Zedler:Vorrede Band 19

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Vorbericht Band 19

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Band: 19 (1739), Spalte: V.1–V.12. (Scan)

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Vorrede zu dem XIX. und XX. Bande dieses grossen Universal-Lexicons, darinnen insonderheit einige Supplemente zum XIX. Bande enthalten sind.

Geehrtester Leser!

Niemals ist an dem Wachsthume der Künste und Wissenschafften mehr gearbeitet worden, als in den ietzigen Tagen. Die Anzahl der Menschen, und zugleich der Künstler und Gelehrten, wächset täglich zusehends, und die Erfahrung bekräfftiget, daß die Ingenia zeitiger reifen, als ehedem. Vornemlich bemühen sich die gegenwärtigen Zeiten, sich den Ruhm von dem Flore eines gründlichen und demonstrativischen Vortrages zuzueignen. Die Gedächtnis-Gelehrten, oder diejenige Classe der Gelehrten, welche das erlernte Lehr-Gebäude ihrer Wissenschaft nicht anders, als wie die Nonnen den Psalter, an den Fingern herzusagen wissen, kommen gantz aus der Mode. Ihr ehemaliges Ansehen ist nunmehr gäntzlich gefallen, und sie selbst verliehren sich allmählich. Dagegen rühmet und erhebet man allein die, welche ihren Verstand anstrengen, ihre Wissenschafft durch Nachdencken und Uberdencken begreiffen, und solche auf demonstrativische Art wieder vorzutragen suchen.

Wie die verschiedenen Jahrhunderte nach dem verschiedenen Zustande der Gelahrheit verschiedene Beynamen erhalten haben; so möchte man wohl das gegenwärtige das demonstrativische (Seculum demonstrativum) nennen. Wieviele Schrifften siehet man nicht täglich hervortreten, in [2] denen man sich der demonstrativischen Lehr-Art beflissen hat? Nun lobet man billig dieses löbliche Bestreben der Gelehrten, indem nichts gewissers ist, als daß nur Bücher solcher Art die Gründlichkeit befördern, zur Uberzeugung ein grosses beytragen, und den Aberglauben verjagen; da aber in selbigen alle Sätze so nach einander geordnet sind, wie ein Satz den andern beydes erkläret als erweiset: so können sie nicht dazu gebrauchet werden, daß man eine Materie, und die nur zu derselben gehörigen Sätze, auf einmal übersehen kan, da doch dieses, in Ansehung des Gedächtnisses, seinen gantz besondern Nutzen hat. Denn es ist wohl nicht ohne Grund, daß man Schrifften, die nach der demonstrativischen Lehr-Art geschrieben sind, alsdenn mit weit grösserem Vortheil zu seinem Nutzen anwenden könne; daferne man zuförderst sich die Wahrheiten nach dem materiellen Zusammenhang bekannt gemachet habe.

Ich will dieses mit einem Beyspiele erläutern. Ich nehme an, es habe einer niemals eine Uhr zu Gesichte bekommen. Wenn nun selbiger einen Uhrmacher ein Stücke nach dem andern zusammensetzen siehet, bis die Uhr völlig fertig ist, so wird er zwar einen Begriff von der Uhr bekommen, und er wird angeben können, wie eines an dem andern in einer Uhr henget, wie ein Stück so mit dem andern verwandt sey, daß immer eines das andere voraussetzet; aber wer wird läugnen, daß der Vortheil nicht ungleich grösser seyn würde, wenn einer schon vorher gewust, was alles zu einer Uhr gehöret, und er sodann erst die Werckstatt des Künstlers besuchet. So ist es auch mit Erlernung der Wahrheiten. Man bekommet eine tieffere Einsicht in den Zusammenhang derselben, wenn man sie erstlich in der materiellen Ordnung, und hernach nach ihrer Abstammung, oder wie eine aus der andern herzuleiten sey, betrachtet, zu welchem letztern Behuf die demonstrativischen Schrifften unentbehrlich sind. Wolte man gleich sagen, daß man sich auch den ersteren Nutzen zugleich bey demonstrativischen Schrifften von beygefügten guten und vollständigen Registern versprechen könne; so ist dennoch hierbey eine grosse Verdrüßlichkeit vorhanden. Eine einzige Materie hat öffters durch das gantze Buch einen solchen Einfluß, daß von ihr durchgängig etwas beygebracht werden muß, wenn die Wahrheiten Glieder-weise an einander gekettelt werden. Was ist aber dieses nicht für eine saure Arbeit, so viele §§. und noch dazu an so verschiedenen Orten, aufzuschlagen? Und so ist es denn gewiß, daß der materielle Zusammenhang einer gantzen Lehre aus demonstrativischen Büchern nicht ohne merckliche Beschwerde übersehen werden könne.

