Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 48

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 269–286
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* [1361] Mer vom graven von Zollern, genannt der Öttinger.

Es war zu denen zeiten aller unfriden under den grafen von Zollern, insonderhait waren von inen die edelleut von Ow
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übel verderpt. Was dessen die ursach gewest, ist in vergess kommen. So namen sich die österreichischen stett, als Rottenburg, Horb, Schemberg, Binzdorf und Oberndorf am Necker, der edelleut von Ow wider die grafen höchlich an, und geschahen der angrif sovil hin und wider, von ainem
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thail zum andern, das sich die iezbemelten stett und gemainlich die ganz herrschaft Hochenberg anno 1406, gar nahe den ganzen winter, mit vil volks für Hechingen legerten, wiewol sie den grafen nichs abbrechen kunten, und muesten zu letzst mit grosem schaden und spott wider ab-

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[270] ziehen. Schafft die übergros kelte, so desselbigen jars, und das gar nahe alles erfror, zudem das die gewesser gar nahe allenthalben großen schaden theten an brucken und gebewen, auch die eisschemel uf Georgi umb Hechingen noch
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uf den wisen lagen, das thet sie zum abzug verursachen. Seitmals aber wir von dem unrüebigen grafen von Zollern, dem Öttinger, hievor sovil geschriben, erfordert die notturft, die ursachen anzuzaigen, warumb er vertriben und die grafschaft Zollern von seinetwegen verderpt, das schloß
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seines namens in grundt zerstört seie worden, auch wie das nachgends widerumb erbawen. Und ist gewisslich war, es kan eim geschlecht kein größerer unfahl oder mittel zum verderben widerfaren, dann unainigkait zwischen den brüedern, welches ain groß verderben uf im tregt, wie sich dann
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das bei vil geschlechtern beschainet, insonderhait aber bei denen grafen von Zollern. Es waren der brüeder zwen, grave Friderrich, genannt der Öttinger, und dann graf Eitelfriderich, dem die freiin und erbdochter von Ratzüns vermehelt. Die hetten nun
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die grafschaft under sich gethailt, hetten auch beide ire residenzen uf Zollern, und dieweil deglichs sachen, zu zank und hader dienstlich, fürfielen, baid grafen auch unverdreglich und kainer dem andern nichs übersehen wolt, do kamen sie zu letst mit worten und werken in ain sollichen unfriden
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und feindtschaft mit ainandern, das der ain weichen muest, und vertrib der Öttinger sein jungern brueder, graf Eitelfriderichen, ußerm schloß Zollern. Der auch zu Hechingen oder in der grafschaft nit wol sicher vor im war. Sie grifen uf ainandern beiderseits, wo sie konnten, und muesten
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sich ire armen leut und underthonen wol leiden. Das triben sie [1362] etliche jar mit ainandern; darbei kamen auch ire nachpurn mertails ins spill, die des haders auch entgalten, und war schier niemands sicher vor inen. Vil verloren leib und guet, insonderhait die statt Rotweil die fieng im
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etlich raisig knecht, die am schrappen ergriffen, denen warden die heupter abgeschlagen. Aber des standt nit lang an. Als jarmarkt was uf s. Gallen tag zu Rangendingen, und sich niemandts args befarte, do rannt graf Friderich mit etlichen seinen dienern und schnaphannen ab Zollern
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und fieng unversehenlich etlich burger von Rottenburg, die füerte er uf Zollern. Baldt thete er noch ain fart, fieng etlich, und nit der wenigisten, burger von Rotweil, die füerte er

