Zedler:Mallinkrot (Bernard von)

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Mallinkrott (Heinr. Rüdiger)

Band: 19 (1739), Spalte: 752–753. (Scan)

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Mallinkrot (Bernard von) war in dem 17 Jahrhundert zu Münster Decanus, und besaß eine solche Gelehrsamkeit und Gedächtniß, daß man glaubte, er wäre in dem Stande gewesen, gantze Bücher, wo sie in der Welt verlohren giengen, durch desselben Hülffe zu ersetzen, welches man um so viel mehr an ihm bewundern muste, weil er fast alle Tage bis an den Abend mit lauter Gastereyen zuzubringen pflegte, und dahero nur des Nachts studirete.

Er hatte öffters grosse Hoffnung zu einem Bisthum zu gelangen, wobey doch allezeit der Ausgang fehl geschlagen. Nach dem bekannten Restitutions-Edict des Kaysers Ferdinand II. wurde ihm das Bisthum Ratzeburg ertheilet, so er aber wegen Ankunft Gustav Adolph und des bald darauf von selbigem befochtenen Siegs bey Leipzig, in Besitz zu nehmen nicht vermögend war.

Einige Zeit hernach wurde er von den Capitularibus zu Minden zu ihrem Bischoff ordentlich erwehlet; allein er muste auch hierinnen der Gewalt und Macht Wilhelms, des damaligen Bischoffs zu Oßnabrück, nachgeben, wiewol er nachgehends dennoch den Titul eines Coadjutors angenommen. Als hierauf 1650 Ferdinand, Ertz-Bischoff zu Cölln, und Bischoff zu Münster, mit Tode abgegangen, vermeynte er den letztern Sitz davon zu tragen, ob er gleich nicht öffentlich sich solches mercken liesse, und suchte dannenhero als Decanus seine untergebene Capitularen mit allerhand Erinnerungen zu versehen, welche aber seine Wahl allein zum Endzweck hatten. Er hatte ihnen aber bereits als Decanus allzuscharff begegnet, daher sie ietzo nicht denselben, sondern Christoph Bernharden von Galen einmüthiglich zu ihrem Bischoff wehleten, und dadurch Gelegenheit zu vielen Unruhen und Verdruß, sowol für sich selbst, als für den Mallinkrot machten.

Denn sobald nur dieser solche Wahl erfahren, bemühete er sich sowol am Päbstl. als Kayserl. Hofe, und bey dem zu Acken sich damals aufhaltenden Päbstlichen Nuntio, diese Wahl zu hintertreiben, wiewol man seinen Wunsch an keinem Ort vergnügen wolte. Als nun dieser Bischoff bey dem Anfang seiner Administration eine allgemeine Versammlung der Geistlichen angeordnet, wurde Mallinkrot von derselben, als ein allgemeiner Ruhe-Stöhrer, ausgeschlossen. Dieses hefftige Verfahren verdroß ihn äusserst. Daher er öffters vor sich selbst in den Bischöfflichen Pallast, und zu dem daselbst gehaltenen Convent kommen wolte, aber allezeit von der Wacht abgewiesen wurde.

Immittelst kam 1651 von Pabst Innocentz X. die Bestätigung der geschehenen Wahl, worauf sich Mallinkrot nach Wien begab, und bey dem Reichs-Hof-Rath die Streitigkeit anhängig machte, der ihm aber ebenfalls nicht nach seinem Sinne sprach. Jedennoch fuhr er fort, seine Sache weiter auszuführen, und nachdem er sich sehr viel vergebliche Mühe hier und da gegeben, versuchte er noch endlich des Volcks Liebe zu gewinnen, welches er auch meistentheils auf seine Seite brachte. Er gieng hierauf noch öffters in den Chor der Kirchen, woselbst die Capitularen waren, ungeachtet ihm aufs äusserste gedrohet wurde. Letztlich verfuhr man wider ihn mit der Excommunication, und ließ selbiges in allen Kirchen abkündigen; allein Mallinkrot kam sowohl in [753] seine, als in die andere Kirchen, nach wie vor, und kehrte sich nicht daran, ob gleich die Ceremonien, welche gewöhnlich sind, wenn ein Verbannter in die Kirche kommt, sehr öffters fürgenommen wurden. Wenn der Bischoff etwas wider ihn an den Kirch-Thüren anschlagen ließ, that er ebenfalls dergleichen, und brachte es endlich bey dem Volck so weit, daß es einen öffentlichen Aufruhr anfieng, und ihn, als die Wacht ihn auf Befehl des Bischoffs in gefängliche Verhafft nehmen wolte, wiederum aus deren Händen rieß. Er gieng hierauf, die Gefahr von dem Volcke abzuwenden, nach Ham, und wolte sich mit seinem Bischoff wiederum aussöhnen lassen; allein man kunte noch nicht einig werden.

Im Jahr 1657 ließ er sich des Nachts vor den Münsterischen Thoren sehen, da er auch Bischöfflichen Befehl von den Soldaten aufgehoben, und auf das Schloß Ottenstein gefänglich eingesetzt ward. Als er 7 Jahr daselbst zugebracht, starb er, und wurde in der Kirchen zu Bredona mit aller Ehrbezeugung begraben. Seine vortreffliche Bibliotheck wird annoch zu Münster aufbehalten.

Seine Schrifften sind:

1) de ortu & progressu artis typographicae, Cöln 1639 in 4.

2) de natura & usu literarum, Münster 1638 in 8.

3) paralipomena de historicis graecis, Cöln 1656 in 4.

4) de Archicancellariis S. R. I. ac Cancellariis Imperialis Aulae Münster 1640 in 4. welches Werck 1715 in Jena von B. G. Struwen, mit einer Vorrede wieder aufgelegt worden, dabey er auch das Leben Mallinkrots beschrieben. Struve d. l.

5) Tract. de summo hominis bono.