Aber vielleicht gewehret uns die Schul-Methode, da man nur bloß auf die Materien, und keinesweges auf die Abstammung der Sätze von einander siehet, diesen Nutzen? Solchen Vortheil kan man freylich denen nach dieser Lehr-Art geschriebenen Büchern nicht absprechen, und dieser Vortheil ist auch der einzige, warum man sie nicht gäntzlich zu verachten, vielmehr Anfängern zuerst anzupreisen hat. Gleichwol aber äussert sich auch in dergleichen Schrifften ebenfalls eine Unbequemlichkeit, welche schlechterdinges nicht vermieden werden kan, sollen sie anders vollkommen zu diesem Endzwecke eingerichtet seyn. Es ist diejenige Beschwerlichkeit, die der demonstrativischen Methode von ihren Feinden zur Last geleget werden will. Man wirfft nemlich dieser Lehr-Art vor, daß nach Anleitung derselben einerley Sätze so offt wiederholet würden, wodurch bey dem Leser ein nicht geringer Eckel erwecket würde. Eben diese öfftere Wiederholung einerley Sätze kan [3] auch bey der Schul-Methode nicht vermieden werden, wenn alle Sätze von einer Materie neben einander sollen gestellet seyn. Es ist ja ausgemacht, daß mancher Satz in mehr als eine Materie einschläget, welcher also an allen denen Orten wiederholet werden muß.

Ich setze noch eine Beschwerlichkeit von der Schul-Methode hinzu, daß Materien, von denen nur etwas weniges gesaget werden kan, sich unter denen weitläufftigern verliehren, und folglich schwerlich zu finden seyn. Zudem muß einer schon in einer Wissenschafft bewandert seyn, wenn er eine iede Materie an seinem Orte finden will: nicht zu gedencken, daß dieser Gelehrte diese, ein anderer eine andere Einrichtung der Disciplinen hat.

Solchemnach ist wohl ohne allen Streit die alphabetische Methode dazu die beste, daß man iede Materie ohne grosse Mühe finden, und das, was davon zu sagen ist, beysammen lesen kan. Dieser Vortheil und die Abhelffung so vieler gedachter Beschwerlichkeiten mögen wohl die erste Gelegenheit zu denen so genannten Real-Lexicis gegeben haben. Diese Erfindung ist schon sehr alt, aber gleichwol haben die ietzigen Zeiten vor allen vorhergehenden, auch in dieser Art von Schrifften einen grossen Vorzug. Seit wenig Jahren ist eine solche Menge von Real-Lexicis an das Tages-Licht gekommen, daß sie ein weitläufftiges Verzeichniß ausmachen würden. Unter solchen nun stehet gegenwärtiges grosse Universal-Lexicon bilig oben an, da das beygesetzte Wort: Universal, zugleich anzeiget, es fasse solches nicht nur eine und die andere Wissenschafft, nicht nur eine und die andere Kunst in sich, sondern alle Künste und Wissenschafften. Ich habe nicht nöthig, den unbeschreiblichen Nutzen dieses Werckes mit vielen Worten und Beweis-Gründen zu beschreiben und darzuthun, da der vortreffliche Polyhistor und berühmte Cantzler der Königlich Preußischen Academie zu Halle, Herr Johann Peter von Ludewig, in einer dem ersten Theile beygefügten schönen Vorrede, einen unverbesserlichen Lob-Redner dieses unschätzbaren Werckes abgegeben hat. Ja selbst die so gute Aufnahme desselben leget ein unverwerffliches Zeugnis ab, daß der so mannigfaltige und so herrliche Nutzen nicht wenigen müsse so gleich in die Augen geleuchtet haben. Endlich so haben die vornehmsten und angesehensten Männer unserer Zeiten von der Zeit, da ich die Direction dieses und der folgenden noch zu gewartenden Bände über mich genommen habe, mich mit den auserlesensten Beyträgen beehret, und auch hierdurch ihren Beyfall sattsam an den Tag geleget.

Einige wenige solcher übermachten Nachrichten sind zu späte eingelauffen, daß sie nicht in ihrer alphabetischen Ordnung haben mit eingerücket werden können; weil aber doch manche darunter von solcher Erheblichkeit ist, daß ich mit Recht Bedencken getragen habe, dieselben der Welt bis allererst in die Supplemente vorzuenthalten, so habe ich vor gut befunden, die merckwürdigsten und vollständigsten in dieser Vorrede mitzutheilen. Es wird ein leichtes seyn, daß der Besitzer dieses Bandes in sein Exemplar das Wort des Haupt-Artickels an gehörigem Orte einschreibe, und die Ausführung desselben auf die Seiten dieser Vorrede verweise. Hier werde ich mich eben an die alphabetische Ordnung nicht binden. Es mag demnach den Anfang folgender Artickel machen:

[4] Mathematisches Instrumenten-Cabinet findet man in Dreßden unter andern Königl. prächtigen Sammlungen gantz besonders schön, und zwar von allen mathematischen Theilen in ungemeiner Menge. Und ob man gleich nicht die allerneuesten Erfindungen von dergleichen Instrumenten daselbst suchen darff, sind es doch meist die ersten Erfindungen von so vielen alten gelehrten Mathematick-Verständigen und geschickten Mechanick-Kundigen, die von mehr als 200. Jahren her mit vielem Fleisse sind gesammlet worden, indem man noch des Churfürsten Moritzens Instrumente, und die grosse Menge, so Churfürst August, glorwürdigsten Gedächtnisses, angeschaffet hat, daselbst findet, die, wenn sie verlohren gegangen wären, vor vieles Geld nicht wieder zu erlangen stünden: da im Gegentheil alle neue verbesserte Instrumente, welche meistentheils, wie sie nemlich heutiges Tages gemachet werden, sich auf derer Vorfahren ihre ersten Gedancken gründen, vor die gehörigen Kosten leicht angeschaffet werden können. Hiernächst kan aus dieser Sammlung auch deutlich erwiesen werden, daß die Aufnahme der Künste und Wissenschafften grösten Theils von des Landes-Herrn Neigung und Beliebung herrühre. Denn es findet sich, daß zu des Churfürst Augusts Zeiten in Sachsen die herrlichsten Instrumente sind erfunden, auch tüchtig gearbeitet worden: da hingegen einige Jahre darauf, als die Künstler nicht mehr so hoch geschätzet wurden, diese Arbeit wieder in Verfall gerathen, bis sie endlich unter des Königs in Pohlen und Churfürsten zu Sachsen, Augusts II. höchstseligsten Andenckens, Regierung in hiesigen Landen zu ihrer Vollkommenheit gelanget ist, und in diesem Flor sich unverändert erhalten hat. Die zum Theil silbernen, grösten Theils aber meßingenen und vergoldeten mathematischen Instrumente werden auf einem grossen runden Saal in dem Königl. Pallast der Wissenschaften (Palais des Sciences) verwahrlich aufbehalten, und ist jede Art der Instrumente einer Disciplin auf einem besondern Tische, der mit einem rothen Teppich bedeckt ist, nach der Ordnung geleget. Es befinden sich aber überhaupt in diesem Cabinete

