Vom deutschen Rheinstrom

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Textdaten
Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Vom deutschen Rheinstrom
Untertitel:
aus: Deutsches Sagenbuch.
Seite 1
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Georg Wigand
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Erscheinungsort: Leipzig
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1. Vom deutschen Rheinstrom.

Heilige Wasser rinnen von Himmelsbergen – singt die Edda, das uralte Götterlied, so auch der Rhein, des deutschen Vaterlandes heiliger Strom, rinnt vom Gottesberge (St. Gotthard), aus Eispalästen, aus dem Schooße der Alpen nieder, als Strom des Segens. Schon die Alten sagten von ihm: die Donau ist aller Wasser Frau, doch kann wohl der Rhein mit Ehren ihr Mann sein – und die Urbewohner der Stromufer erachteten seine Fluth für also wunderbar, daß sie neugeborene Kinder ihr zur Prüfung ächter oder unächter Geburt übergaben. Rechtmäßige Abkömmlinge trug die Stromfluth sanft zum Ufer, unrechtmäßige aber zog sie mit ungestümen Wellen und reißenden Wirbeln als ein zorniger Rächer und Richter der Unreinigkeit unter sich und ersäufte sie. Andere Anwohner brachten dem heiligen Strome ihr Liebstes, Pferde, zum Opfer dar. Durch Hohenrhätiens Alpenthalschluchten stürzt sich der Rhein mit jugendlichem Ungestüm, frei und ungebunden, umwohnt von einem freien Bergvolke, das in Vorzeittagen hartlastende, schwerdrückende Fesseln brach. Da zwang ein Kastellan auf der Bärenburg die Bauern, mit den Schweinen aus einem Trog zu essen, ein anderer zu Fardün trieb ihnen weidende Heerden in die Saat, andere übten noch andere Frevel. Da traten Hohenrhätiens Männer zusammen, Alte mit grauen Bärten und hielten Rath im Nachtgraun unter den grauen Alpen. Auf einer felsenumwallten Wiese ohnfern Tovanosa will man noch Nägel in den Felsenritzen erblicken, an welche die Grauen, die Dorfältesten, ihre Brotsäcke hingen. Und dann tagten sie in Bruns vor der St. Annenkapelle unter dem freien Himmel, unter der großen Linde, nach der Väter Sitte, und beschwuren den Bund, der dem alten Lande den neuen Namen gab, den Namen Graubünden, und daß der Bund solle bestehen, solange Grund und Grat steht. Davon gehen im Bündnerlande noch alte Lieder. – Kaiser Maximilian nannte scherzweise den Rheinstrom die lange Pfaffengasse, wegen der zahlreichen und hochberühmten Bisthümer und Hochstifte an seinen Ufern, und nannte Chur das oberste Stift, Konstanz das größte, Basel das lustigste, Straßburg das edelste, Speier das andächtigste, Worms das ärmste, Mainz das würdigste und Köln das reichste.