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[271] auch uf Zollern, legte die auch in ain herte gefenknus, und wiewol sich die von Rottenburg, auch die von Rotweil von irer gefangnen burger wegen rechtens und aller pilligkait erputten und sich vil bearbaiten, ire burger der schweren
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und herten gefengknus zu erledigen, so gab er doch niemands kain guet wort, wolt auch weder zu recht, noch in der güete mit inen nit fürkomen oder die gefangne ledig lassen. Dess erclagten sich [die][1] zwo stett bei den andern reichsstetten, iren confederaten, die entschlußen sich entlich,
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dem grafen solchs lenger nit zu vertragen, sonder für Zollern mit macht zu ziehen und des dings an ain ort zu kommen. Hierzu allem so war sein, grafen Friderrichs, brueder, grafe Eitelfriderich, ganz geflissen und beholfen. Der sas derzeit von merer sicherhait wegen zu Haigerloch im stettlin und
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thet allen hilf und rath darzu, das der brueder überzogen wurde, wenig bedenkent den verderplichen und unwiderpringlichen nachteil, der ime hievon und auch seinen kindern begegnen wurde, wie dann in kürze darnach volgen was. Dann es waren sich die reichsstett, die in der puntnus,
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zusamen thon; die sterkten sich zu ross und zu fueß, liesen etliche raisigen im jar 1422 in den pfingstfeirtagen das schloß Zollern unversehenlichen berennen und da beneben alle fürsehung thon, damit das schloß weiter nit proviantirt, noch auch sonst iemands darauß oder darein kommen mecht. Nun
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kont aber sollichs, wie iez gehört, von reichsstetten so haimlich und verborgen nit fürgenomen oder ins werk gepracht werden, es hett graf Friderrich, der Öttinger, seine kuntschafter allenthalben so guet, das er der reichsstett anschleg und fürnemen grundtlichen wissens. Derhalben saumpt er
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sich nit lang, er raupt ohne allen verzug uf freundt und feindt, was er mocht ankommen. Damit speiset er das haus. Er war auch mit etlichen und gueten kriegsleuten und anderer munition, wie die zu der zeit hat sein künden, nach vorthel versehen; dann was der bösten reuter und
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kriegsleut in allem landt nit sicher, das het sein sicherhait und ufenthalt bei im; und dieweil im wolbewisst, das sich die obristen und fürnembsten kriegsräth bei den stetten ußer rath seines brueders, graf Eitelfriderichs, vernemen lassen, sie verhofften, baldt nest und vogel bei ainandern zu
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ergreifen, do entschloß er sich, umb hilf und rettung ußzu-

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[272] raisen und sich keins wegs im schloß finden oder bedretten zu lassen. Darumb mit wenig dienern zoch er darvon, in mainung, bei etlichen fürsten und herren, sonderlichen aber im landt zu Luttringen und Burgundi, hilf zu
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bekommen, und im fahl die stett mit der fürgenomen belegerung des schloß Zollern fürfaren, er sie entschitten künt, und wie man sagt, so hat er domals die bösten zollrischen brief und die eltesten, auch was er sonst liebs und guets gehapt, mit sich genomen und hünderlegt, darvon an ainem andern
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ort; soll noch nit erhept sein; das laß ich nur iezmals bleiben. * [1556] Es sein zu der zeit, oder ongevärlich darvor, die grafen von Zollern umb etliche namhafte ligende güeter komen, deren sie noch heutigs dags in mangel sten, iedoch inen gar wol zum besten gelegen. Die könten sie, nach
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dem dann dieselbigen güterpfandtschaften sein und, wie zu achten, noch unverstanden, wol widerum an sich bringen und lösen, wann sie wissten, an welchem ort die pfandtbrief behalten wurden, die man inen auch nit leichtlich wurde vorhalten dörfen, und mögten auch under etlichen edelleuten
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ain große rumor anrichten, und ist möglich, dieselbigen wissen von ankunft und herkomen der güter eben so wenig, als die grafen. Es befrembd mich auch nit weniger, das graf Jos Niclas von Zollern bei unser zeiten, nachdem er dan ain rechter erdenwurm und dem nit erden und lands
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gnug werden konnte, so heftig nach alten sachen gesucht, die im dann hetten in die kuchen mögen eintragen, wie man sagt, und nit het künden uf die recht spor kommen, gleichwol er im zu vil malen ganz nahe genug gewest, und wenig het gefelet, er wer gleich liederlich darhinder kommen.
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Aber wann ein ding sein soll, so schickt es sich und get durch mittel zu, wie dann alle sachen. Also ist es mit iren eltesten briefen, wie oblaut, auch zugangen, die ligen verschlossen an orten, da man iren nit achtet und sie den grafen ger geb uf ein schlechte bekanntnus, dann sie des
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orts nichts nutzen, und niemands der ende ainich interesse suchen oder haben kan. Nun wer es gleichwol cristenliche liebe, seinem nechsten ain sollichs nit vorhalten, dem es dann zu eren und zu gutem raichen mögt, zu dem vil schener und herlicher antiquiteten darauß zu ziehen. Aber welcher
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darf dem andern in diser bösen, ungetrewen und verkerten welt recht vertrawen? Zu dem sagt grave Philips von Hanaw der elter vor jaren in solchem fal ain guten schwank von