1) eine grosse Menge von allerhand Circkeln, als:
a) Ordentliche
b) Stell-
c) Bogen-
d) Jobst Byrgische Proportional-
e) Druck- oder Garten-
f) Stangen-
g) Feder- oder Haar-
h) Dreyfüßige
i) Taster- und andere Circkel.
2) Lineale und Maaß-Stäbe, Winckelhacken, Visir-Stäbe, Proportional-Circkel, gantze, halbe, und Viertel-Circkel, in ihre Grade getheilet. [5]
3) Grosse geometrische Instrumente, gantze und halbe Grad-Bogen, Quadranten, alles von unterschiedlicher Art zum Feldmessen zu gebrauchen. Desgleichen des Churfürstens, August, curiöse Viatoria, Theil-Scheiben, etc.
4) Gnomonische Instrumente, als Abweichungs-Instrumente nebst einer ungemeinen Menge Sonnen-Uhren.
5) See-Compasse von allerhand Art, auch andere hierzu nöthige Instrumente.
6) Marckscheide-Instrumente, wobey verschiedene Setz- und Heng-Compasse in Gruben zu gebrauchen.
7) Verschiedene Instrumente, etwas in die Perspective zu zeichnen.
8) Instrumente zum Nivelliren, worunter eine besondere curiöse Wasser-Waage.
9) Zur Statick und Mechanick gehörige Instrumente, als curiöse Schnell- und andere Waagen, Heb- und Brech-Zeuge, unter andern eine Maschine, ohne Pferde, bloß vermittelst des Windes, 7. Furchen auf einmal zu ackern.
10) Eine grosse Menge Artillerie-Instrumente, als Aufsätze auf die Mörser, Stücken, dabey eine curiöse Invention von einer Betarde, auch ein Instrument, durch dessen Hülffe Leicht-Kugeln, z. E. in ein Lager zu werffen, bloß von stählernen Federn.
11) Eine schöne Sammlung von optischen Instrumenten, als:
a) Ein grosser höltzerner Brenn-Spiegel, vom Kunst-Tischer, Gärtner, 5. Ellen über dem Diameter, dessen Concavität starck vergoldet ist, und über 2000. Thaler zu verfertigen gekostet hat.
b) Ein anderer Brenn-Spiegel von Kupffer, 2. Ellen 18. Zoll im Diameter, den der Herr von Tschirnhaus ohne Fehler gemacht, und und von ungemeiner Würckung ist.
c) Das grössere Brenn-Glas, so von Tschirnhausen im Cabinet befindlich, hält eine Elle im Diameter; das Collectiv-Glaß aber 10. Zoll. Uber dieses ist
d) ein Spiegel vorhanden, 1. Elle 10. Zoll im Diameter, dessen Concavität über und über mit kleinen gläsernen Quadrat-Spiegeln bekleidet ist, welche alle dichte an einander stehen, und mit stählernen wohl polirten Nägeln zusammen gehalten werden, in dessen Brenn-Punct hängt eine Lampe, welche, wenn sie bey Nacht-Zeit angezündet wird, eine ungemeine Würckung thut, daß man 200. Schritte davon lesen kan. Es sind auch unter denen optischen Instrumenten
e) ein Lese-Glas von Bernstein. [6]
f) Zwey sehr schöne Deformationes polyedricae, davon eines den Namen JEsus, das andere den hochseligen Churfürsten Johann Georg II. im Brust-Bild auf das deutlichste vorstellet.
g) Viele rare von Stahl-Mixtur rein gegossene, und zu beyden Seiten polirte Spiegel von unterschiedenen Segmenten und Figuren, derer
h) Microscopiorum, davon eines aus Rom von Campani ist, und Tuborum nicht zu gedencken.
12) Zwey Globi von Meßing auch auf dergleichen Gestelle, eine Himmels- und eine Erd-Kugel von Blanuv, so eine Elle 6. Zoll im Diameter und zweye, so 23. Zoll im Diameter halten. Das rareste unter diesen ist ein sehr alter meßingener Globus, so aus Mocca da hinein gekommen ist, iedoch nur 10. Zoll im Diameter; die Sterne und ihre Namen sind mit Silber, der Aequator und die Ecliptick aber mit Golde eingeschlagen, der Süder-Pol ist, weil man damals noch keine Sterne darum gewust, gantz leer: die vielen Benennungen oder Namen der darauf befindlichen Sterne sind von Coufahischer mit Silber eingeschlagenen Schrifft. Die höltzerne Sphaera armillaris, 3. Ellen im Diameter, macht in dieser Sammlung ein nicht geringes Ansehen, zumal da es so gut vergoldet ist, daß man es vor Metall halten solte.
13) Zwey astronomische Uhren sind hier auch nicht zu vergessen:
a) Die gröste ist von vergoldetem Meßing, mit vielen silbernen und emaillirten Verzierungen, und weil sie nach der reinsten Architectur sehr zierlich viereckigt in die Höhe gebauet ist, hat sie vier der schönsten Aussichten, (Façaden) und zwar zeiget sie an ieder Seite, vermöge zweyer besonderer Scheiben und Zeiger, den Lauff zweyer Planeten; die unterste Scheibe auf der fördersten Seite aber weiset die Stunden und Minuten, sie schläget Viertel und Stunden. Die oben darauf 12. Zoll im Diameter sich befindende silberne Himmels-Kugel beweget sich täglich um ihre Axe: in der Ecliptick hingegen rücket ein silbern Sterngen, so die Sonne vorstellet, gehöriger massen fort, daß es also in einem Jahre um die Kugel herum kommt. Auf dem Mittags-Circkel stehet gestochen: coeptum 1553. & absolutum 1558 woraus zu ersehen, daß dieses astronomische Werck bald 200. Jahr alt ist, und siehet doch aus, als wenn es ietzt allererst vergoldet worden wäre. Wenn man eine von denen 8. Thüren der Uhr öffnet, muß man über das inwendige häuffige meßingene Räder-Werck, und die saubere und mühsame Arbeit erstaunen, wie denn inwendig an ieder Thüre eine ungemeine Menge solcher Räder sind, welche, wenn die Thüre wieder geschlossen ist, in das inwendige grosse Werck eingreiffen. Der Churfürst August, glorwürdigsten Andenckens, hat diese Uhr vor 16000. Thaler erkaufft, und ist ohne Postement das blosse Werck 1. ELle und 21. Zoll in der Höhe, und 1. Elle und 2. Zoll ins Gevierdte. [7]
b) Die andere astronomische Uhr, so ein gewisser Geistlicher aus Prag, Namens P. Klein, nur im vorigen 1738. Jahre verfertiget, ist von höltzernen laccirt und vergoldetem Gehäuse. Die Uhr hat zwey Aussichten (Façaden.) Die vornehmste gleichet völlig der Homannischen in Kupffer gestochenen geographischen Universal-Zeig- und Schlage-Uhr, so Zacharias Landleck, Uhrmacher in Nürnberg, verfertiget. Im Mittel ist ein kostbar emaillirtes Hemisphaerium Globi terraquei, über welches ein schief ausgeschnitten blaues Glas von gleicher Concativität und Convexität, wie die halbe Kugel, sich innerhalb 24. Stunden wegbeweget, so daß man gleich sehen kan, daß an denenjenigen Orten, welche mit dem Glase bedecket sind, Nacht seyn muß; wie denn auch gleich wahrzunehmen, welche Stunde es an diesem und jenem Orte an der Zeit ist. Auf der andern Seite ist ein ordentlicher Uhrzeiger, so die Minuten und den Monats-Tag, auch die Zeit des Auf- und Untergehens der Sonne bemercket: wie denn überhaupt die Uhr Viertel und Stunden schläget, auch repetiret.
14) Eine derer grösten Lufft-Pumpen von einem Cylinder, so der ehemalige Rath Leupold in Leipzig verfertiget hat, nebst darzu gehörigen Glocken, Recipienten, grossen meßingenen Hemisphaeriis, und andern vielen Instrumenten.
15) Ein blechern Sprach-Rohr, 8. und eine halbe Elle lang, auf eine Stellage zu legen.
16) Etliche Kästen, so mit denen schönsten mechanischen stählernen und eisernen, auch grösten Theils geetzten Instrumenten angefüllet, und wegen Mangel des Platzes nicht können ausgepacket werden.

