speyer. Und schreibet obgedachter Eisenberg / daß sie / die Stadt / den König in Franckr. nur von ihren Schutzherrn erkenne / sonsten aber deß Reichs / wie auch ihr Bischoff / seye / welcher Bischoff daselbst in Geist- und Weltlichen zu gebieten habe. Weil er aber hinzu setzet / daß gedachter König in Franckreich allda ein starcke Guarnison halte / und / wie man sonst berichtet / er auch einen Gubernatorn da hat / so kan man leichtlich erachten / wie es nunmehr mit dieser Reichs Stadt bewandt seyn müsse. Es wird auch gezweiffelt / ob in vielen nächsten Jahren mehr ein Bischof allhie gewest seye / dessen Anschlag zum Römerzug sonsten war 6. zu Roß / und 20. zu Fuß; hat aber lang nichts zum Teutschen Reich contribuirt; wiewol er durch Gesandten auff den Reichstägen erschienen ist; aber bey dem nächsten in An. 1641. seiner nicht gedacht wird. Der erste Bischof allhie ist S. Mansuetus, deß H. Apostels Petri Zuhörer gewesen. Unter seinen Nachfolgern war Pabst Leo V. ein Teutscher / welchen man vor ein Heiligen Mann hält / der bey seinen Lebzeiten Wunder gethan haben solle.