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[273] ainem Niderlender und das sich ainest uf dem Westerwald begeben, ein priester mess gehalten, hat aber der wind one alle geferdt ein fenster ufgestoßen und die hostiam under ein leichter gewhet. Wie nun der priester in der
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mess so weit fürgeschritten, das er die hostiam het sollen consecriren, do hat er die ain gute weil gesucht, aber nie künden fünden. Do wer ain Niderlender allernechst dem altar gestanden, wie sie dann gemainlichen im gebrauch, ein große sanctimoniam und andacht bei dem gotzdienst
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mit iren geberden zu erzaigen. Der het den priester, nachdem er ine lang het sehen suchen, hin und wider doch befragt in seiner sprach: »Lief herr, wat en suckt ihe?« Do het der priester geantwurt: »Ich such unsern lieben Hergott.« Darauf het der Niderlender wider gesprochen: »Lif
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herr, ick wet wol, wo he ist, mer ick soll in nit, wie Judas, verraten.« * Er [graf Friderich] verließ das schloß mit guetem kriegsvolk, auch mit proviant und aller notturft uf ain lange zeit wol versehen, und da die mauren und thürn, auch das
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überig gebew am schloß nicht so liederlichen erbawen, wurde den stetten zu schaffen sein worden, [1363] und hetten mit großem spott und schanden müesen darvon abziehen. Es het sich aber der graf so geschwindt ußerm schloß und so verholen darvon gemacht, das sein brueder,
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graf Eitelfriderrich, auch die stett, wie guete kundtschaft sie uf ine geen ließen, nit mochten gewar werden. Er kam inen, wie gehört, darvon. In wenig tagen darnach zogen die reichsstett mit macht daher; sie brachten mit inen ain guets geschütz, auch allerhandt kriegsrustungen
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zum werfen. Es waren diese stett, namlich Augspurg[2], Ulm, Memingen, Kempten, Reutlingen, Rotweil, Ravenspurg, Bibrach, Weil und vil andere reichsstett, die ir hilf darbei hetten und in der ainigung waren. Das leger hetten sie zu Stetten im closter und darumb. So lagen auch selbiger
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zeit die graven von Würtemberg vor Sulz dem schloß, das hetten sie mit macht belegert, dann sie dozumal auch mit den reichsstetten im pundt und der verainigung waren. Wie nun die stett ir leger zu und bei Stetten dem closter geschlagen, do kam grafe Eitelfriderrich von Zollern zu inen,

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[274] der wardt in allem rathschlag, wie das schloß zu belegern, zu beschießen und zu netten sein mecht, zaigt inen auch alle gelegenhait des schloß, wo es am schwechesten sein möcht und da man sich am wenigisten darauß weren kunt,
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das doch hievor menigclich für das werlichist het geachtet. Als der so des gueten bericht, hierauf warden die im Balinger ambt ufgemanet, auch zuzuziehen. Die waren die ersten, so den perg belegerten, nachgends die Rotweiler. Wie nun dieselbigen nach notturft geschanzet, do fiengen
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die von Rotweil ußer irer schanz, davon man bei wenig jaren noch die greben, so umb die schanz gangen, heiter hat sehen künden, zu schießen, gleichwol nit mit grosen hauptstucken. Iedoch man het das schloß ußer angeben graf Eitelfriderrichs am allerschwechisten ort angrifen, das
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man wol befande, in die harr solche mauren nit heben wurden. Der selbig graf Eitelfriderrich kam vilmals zu den obristen und kriegsräthen, die tröst und sterkt er in der belegerung, vermanet sie auch, nit abzulassen, oder vom abzug zu gedenken; dann unangesehen, das guete
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kriegsleut in der besatzung, so were es doch leichtlichen zu gewinen und mecht sich, ußer ursachen er inen anzaigen war, in die harr nit erweren. Also lagent die reichsstett mit vil volks zu ross und zu fueß und aim grosen uncosten vor Zollern denselbigen sommer und den nachvolgenden winter,
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so lang, das es über zehen tag nit falt, es het die belegerung ain ganzes jar an ainandern geweret, in welcher zeit die büchsenmaister alle thürn, mauren und mehrtails andere gepew im schloß, alle gar nahe biß uf den perg, hetten abgeschossen. Man het auch an der andern seiten gegen
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Hechingen oder Stetten am perg gegraben und von holzwerk und ertrich ain solch groß gebew gemacht, darauf ain pastei über die andern gebawen, das die obrist were darob umb ain guets höcher war, dann der perg und Zollern das schloß, und das schloß also umb ain guets überhöcht.
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Von solcher wer beschach dem schloß gar nahe der gröst schaden und übertrang, dann als mertails gepew biß uf den boden abgeschossen, und sich das kriegsvolk mertails noch in gewelbern und underm boden konte enthalten, dorft sich kainer mehr darauß lassen, und wurden nur die bösten
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underm zollrischen kriegsvolk von diser pastei erschossen oder verletzt, und sonderlich mit werfen auser etlichen ufgerichten kriegsinstrumenten, das ain ainziger stain ain zentner