Malachowsky (Johann), Cron-Unter-Cantzler, des Pohlnischen weissen Adler-Ordens Ritter, Gouverneur von Opoczno, Herr derer Herrschafften Malachowitz, Renkorai, Moszezenica, Konskin, Bialaczow, Orczki, Mogetnica, Ofieezna und Rokassow etc. erblickte das Licht dieser Welt den 24. Jenner des 1698. Jahres. Sein Herr Vater war Stanislaus Malachowsky, Palatin von Posen; die Frau Mutter aber Ihro Hoheit, Anne, gebohrne des Heil. Römischen Reichs Printzeßin von Lubomirsky. Schon im zartesten Alter hatte Ihro Excellentz das Unglück, Ihren Herrn Vater zu verliehren, welcher bald nach geschlossenem Carlowitzischen Frieden, den man zum Theil nicht anders, als eine Frucht seiner rühmlichsten Bemühungen, anzusehen, und dem er als gevollmächtigter Abgesandter von Seiten der Republick Pohlen beygewohnet hatte, Todes verbliche. Wie nun Ihro Excellentz schon noch in der Wiege in den Vaterlosen Waysen-Stand versetzet wurden; so beruhete die gantze Sorge wegen guter Erziehung dieses hinterlassenen einzigen Sohnes lediglich auf der Veranstaltung Dero Frau Mutter, welche erst ein gantzes Viertel-Jahr nach des verstorbenen Palatins Ableben annoch eine Fräulein Tochter zur Welt brachte, die nach der Zeit an den Herrn [8] Myczielsky, Stolnick der Crone, vermählet worden ist. Jedoch nöthigten die damals in Pohlen entstandenen Unruhen diese zärtliche Mutter gar bald, ihren Herrn Sohn von sich zu lassen, und ihn nach Dantzig zu schicken, um daselbst in den ersten Gründen derer einem Herrn von seinem Stande nöthigsten und anständigsten Wissenschafften unterrichtet werden zu können. Er hielte sich also in gedachter Stadt von 1707. bis 1709. auf, und legte den ersten Grund seiner Studien unter der Direction derer Herren Jesuiten in der Vorstadt Schottland. Als es aber nachmals in Pohlen wiederum etwas ruhiger geworden; so begab er sich nach Cracau, um dieselben auf der dasigen hohen Schule weiter fortzusetzen.

