Unsere Illustrationen

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Unsere Illustrationen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 849, 857, 859
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[849]

Auf dem Wege zur Christmette.
Motiv aus der Gegend von Oberwesel am Rhein.
(Werner-Capelle.)
Von Rudolf Cronau.

[857]

Christbaum-Markt auf dem Augustus-Platze in Leipzig.
Nach der Natur aufgenommen von G. Sundblad.

[859] Unsere Illustrationen. Vor unseren beiden Bildern können wir fragen: Herz, was begehrst Du? Die einfache und doch so erhebende und rührende Feier einer Christmette – oder das bunte Treiben auf dem Weihnachtsmarkte einer belebten Stadt? Jenes steht uns am Rhein zu Gebote und dieses in Deutschlands Mitte; jenes führt uns vor die St. Werner-Capelle in Oberwesel, dieses auf den Augustus-Platz der deutschen Rechtshauptstadt Leipzig.[WS 1]

Eine Christmette! Wem ihre Lichter in die Kindesaugen geleuchtet, der vergißt ihre heiligen Schauer nie und gönnt sie gern seinem eigenen Kinde. So früh am Morgen aus den Betten; es ist noch ganz Nacht. In warme Kleider gehüllt, in der Hand ein Stück Kerze, geht nun die Wanderung mit Eltern und Geschwistern in die Kirche. Wie zappeln die vielen kleinen Beine durch den Schnee! In der Kirche – ah, die vielen Lichter! So ist oder war es wenigstens in des Verfassers Heimath: Jeder Kirchengänger, jung und alt, bringt sein Licht mit und steckt’s vor sich hin auf seinen Platz. Ueber diese vielen Lichter sich zu freuen, das ist der Kinder Gottesdienst während der Predigt, aber schier athemlos lauschen sie den Tönen der Orgel und dem Chorgesang, und das stimmt sie dann ganz feierlich, sodaß die Gesichtchen gar rührend ernsthaft darein schauen. Und ist die Mette aus, dann geht’s in schönster Gemüthsverfassung heim zum leuchtenden Weihnachtsbaum. Auf unserer Abbildung der St. Werner-Capelle hat die Christmette bereits begonnen. Rechts ragen die Giebel von Oberwesel und hoch darüber auf dem Berge die Ruinen der Schönburg empor. Und wenn in der Capelle die Gesänge schweigen, hören wir’s, wie drunten der Rhein uns feierlich entgegenrauscht.

Wir eilen aus dieser Einsamkeit, wo das Mittelalter uns noch mit seinen Mauern umfängt, in die frische, freie Neuzeit der lebenvollen Stadt. Aber nicht den Leipziger Christmarkt sehen wir vor uns, sondern den Augustus-Platz als Christbaumwald. Der größere, vor der Universität bis zum Museum sich ausbreitende Theil des Platzes ist wirklich mit einem Wäldchen von Fichten- und Tannenstämmen bedeckt und von Fußwegen durchschnitten, auf welchen uns der Weihnachtsduft anweht. Von hier aus wird das Hauptprachtstück jeder Christbescheerung in alle Häuser der festfröhlichen Stadt getragen. Der ortskundige Leser erkennt leicht im Hintergrunde unseres Bildes zur Linken das neue Theater und zur Rechten das Gebäude der Post, die für das Weihnachtsfest der großartigste Knecht Ruprecht der deutschen Welt geworden ist.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Leipzig war von 1879 bis 1945 der Sitz des Reichsgerichts.