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[275] oder mehr wag. Sollich werfen thete dem kriegsvolk im schloß vil laids. Iedoch theten sie den stetten auch vil schaden, erschoßen iren vil und hielten sich wie erlich kriegsleut, gleichwol iren die fürnembsten und der maist
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thail darauf giengen. Die hilf aber und rettung, so inen irer herr, graf Friderich, der Öttinger, verhaißen und sie darauf vertröst, die wolt inen nit gelaist werden, und hetten noch ain lange zeit darauf müeßen warten, dann sie kam nit, und kont auch graf Friderich die nit ufbringen. Er
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raiset wol [1364] mitler weil in Luttringen, in Burgundt, auch zu andern fürsten und herren, die umb hilf wider sein brueder, graf Eitelfriderich, und die reichsstett anruefendt, aber es wolt sich sein niemands beladen, oder von seinetwegen sich zu ainem krieg bewegen lassen, dann er het
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ain faule und ain böse sach, die von niemands mit billichait mochte verthädinget werden. Darumb, wo er hinkam, ward er mit glimpf berathen und abgewisen. Also muest er sich, wie er mocht, in winklen und ainöden enthalten und der sachen ußtrag erwarten. Solchs verzoge sich biß schier uf
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ain jar, wie oblaut, das die erlichen kriegsleut uf Zollern, vom adel und sonst, das schloß nit lenger gedrauten zu behalten, dieweil dann kain rettung verhanden, auch von irem herren, ob er lebendig oder todt, nichs vernamen. Do begert er, der hauptman im schloß was, ain edelman,
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ain alter, ehrlicher kriegsman, hieß Menrat von Tätlingen, genannt der Flehinger, sprach mit den feinden zu halten, das im vergont, wiewol etlich kriegsräth under den stettischen, die kein bericht annemen und von großer ehr und rumbs wegen das schloß mit gewalt und dem sturm begerten zu
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erobren. Iedoch so waren sie gemainlich der belegerung müedt, hetten auch großen schaden ab dem schloß erlitten; derhalben namen sie mit dem hauptman und dem überigen kriegsvolk im schloß ain bericht an, namlich das kriegsvolk uf gnad und das schloß uf ungnad. Herauf wardt das
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schloß den stetten ufgeben, das kriegsvolk, das sich die zeit der langwirigen belegerung so erlichen gehalten und ganz blöd und schwach waren, die ließen die stett uf wägen geen Ulm fieren, da sie ganz erlich und wol wurden gehalten und darnach ledig gelassen; aber das schloß Zollern wardt
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von den stetten eingenomen, geblindert und biß in grundt zerstört und zerbrochen. Das beschach uf den nechsten freitag nach unsers herrn uffart im jar 1423, mit großen