Nachdem aber auch seine Frau Mutter gar wohl wuste, daß nichts so geschickt wäre, vornehme Standes-Personen, und die bereits darzu gebohren, dermaleinst vor das Beste und Wohlergehen ihres Vaterlandes besorgt zu seyn, recht vollkommen zu machen, als wenn sie auch auswärtige und fremde Länder besehen; so konte sie es um so viel eher geschehen lassen, daß ihr eintziger Trost sich noch weiter von ihr entfernete, und in die Fremde gieng. Er machte also den Anfang seiner Reisen durch Deutschland, woselbst er, nachdem er Wien besehen, die vornehmsten und angesehensten Höfe besuchte. Hierauf verfügte er sich nach Italien, und hielte sich, nachdem er allerwegen das Sehens- und Merckwürdigste in Augenschein genommen, ein Jahr lang zu Turin auf, um sich bey der dasigen Academie in allen Ritterlichen Ubungen recht feste zu setzen. Von hier wandte er sich nach Genua, woselbst er sich zu Schiffe setzete, und nach Marseille in der Provintz überseegelte. Nach diesem durchreisete er die Frantzösischen Ländereyen, und kam endlich, nachdem er überall, wo er durchgereiset, das Merckwürdigste und Seltenste besehen, in Paris an. Hier hielte er sich wieder ein gantzes Jahr auf. Sodann gieng er durch die Niederlande, als nemlich Flandern, Holland, und die dazu gehörigen Provintzien, nach Deutschland zurücke, und blieb eine Zeitlang in Dreßden, um dem Könige August II. von Person bekannt zu werden, immassen dieser preißwürdigste Monarche, glorwürdigsten Gedächtnisses, damals eine so prächtige und kostbare Hofstatt unterhielte, als keiner von seinen Vorfahren gehabt hatte, und überdem auch Dreßden ein Sammelplatz alles dessen war, was man sonst nur schönes und vollkommenes in der gantzen Welt zerstreuet antreffen mag.

Nachdem er sich nun daselbst etliche Monate lang verweilet hatte; so kam er endlich wieder in seinem Vaterlande an, und legte die erste Probe von seinem Eifer und Besorgnisse vor das Wohlergehen dieses Königreiches dadurch ab, daß er dem Land-Tage des Hertzogthums Zator persönlich beywohnete. Als aber der gesammte Adel dieses Districts seine besondern Verdienste und seine gantz ausnehmende Munterkeit des Verstandes, als worinnen er auch die geschicktesten und erfahrensten seiner Landsleute übertraf, gar bald einsahe; so erwehlten sie ihn einmüthiglich zu dem Richter ihres Gebietes bey dem Cron-Gerichte, ob er gleich damals nicht älter als 23. Jahr war. Wie er nun dem Adel fünf Viertel-Jahre lang als Richter vorgestanden hatte; so begab er sich dieser Würde, um dem damals zu haltenden allgemeinen Reichs-Tage als Land-Bote seiner Woywodschafft mit beyzuwohnen. Bey welcher Gelegenheit er denn auch durch seine grosse Einsicht sowol, als duch seinen angenehmen und beliebten Vortrag, die Neigung und Gewogenheit des gantzen Adels gewann; hauptsächlich bey der Unter-Kammer [9] sich gantz besonders hervorthat. Sonderlich aber fügte es sich im Jahr 1726, daß bey dem damals gehaltenen Reichs-Tage die besondern Verdienste Ihro Excellentz der gantzen Welt und dem gesamten Hofe erst recht in die Augen strahleten, nachdem er unterschiedene höchstverwirrete und von der äussersten Wichtigkeit seyende Dinge so glücklich heben und entscheiden helffen. Wie er sich denn dadurch insonderheit auch eine so grosse Königliche Huld und Gnade erworben, daß Ihro Majestät ihm hierauf das Gouvernement von Opoczno anvertrauet.

