Vernünftige und Christliche Gedancken über die Vampirs/§.28

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Textdaten
Autor: Johann Christoph Harenberg
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Titel: Vernünftige und Christliche Gedancken über die Vampirs ...
Untertitel: §.28 - Durch die verdorbene Phantasey würcket der Satan in die Menschen.
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Erscheinungsdatum: 1733
Verlag: Johann Christoph Meißner
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Erscheinungsort: Wolfenbüttel
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§.XXVIII.

[104] Wenn der Verstand verrücket und gebunden ist, mischet der Satan seine Würckungen in die verdorbenen und verschleimten starrenden Säfte. Die Besessene, deren in der Evangelischen Historie Erwehnung geschiehet, waren allesamt Leute von verdorbener Einbildungs-Kraft. Denn der Satan herrschet in der Luft, so in den Säften des menschlichen Leibes sich befindet, und sucht uns durch die verdorbene Einbildungs-Kraft [105] um das leibliche und geistliche Leben zu bringen. Dieses zeigt der unvergleichliche Doctor und Hallische Professor Fridrich HOFFMANN (u)[1] gar gründlich, und zwar unter andern also: Quum diabolo non insit potestas pro lubitu agendi in cujusvis hominis phantasiam, sed uti alia creatura non absoluto agit secundum modum activitatis, sed receptivitatis; hinc necesse est, ut adsit certa quaedam dispositio in phantasia humana, qua presente, suas operationes suosque influxus longe felicius persequi poterit. Deprehendimus itaque, omnia illa individua, quae sanguinem alunt copiosum & crassum, et, quandocunque is ipse tardius circulatur per cerebri vasu, magis esse disposita atque idonea ad actiones diaboli recipiendas, quam ea, quae sanguinem tenuem, fluxilem, mobilem, floridumque in venis habent. Ita certissima experientia comprobatum est, eas ob causas melancholicae temperaturae homines, aetate senes, sexu aniculas, melancholia hypochondriaca laborantes, & victu duro crassoque & minus spirituoso fruentes, & sub coelo crasso frigidoque degentes, item nocturno tempore, ubi aër est crassus & densus, admodum esse obnoxios illusionibus illis daemoniacis. Quare melancholia dicitur balneum diaboli; & incubus, qui nonnisi sanguinis siacis est in pulmonibus atque cerebro, malum daemoniacum. Ex eo fluit ratio, cur in Italia, Gallia, inque iis locis, ubi homines laborant, vinum bibunt, [106] RATIONIS studio indulgent, conversationibus delectantur, vel parum vel plane nihil de sagis aut spectrorum apparitionibus audiatur. – – – Probe tamen animadvertendum est, ac cavendum, ne omnes illusiones phantasiae, quae fiunt in morbis quaeque fiunt a narcoticis, adscribamus diabolo, sed tunc demum, quando extraordinaria quaedam simul occurrunt, & quando ea, quae patiuntur in hisce insomniis, tendunt ad praesens malum, inferendum proximo. Und nach einigen Worten fährt der hoch-berühmte und erfahrne Mann fort: (x)[2] Vbi malum accidit in natura, tunc Satanas occasionem adripit agendi, cum hoc sociat suas operas, & malum, ceu amicum suae naturae, semper ampectitur, suamque potestatem & dominatum ibi exserit. quae res scitu maxime necessaria est non modo Medicis, sed & ipsis Theologis. Wie geschäftig der Satan mit seinen Versuchungen in der Phantasey derjenigen, so von der hypochondrie (*)[3] oder passionibus hystericis Noht leiden, sey, solches habe selbst vielfältig wahrgenommen. Insonderheit findet sichs zum öftern, daß die Versuchten, in deren Phantasey der Satan seine Kraft äussert, ihnen dasjenige vorstellen und reden, welches zwar in dem Laufe der Natur gegründet ist, aber die Versuchten auf eine natürliche [107] Weise nicht wohl wissen können. Jedennoch ist hiebey einer genauen Untersuchung vonnöhten. Denn manche Menschen sehen sich und andere, wenn die Phantasey so starck von innen den Gesichts-Nerven rührt, als sonst von aussen geschiehet, oder wenn zähigte und klare Feuchtigkeiten vor ihren Aug-Apfel entweder auf der äussern Haut oder in der Luft schweben. (y)[4] Man nimmt auch öfters wahr, daß dasjenige, was dergleichen Persohnen wollen gesehen oder gehört haben, lediglich erdichtet und ein Werck der Träumerey sey.



  1. (u) In Diss. de potentia Diaboli in corpora §. 19. p. 397. sq. To. I. Opusc. Physico-Medicorum.
  2. (x) §. 20. p. 401.
  3. (*) Weil diese ein gewisser Götze in Halberstadt im Kopfe hatte, so konnte er nicht leiden, daß die Leute nach der Cantzel sahen, wenn er durch den Brill [WS: Der „Beryll“ war Werkstoff und Namensgeber der „Brille“] den gantzen Aufsatz herlaß, nemlich nach dem Evangelischen stilo.
  4. (y) Man kan davon einige Exempel finden in IOH. CONR. DANNHAWERI Idea boni interpretis Art. II. §. 24. p. 33. sqq.