Um meiner Lieben willen!

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Ernst Scherenberg
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Um meiner Lieben willen!
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 223
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[223]
Um meiner Lieben willen!
Von Ernst Scherenberg.

Was einst in Schmerz und Kleinmuth ich erfleht,
Heut’ schien’s in düst’rem Traum sich zu erfüllen:
Von Todesschatten fühlt’ ich mich umweht;
Schon wollte Nacht mein brechend Aug’ umhüllen.
Da plötzlich schlug ein Schluchzen an mein Ohr –
Mein Weib, die Kinder sah ich mich umgeben.
„O Gott,“ ich rief’s und rang mich wild empor
„Um meiner Lieben willen laß mich leben!

Sie sind das unzerreißbar starke Band,
Mit dem du mich an diese Welt gekettet;
Weh’ mir, wenn mich zu frühe deine Hand
Dahin, wo keine Wiederkehr, gebettet!
Des Gatten und des Vaters jäh beraubt,
Wie würden schutzlos sie im Sturme beben! –
Zu dir, o Gott, heb’ ich mein flehend Haupt:
Um meiner Lieben willen laß mich leben!

Nicht feige Sorge für das eig’ne Ich
Hat je die stolze Lippe mir bezwungen.
War’ einsam dieses Herz, ich spräche: ‚Brich !
Du hast genug gelebt, genug gerungen.‘
Das aber macht’s, daß mir vor’m Sterben graut:
Nicht mir – den Meinen gilt mein ganzes Streben. –
Du Gott, der mir die Pfänder anvertraut,
Um meiner Lieben willen laß mich leben!

Wohl, wenn die Menschenblumen voll erblüht,
Die heute kaum die ersten Knospen tragen,
Wenn, von der Gluth, die ich geschürt, durchglüht,
Aus eigner Kraft sie neue Wurzeln schlagen:
Dann mag mein Geist, woher er einst entstammt,
Schmerzlos in’s unerforschte All verschweben –
Bis ich, o Gott, vollzog mein heft’ges Amt,
Um meiner Lieben willen laß mich leben!“