Jedoch dieses war nur wie ein blosser Anfang von den vielen Begnadigungen, deren Se. Königl. Majestät, August II, Glorwürdigsten Andenckens, Ihro Excellenz würdig geschätzet, massen Dieselben nach dem Tode des Cron-Groß-Cantzlers Szembeck ihm die Würde eines Cron-Unter-Cantzlers, welche Ihro Eminentz, der Herr Cardinal Lipsky, damals bekleidete, und niederzulegen entschlossen war, bereits zugedacht hatten: allein der so unverhofft darzwischen gekommene Todesfall Ihro Königl. Majestät unterbrach dieses Vorhaben. Aber auch derselbe gab ihm zugleich eine neue Gelegenheit an die Hand, vor der gantzen Welt öffentlich zu bezeugen, wie sehr er sich das wahre Wohlergehen seines Vaterlandes zu Hertzen nähme, und mit was vor einem Eifer er dem Durchlauchtigsten Hause Sachsen zugethan wäre.

Denn nachdem der gesamte Adel aus dem ihm anvertraueten Gouvernement ihn bey denen während des Interregni in Pohlen entstandenen und vorwaltenden öffentlichen Unruhen zu seinem Haupte und Anführer erwehlet hatte; so wagte er sich mit demselben auf das von der Gegen-Parthey beliebte Wahlfeld, und protestirete, der ungleich grössern Menge seiner Gegner und der von diesen geschehenen Drohungen ungeachtet, öffentlich wider die erfolgte Wahl der Königs Stentzels, und zertrennete hierdurch zugleich alle von den Widriggesinneten gefassete Anschläge. Als sich nun derselbe nach der Zeit beständig um und bey dem Könige befand; so verliehen Ihro Majestät ihm zu Belohnung seiner Treue und derer mit der grösten Lebens-Gefahr davon abgelegten Proben, nach Eroberung der Stadt Dantzig, die durch das Absterben des Herrn Myczielsky und Schwagers von Ihro Excellentz ledig gewordene Stelle eines Stolnicks der Crone. Uber dieses bedienten sich auch Ihro Majestät desselben Vermittelung zu Gewinnung der Cron-Armee, als welche bis dahin immer noch der gegenseitigen Parthey zugethan gewest war, und fertigten ihn als Bevollmächtigten an den Palatin von Kyovien, als Commendanten derselben, ab, mit welchem er auch einen solchen Vergleich errichtet, daß sich die gantze Armee dem Gehorsam Ihro Majestät unterwarff. Als nach diesem Ihro Eminentz, der Herr Cardinal Lipsky, Dero Charge niedergeleget hatten; so begnadigten Ihro Majestät ihn mit derselben, und ist es eben die Würde eines Cron-Unter-Cantzlers, welche Ihro Excellentz noch gegenwärtig würcklich bekleiden. Im übrigen haben sich dieselben im Jahr 1727. mit Frauen Aumiecken, des Palatins von Podolien Tochter, vermählet.

Manyocki, eine alte adeliche Familie, welche bey den vorigen Ungarischen Königen in grossem Ansehen gewesen ist. Einer aus derselben hat im Jahr 1526. in der berühmten Schlacht bey Mohatz, in welcher der Kern des [10] Ungarischen Adels umgekommen, und der König Ludwig der jüngere selbst in einem Moraste elendiglich ersticket ist, zugleich mit sein Leben verlohren.

Adam von Manyocki ward gebohren im Jahr 1674. auf dem Lande zu Szokolya, etliche Meilen von Comorrn. Als im Jahr 1685. fast gantz Ungarn wegen des damaligen Krieges voller Unruhe war, und ein ieder das Seinige in Sicherheit zu bringen suchte, sahe auch sein Vater sich genöthiget, sich mit seiner Familie zu seinen Freunden nach Comorrn zu flüchten. Hier wurde sein Vater, durch Vermittelung des Ober-Feld-Predigers von denen Lüneburgischen Trouppen, mit welchem er noch in Engelland vertrauliche Freundschafft gepflogen hatte, mit dem General-Auditeur von gemeldeten Trouppen, D. Dölfern, bekannt, welcher sich gegen den alten Manyocki erboth, seinen Sohn an Kindes statt, da er selbst keine Kinder hätte, an- und mit sich nach Deutschland zu nehmen. Der junge Manyocki, der damals nur 11. Jahr alt war, wurde also dem D. Dölfern mit dem Bedinge übergeben, daß er ihn solte studiren lassen, welches der letztere auch auf sein Gewissen versprach. Allein nachdem sie beyde in Zelle angelanget waren, gedachte der neue Pflege-Vater des Manyocki an nichts weniger, als an die Erfüllung seines Versprechens. Da ihm aber, nach Verfliessung einiger Monate, von dem alten Manyocki in Briefen das Gewissen gerühret worden war, entschlosse er sich endlich, den jungen Manyocki eine ehrliche Profeßion lernen, nicht aber studiren zu lassen, weil er glaubete, daß das letztere ihm zu kostbar fallen dürffte.

Manyocki hatte von Kindheit an grosse Neigung zum Mahlen von sich spühren lassen, indem er iederzeit was er nur gesehen, nachzuzeichnen pflegte. Deswegen er so gleich der Lehre eines der besten Mahler in Zelle anvertrauet ward, der, als er seines zukünfftigen Lehrlings vorige Zeichnungen sahe, sich sehr verwunderte, daß derselbe ohne die geringste Anleitung bereits so weit gekommen war. Jedoch diese Unterrichtung dauerte nur drey Monat, als nach deren Verfliessung Manyocki seinen Zeichen-Meister durch den Tod verlohr, und abermal ohne weitern Unterricht beynahe 4. Jahre zubringen muste; gleichwol aber trieb ihn die grosse Lust zu dieser Kunst an, unaufhörlich Portraits, Landschafften und allerley Sachen zu mahlen, ob er gleich die Farben weder kannte, noch zu nennen wuste, auch Zeit seiner Tage miemals iemanden mahlen gesehen hatte.

