Zedler:Spree, Fluß

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Spree, Ort

Band: 39 (1744), Spalte: 481–483. (Scan)

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Spree, Sprea, Spreba, Suevus, ein schiffbarer Fluß in dem Marggrafthum Lausitz und in der Marck-Brandenburg, hat seinen Ursprung in den Böhmischen Grentzen, an den Wurtzeln des sudötischen oder Böhmischen Riesen-Gebürges, gleich bey dem Flecken Giersdorff auf einer Wiese. Ihr Ursprung und Anfang ist zwar gar schlecht und seichte, allein, weil sich in ihrem Fortfliessen unterschiedene Bäche darein stürtzen, so nimmt sie fast zusehens dergestalt zu, daß sie gar bald im Stande ist, unterschiedliche Mühlen zu treiben. Sie fließt aber von ihrem Ursprungs-Orte auf Ebersbach, und durch Ober- und Unter-Friedersdorff nachdem Flecken Neusaltz; gehet sodann durch Spremberg auf das Böhmische Dorff Fugau, und so ferne nach Neuoppach, Taubenheim, Wendisch-Soland und Schnedebach, nach dem Böhmischen Schürgswalde, und durch Kirsche nach Rotewitz, Eilwitz und Bergen; wendet sich alsdann herum, und gelangt nach Groß-Postewitz und Lehn, gehet ferner zwischen Münchswalde und Döbschitz durch nach Ober-Gurk, Steinwitz, Preischwitz, und Grubschitz; begiebt sich weiter nach Schmölen, drehet sich an der Stadt Bautzen oder Budißin herum, und kommt nach Seidau, Ohna, Burk, Malsitz, Nimschitz, Lube und Nieder-Gurk. Hier theilet sich die Spree in zwey Flüsse, welche eine grosse Insel formiren, davon der zur Rechten an Malschwitz, Briese, Salga und Kleinleichen, wo er die Löbau und die Schweinitz einnimmt, ferner an Halbendorff, Geißlitz und Lißka herfließt, alsdann seinen Lauf nach Mönau, Ujest, und Merzendorf richtet. Allwo er den Oelsa-Fluß zu sich bekommt, gleichwie bey Schöpsdorff den schwartzen Schöps-Fluß. Er begrüßt nachmahls Beerwalde, Spree, Tzschellen und Deschke, fließt mitten durch Neustadt hin, und vereiniget sich endlich bey Spreewitz, mit seinem bey Niedergurk abgesonderten lincken Arm; rinnt darauf nach Schilda, verläßt alsdann die Ober-Lausitz, und begiebt sich bey Zerra in die Nieder-Lausitz. Gleich bey ihrem Hineinlauf versetzt die wieder vereinigte Spree das Städtgen Spremberg in eine Insel, und begiebt sich nachgehends auf Biela, Weiskau, Mocra, Behlen, Seeleßne und Aßing; streicht durch einen Wald nach Gelincken, Madlound nach der Stadt Cotbus. Nachdem nun die Spree diese Stadt in zwey Theile abgesondert hat, zertheilt sie sich unter solcher abermahls in verschiedene Aerme, und durchströmt mit solchen den also nach ihr genannten Welt-beruffenen dicken mit lauter Erlen und Weydenbäumen durchwachsenen Spreewald, und versetzt solchen in viele Inseln. Mit dem zur Rechten hinströmenden Arm, tritt sie darauf in die Mittel-Marck Brandenburg, und berühret Lacon, Silo, Drobig, die Stadt Pritz, und nach solcher Diesen, Fehre, Bilgura, Bielen, Neuzauch, Altzauch, und Radondorff, unter welchem sich dieser rechte Arm mit dem lincken wieder vereiniget; der lincke aber strömet indessen von Cotbus nach Steise, Burk, Leippe, Naundorff und Berthe; nimmt unterhalb der Stadt Liebenau den Dober-Fluß ein, wendet sich darauf herum, und gelangt nach Stenwitz, [482] Rago und Steinkirch, schlingt sich um die Stadt Lübben herum, nimmt den Geila-Fluß ein, und vereiniget sich also gleich unter solcher mit dem schon einen guten Strich durch die Mittel-Marck gelauffenen rechten Arm. Nunmehro strömt die Spree in einer