Von newen Würmern, welche zuvor noch nie in Teutschland gesehen worden

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Titel: Warhaffte Contrafactur / Von etlichen newen Würmern / so den 1. Aug. umb Augspurg / und umb das Dorff Schlipps / in der Erndt von den Schnittern an dem Korn / auch in Gärten an Krautblettern gefunden worden / welcher zuvor noch nie in Teutschland ist gesehen worden
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Erscheinungsdatum: 1623
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Drucker: Caspar Schultes
Erscheinungsort: Augsburg
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Quelle: im VD17 unter der Nummer 23:264465X
Kurzbeschreibung:
Flugschriften des 17. Jahrhunderts
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[1]

Warhaffte Contrafactur /

Von etlichen newen Würmern / so den 1. Aug. vmb Augspurg / vnd vmb das Dorff Schlipps / in der Erndt von den Schnittern an dem Korn / auch in Gärten an Krautblettern gefunden worden / welcher zuvor noch nie in Teutschland ist gesehen worden / kurtz davon geschrieben / vnd männiglich vor Augen gestellt / hernach in eim schönen Lied begriffen: Im Thon: Herr Gott verleyh mir dein etc.

Erstlich gedruckt zu Augspurg / bey Caspar Schultes. 1623.


[2] KUnftiger lieber Leser / es seyn den 1. Augusti dieses 1623. Jahrs / vmb Augspurg vnd zu Schlips newe Würm in der Erndt an den Kornhalmen vnd KornEhern gefunden worden / welche vor der zeit in Teutschland nit offt gesehen worden / welche obenher gleichsam ein Menschen Angesicht / sampt einem Bund gehabt / in der mitten ein dicke Haut oder Schuppen / als wann sie geharnischt weren / unten allein sich bewegt haben / mit fasichtem wesen / daran sie sich an die Kornhälm gehengt / oder im Kraut auffgehalten / vnd alles verzehret. Obwoln aber solche Insecta vnd Würme in der Natur ihre vrsachen haben mögen / kan man nicht leugnen / daß etwas sonders GOtt der HErr vns Menschen darmit tröwe / dann wir lesen bey dem Propheten Joel 1. Cap. daß Gott den Juden ernstlich getrohet / er wolle ihnen / von wegen ihrer Sünden / allerley Unzifer ins Land schicken / die da sollen sein ein Vorlaufer / der grewlichen verwüstung deß Lands / die sie von jhren Feinden zu gewarten haben: mit folgenden worten: Was die Raupen erlassen / das fressen die Hewschröcken / [3] vnd was die Hewschrecken lassen / das fressen die Käfer / und was die Käfer lassen / das frißt das Geschmeiß. Da der Prophet viererley art der Würm erzehlet: Die ersten heißt er χάμπην, Erucam, Raupen / gazam, dieweil sie sich im kriechen gleichsam in einen bogen krümmen. Die ander art wurd genennt / ήάχριζ, locusta, Hewschrecken / arbe, kompt von radi e rabha, von der menge / davon wir lesen Exod. 10. Sihe ich will Morgen Hewschrecken kommen lassen / an allen orten / daß sie das Landt bedecken Die dritte gattung heißt lelek, βρΰχ , bruchus, Käfer / die haben jhren Namen à lambendo & comedendo, daß sie sich anhengen / lecken und fressen. Die vierdt art ist ήέρυσίδη, rubigo, Geschmeiß / chasil, die auch von nagen vnd beissen / vnd verzehren ihren Namen hat. Plinius im 11. Buch am 32. Capitel / pag. 277. schreibt von etlichen Würmen also: Insidec hic rhaphani folio primo vere & spissatus sole in magnitudinem milij cogitur Inde porrigrur vermiculus parvus, & triduo Eruca, quæadjectis diebus acrescit, immobilis, duro corcice: ad tactum tantum movetur aranei. Hac Eruca quam Chrysalidem appellant, rupto deinde cortice volat papilio. Dieser Thaw / hanget an den Rettichsblättern / im Früling / vnd wann er was hart von der Sonnen gemacht worden / wird er wie ein Hirschkörnlein: darauß entsteht ein kleines Würmlein / und nach dreyen Tagen ein Raup / welcher in folgenden Tagen [4] wächst / ist unbeweglich vnnd bekompt eine harte Schüppen / vnd wird allein bewegt / als wie ein spinne sich regt. Dieser Rauppe welchen man Chrysalidem nennet / nach dem er sein Schüppen zerrissen / fleugt wie ein Baumfalter darvon.

Diser Wurm nun / was die harte Schüppen anbelangt / kompt vil mit dem Punto überein / allein das Menschliche Angesicht / der obere Bund ist was seltzams. Was er aber möge bedeuten / kan man leichtlich abnemen / dann sie grosse dürre mit sich bringen / thun grossen schaden im Getrayd / im Kraut vnd anderstwo / wo sie hinkommen / dann sie meistestheils vom Fressen / Nagen / Beissen vnnd verzehren den Namen haben.

GOtt der Allmächtige verleyhe uns ein Bußfertiges Hertz / daß dergleichen Landplagen nicht über vns kommen / damit er Krieg / Theurung vnd allerley Seuchten von vns gnädiglich abwenden / vnd wir ein rühiges vnd stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Erbarkeit.


Davon folgt ein Geistlichs Lied.


HEb auff du werthe Christenheit / deine Augen jetzunder / inn der schweren betrübten Zeit / schaw an die grosse Wunder / so Gott von Himel schickt herab / zu vns Menschen auff Erden / das [5] man darab ein Beyspil hab / wie jhr anhören werden.

2.

Bey Schlipsen hat man dieses Jahr / in dem Koren gefunden / seltzame newe Würm gar / zu vnderschidlich Stunden / darvon Gott selbs getrohet hat / vor gar vil hundert Jaren / wie Joelis am ersten staht / jetzund wir das erfahren.

3.

Merckt auff ihr Innwohner im Land / ob jhr je habt gesehen / dergleichen traurigen zustandt / wie jetzund thut geschehen / sagt euern Kindern darvon / vnd laßt auch ewere Kinder / solche Wunderzeichen kund thun / ihren Kindern nit minder.

4.

Was noch den Bawren blieben ist / die Hewschrecken wegfressen / das überig alles wegk frist / der Käfer hauff vermessen / vnd was die Käfer lassen stahn / thut das Geschmeyß verzehren / damit der Mensch nichts bring darvon / sich damit zu ernehren.

5.

Die Würm so erschienen sein / vnnd im Koren gefunden / seynd fast geleich den Kindern klein / so noch seynd eingebunden / das ist seltzam zu schawen an / was sie werden mit bringen / das wird noch sehen [6] Fraw vnd Mann / O HERR laß vns gelingen.

6.

Vnd verleyhe vns allezeit deinen Göttlichen Segen / vnd behüt vnser Land noch heut / vor den Plagen allwegen / als Thewrung / Krieg / vnd Pestilentz / O HErr laß vns erfahren / dein Gnad vnd Güt in aller Gräntz / laß vns die Buß nit sparen.

7.

Damit wir vns alle zu dir / von Hertzen grundt bekehren / vnd Leben jmmer für vnd für / HErr nach deinem begehren / damit daß wir nach dieser Zeit / durch deins lieben Sohns Namen / bey dir leben in Ewigkeit / mit allen Englen AMEN.

ENDE.