Endlich kam ein sehr guter Portrait-Mahler, Namens Scheitz, der nachgehends Churfürstl. Hannöverischer Hof-Mahler geworden ist, nach Zelle, mit welchem obgedachter General-Auditeur gleichfalls einig ward, daß er den jungen Manyocki unterrichten solte. Bey diesem legte er demnach die ersten Gründe, nemlich in Kennung und Vermischung derer Farben, auch wurde er zum copieren die wenige Zeit über, die er bey ihm war, angehalten. Denn sein Meister konnte in Zelle nicht längern Unterhalt finden, und ward nach 4. Monaten gezwungen, sein Glück anderweit zu suchen. Und so hatte denn des Manyocki Unterweisung abermals, und zwar gäntzlich, ein Ende.

Dieser wenigen Instruction ungeachtet unterstand er sich doch viele grosse Sachen zu copeien, worinnen er ziemlich glücklich war, und solchergestalt dem General-Auditeur verschiedene Zimmer auszierete. Das hauptsächlichste, was ihn zu diesem grossen Fleiß [11] anspornete, war, daß ihm der General-Auditeur zum öfftern versprach, ihn bey dem alten Hertzoge von Zelle bestens zu empfehlen. Jedoch dieses Versprechen ward nicht gehalten, unerachtet Manyocki seinem Patrone ein gantzes Jahr hindurch, in welchem er weder einen Schreiber, noch sonst einen Bedienten hatte, alles in allem seyn muste, bis er endlich durch sonderbare Fügung von ihm getrennet ward, und die neunjährigen so beschwerlichen Dienste so schlecht belohnet sahe.

Dennoch hat ihm die Göttliche Vorsehung wunderbarlich aus seiner Noth geholffen, da er nunmehr keine menschliche Hülffe wuste. Seine erste Reise war nemlich von Zelle nach Lüneburg, allwo er einem schlechten Mahler, mit Namen Glassen, der eben damals sein Meisterstücke verfertigte, selbiges, das sehr schlecht gerathen war, dergestalt verbesserte, daß der Glassen in die Zunfft würcklich aufgenommen ward, ob er wol anbey wegen der Verbesserung in Strafe verfiel, als die man zwar an dem Meisterstücke bemerckete, iedoch aber nicht wuste, wie es damit zugegangen war. Denn Manyocki hatte sich in Weibes-Kleidern zu dem Mahler in das Haus verfüget, das ihm zur Verfertigung des Meisterstückes, unter der Obsicht eines alten Mannes, war angewiesen worden. Von Lüneburg gieng er an den Mecklenburgischen, wie auch an den Hollsteinischen Hof, und an verschiedene andere Oerter.

Im Jahr 1703. kam er nach Berlin, allwo er in den Jahren 1706. und 1707. den damaligen Cron-Printzen und ietzigen König von Preussen, ingleichen alle Officiers von seinem Regimente abmahlete, und dadurch sich bey jenem in so besondere Gnade, als bey diesen in ausnehmende Hochachtung setzete. Wie er nun mit den Portraits der Officierer bald fertig war, nahm er keine weiter an, so sehr er auch von vielen Grossen darum ersuchet ward, aus der Ursache, weil er bereits zum andernmale der Schluß gefasset hatte, nach Engeland zu gehen. So feste nun auch der Vorsatz war, so wurde er doch bald auf andere Gedancken gebracht. Es befand sich damals die Fürstin Rakoczi, nebst dem Leib-Medico von dem Fürsten Rakoczi, in Berlin, und war letzterer eben Willens wieder zu seinem Fürsten nach Ungarn zurück zu kehren. Dieser beredete also den Manyocki, daß er seine vorhabende Reise nach Engeland mit der Reise in sein Vaterland zu seinen Eltern verwechselte.

Beyde reiseten mithin im Julio des 1707. Jahres nach Ungarn, und kamen im August gedachten Jahres zu dem Fürsten Rakoczi. Weil nun des Manyocki Bruder dem Fürsten als Capitain dienete, und ihm also die Manyockische Familie schon bekannt war; so warff der Fürst solche Gnade auf unsern Manyocki, daß er ihn zum Cammer-Juncker ernennete, und ihm eine austrägliche Besoldung nebst freyer Tafel, Unterhalt vor etliche Bediente, und Futter vor 6. 8. und mehr Pferde reichen ließ. Immittelst bat sich der Herr Cammer-Juncker von seinem Fürsten die Gnade aus, dessen Bildniß in Klein zu mahlen, welches so wohl gerathen, und so gnädig aufgenommen ward, daß er dagegen von dem Fürsten eine goldene Medaille mit dessen Bildniß erhielte. Hierüber verflossen beynahe 10. Monate, ehe Manyocki zu seinen Eltern kam, welchen er sich anfänglich nicht zu erkennen gab, und folglich dadurch bey der endlichen Entdeckung eine überaus grosse Freude erweckte. Es sind ihm in Ungarn währenden seines Aufenthalts daselbst unterschiedene Zufälle begegnet, da er in Leib- und Lebens-Gefahr gewesen.[12]