beträchtlichen Grösse und Tieffe fort, und begrüßt die Flecken Kraußnick, Wassenburg und Schlepzig; kommt ferner auf Kusche, Trebasch, Bretschen, Wittmansdorff und Nessen; macht nachmahls den grossen Schwolbe-See, bewässert Niemtsch, Werder, Friedland, Boßkau u. Starkau, und ist alsdann bey Werder bereits in die Mittel-Marck Brandenburg hinein getreten. Sobald nun die Spree den Märckischen Boden betreten hat, wird sie durch den im Jahr 1662 angelegten neuen Canal oder Friedrich Wilhelms-Graben bey Mühlrose mit der Oder verknüpfft; lencket sich alsdann an Gole, Berckenburg, an der Stadt Fürstenwalde und an dem Flecken Spreehagen her, nimmt sodann einen Fluß zu sich, und macht durch seinen krummen Lauf einen grossen Morast; fließt indessen immerfort nach Taßdorff, ziehet bey Köpenik die Sane oder Nude ein, und begiebt sich über Biesdorf und Friedrichsfeld nach Strochlow. Alsdann strömt sie mitten durch die Königlich-Preußische oder Churfürstlich-Brandenburgische Residentz und Hauptstadt Berlin. Diese unterscheidet der Spree-Strom in zwey Theile, als in Berlin und Cölln, an welches letztere noch einige andere Städte angehängt sind; empfängt hernach zur Rechten die Panke, und kommt nachmahls zu dem Lust-Schlosse Charlottenburg endlich aber bey der Vestung Spandau in die gleichfalls Schifbare Havel. Von den Lateinern wird dieser Fluß insgemein Suevus genannt, welchen Nahmen ihr aber etliche Philologen streitig machen, und sie daher lieber Sprea nennen, weil hier ein grosser Zweiffel vorfällt, ob nehmlich dieser Fluß der SUEVUS sey, so beym Ditmar Chron. Merseb. Lib. VI. und zwar in der verbesserten Edition in den Script. Brunsw. f. 380. zu finden ist, oder, ob solcher Suevus der Oder-Strom sey. Weil nun dieses so leicht nicht entschieden werden kan, so hat Cellarius in der Land-Charte von Germania antiqua zu beyden Flüssen das Wort Suevus gesetzt. Wenn also die Geschicht-Schreiber der letztverflossenen beyden Jahrhunderte, und diejenigen so ihnen nachfolgen, einen wahren Unterscheid hierinnen angeben könnten, so würde der besagte Suevus ohnfehlbar diese Spree seyn, wie sie denn auch dieselbe in der Lateinischen Sprache insgemein also nennen. Gleichwohl sind ihre Zeugnisse nicht hinlänglich genug, und Cellarius hat es sich zwar angelegen seyn lassen, den wahren Grund heraus zu bringen, doch ohne Erfolg. Es ernährt die Spree vielerley vortreffliche Fische, sonderlich werden ihre Grundeln und Schmerlen sehr hoch gehalten, wie denn die Cotbusische Schmerlen, an Grösse und Geschmack alle dergleichen Fische in andern Flüssen weit übertreffen; giebt nebst dem auch schöne Perschen, Aalruppen, Weiß-Fische, Zappen, Peisker, Karauschen und Kressen. Und es berichtet Manlius L. I. R. L. p. MSt. p. 23. daß nicht nur ihr Wasser, sondern auch die Fische, wegen der vielen Erlen-Bäume, so an ihren Ufern stehen, gantz schwartz wären. Grosse [483] Schiffe kan die Spree nicht tragen, sie treibt aber doch manche schöne Mühle, und giebt den Lausitzern Anlaß, ihre Victualien auf Kähnen nach Berlin zu schaffen. Vermittelst dieser Spree, des neuen Canals und der Havel, wird überhaupt eine gar nützliche Handlung zwischen Breslau und Hamburg getrieben, und es könnte darauf, nach Gundlings Vorgeben auf den Nothfall eine noch viel grössere, sogar bis nach der Türckey hinein angestellet werden. Abels Preussische und Brandenb. Staats-Geographie p. 153. Allgemeines Hydrographisches Lexicon.