Gegen Ausgang des 1709. Jahres entschlosse sich der Fürst, ihn nebst dem bekannten, iedoch unglücklichen Clement in einer gewissen Commißion nach Berlin und Holland zu verschicken. Da er nun mit seinem Reise-Gesellen in Pohlen reisete, wolte ihn derslbe neben sich auf dem Wagen erschiessen, weil er etwas Geld bey ihm merckete: allein die Göttliche Vorsehung hat ihn von dieses Mörders Hand glücklich errettet. Uberhaupt war ihm die gantze Reise durch Pohlen ziemlich gefährlich; weil aber GOtt ihn allezeit dabey wunderlich beschützet, so setzte er die Reise nach Berlin und Holland fort. Inzwischen war der Fürst Rakoczi genöthiget worden, aus Ungarn zu flüchten, und hatte er sich zuletzt nach Dantzig begeben müssen, von dar aus er dem Manyocki die Ordre überschreiben ließ, zu ihm zu kommen.

Manyocki leistete diesem Befehle sofort Gehorsam, und verfügte sich gegen den Ausgang des 1712. Jahres nach Dantzig: weil er aber bey seiner Ankunfft sahe, daß des Fürsten Hofstatt ohnedem zahlreich genug sey, hielte er bey ihm um seine Dimißion und um so viel von dem bey ihm zu fordern habenden Gelde an, daß er nach Holland gehen könte, allwo ihn die Magnaten schon bey seiner vorigen Anwesenheit in hohen Werth gehalten hatten, nachdem er daselbst zum Zeitvertreib ein Portrait gemachet, welches von verschiedenen bewundert, und daher ihm alles zu zahlen versprochen worden, was er nur verlangete: so er aber damals wegen seiner aufhabenden Commißionen nicht eingehen wolte.

Der Fürst nun, der ihn nicht gern von sich lassen wolte, wandte hierauf allerley Schwierigkeiten vor, und sagte ihm zuletzt, daß, wenn er sich entschlüssen wolte zu mahlen, so wolte er ihn bey den Pohlnischen Magnaten allda schon bestens empfehlen. Er bequemte sich also, obwol ungern, zu Dantzig zu bleiben. Hier mahlte er unterschiedliche Pohlnische Magnaten und Frauens ab. Als im Jahr 1713. in Warschau der Reichs-Tag gehalten wurde, liessen in dieser Zeit Ihro Majestät, der höchstseligste König, die Pohlnischen Damen alle abmahlen. Bey dieser Gelegenheit wurde der Herr von Manyocki auch bey Ihro Majestät durch den Cron-Marschall, Graf Bilinsky, recommendiret, auch folgends nach Warschau zu kommen beruffen. Bey seiner Ankunfft muste er auf Befehl des Königes sie Damen zu mahlen anfangen, und nach Verfertigung derselben bekam er Ordre, nach Berlin zu gehen, und allda den gantzen Preußischen Hof zu mahlen, wie auch das Fürstl. Dessauische Haus, welche Portraits er im Jahr 1714. dem höchstseligsten Könige überlieferte. Hierauf wurden ihm 1000. Thaler jährliche Gnaden-Gelder von Sr. Königl. Majestät in Pohlen allergnädigst verwilligt, welche er auch noch bis anietzo zu geniessen hat.

Ob nun wohl noch mehrere Nachrichten bey mir zu späte eingelauffen sind, und annoch hier nachgeholet werden könten; so bestehen selbige doch nicht in gantz neuen Artickeln, sondern nur in einzelnen und besondern Zusätzen zu denen schon in ihrer Ordnung ausgearbeiteten Artickeln, die also füglich bis in die Supplemente zu diesem Lexico können ausgesetzet bleiben. Ubrigens will ich hoffen, es werde die so ansehnliche Stärcke des XIX. Bandes, zumal da er noch über dieses mit so kostbaren Kupfferstichen ausgezieret ist, dasjenige in reichem Uberflusse ersetzen, was etwan dem XX. Bande an Bogen abgegangen seyn möchte. Es war nicht rathsam, diejenigen Artickel, die sich von Mi anfangen, und nunmehro die nähesten sind, so zu zertheilen, daß die eine Helffte noch in den XX. und die andere Helffte in den folgenden XXI. Band wäre gesetzet worden; das gantze Mi aber, wenn es zugleich mit in dem XX. Bande hätte erscheinen sollen, würde denselben der Grösse nach nur ungestalt gemachet haben. So will ich auch endlich glauben, daß diese beyden Bände sowol in Ansehung der Materien, als auch ihrer Ausarbeitung und der dabey gebrauchten Schreibart, die vorigen Bände weit übertreffen werden, und gebe ich hiermit öffentlich die Versicherung, es an meinem Fleisse und an guten Veranstaltungen nicht fehlen zu lassen, damit immer ein Band dem vorhergehenden an Güte überlegen seyn möge. Durch diese Bemühungen schmeichele ich mir die Gewogenheit derer Herren Pränumeranten immer ie mehr und mehr zu erwerben, als deren Besitz ich vor den grösten Theil meiner zeitlichen Glückseligkeit ansehe. Geschrieben Leipzig am 16. April, 1739.

Carl Günther Ludovici,
Ordentlicher Professor der Welt-Weisheit auf der Academie zu Leipzig,
wie auch der Königl. Preuß. Gesellschafft der Wissenschaften
zu Berlin Mitglied.