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[276] jubel und frolocken der Karsthansen ußern stetten und dann graf Eitelfriderichs von Zollern, der hiemit wonte, seinen eltern brueder, graf Friderrichen, den Öttinger, wol gedrutzt, oder an ime sich gerochen haben, gleichwol er ime sein
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selbs und aigens nest hett geschendt und zu boden gericht. Aber es sein die früchten, die ußer der brüeder unainigkait volgen. Und domals ist die übrig canzlei uf Zollern aller zerrissen und hingefüert worden. Von dieser belegerung des schloß Zollern findt man hernachvolgende lateinische
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verslin, welche, ob die gleichwol nit von scharpfem latein geschriben, so zaigen sie doch mit kurzen worten die ganz histori an und lauten also:
Anno Jesu milleno,
Uno trino bis atque deno
Quadrin quoque centeno
Nobile Zolrn castrum,
Hactenus fulgens ut astrum,
Oppida imperii
Obsederunt idus Maji,
Tradente populo proprio,
Qui caruit damno.
Vi quod non factum
Et e cipro captivos actum,
Comitum egit duorum
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Diskors cor germanorum:
Ötinger erat primus,
Itelfritz nec non fuit minus,
[1365] Re paterna privati,
De terra sunt profugati.
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Es sein auch von der eroberung des schloß Zollern der zeit vier deutsche reimen gemacht worden, die die jarzall inhalten, und wurden die ringk sampt den rosseisen und anderm über die reimen gemalt.
Ein ringk[3] mit seim dorn,
Vier rosseisen außerkorn,
Zwei kreuz mit dreier kegel zall
Ward Hohenzollern zerstört überal[4].

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[277] Hiezwischen lagen die baid grafen von Würtemberg mit macht vor Albeck dem schloß, ob der statt Sulz, und hetten das heftig beschossen, auch die im schloß mit werfen vast genöt, also auch, das ain ganze bastei uf dem hals
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vor dem hochen mantel nider geschossen. Iedoch wardt gethädingt, das die grafen von Würtemberg abziehen und ain fiertel an der statt[5] Sulz und den vorkauf haben sollten an schloß und der statt, dargegen die herren von Geroltzeck würtembergische diener sein, damit solt es gericht sein.
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In der weil, als die stett vor Zollern lagen, war es ganz wolfail gar nahe in allem Schwabenlandt, und vil gelts bei dem gemainen man. Aber baldt darnach do underfiengen sich die grafen von Würtemberg und etliche reichstett, die münz zu erhöchen, also erhöcht auch unser
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Hergott alles, damit man umbgieng, das kam alles in ainen höchern werdt. Wie nun das schloß Zollern zerbrochen, auch die reichsstett widerumb abgezogen, die sich entlichen dahin entschlossen, von mehrer ruw und ainigkait wegen das zu ewigen zeiten nimmer mehr bawen zu lassen, da
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kunt, noch wust graf Friderrich, der Öttinger, nit rübig zu sein, sonder er thete sich zu den herren von Geroltzeck, die Sulz inhettent und eben des unfridlichen holzes waren, wie er. Denen war er in irem fürnemen behilflich, und herwiderumb sie ime auch. Er name ain alts, zerprochens
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burgstal ein, genannt Liechtenfels. Wie er nun uf die groß burgschaft zu Mümpelgart wider ledig ward und haim kam, do fieng er die unrhue gar nahe davornen wider an. Gleichwol er sich wider Würtemberg nit satzte, so enthielt er sich doch merthails
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zu Sulz bei den herren von Geroltzeck. Und wie mitler weil und sich diser unrüebig graf Friderrich bei den herren von Geroltzeck zu Sulz enthielte, do begab sich ain nebenhandl. Es war ain burger zu Horb, hieß Conradt Schulthaiß, der kam in ain irrung mit aim
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pfaffen, hieß pfaff May. Die baidt theten ainandern sovil widerdrieß, das zu letzst der pfaff den Conradten Schulthaisen mit gaistlichem gericht vorm consistorio zu Basel fürnam, und dieweil der antwurter ungehorsam und nit erschin, do ward er in pann erkennt. Dieweil er aber vor
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seiner obrigkait zu Horb villeucht nit sicher, auch kain guete

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[278] sach hett, do wich er und kam gen Sulz zu herr Gergen von Geroltzeck. Der nam sich seiner ansprach an, der hoffnung, im wider einzuhelfen. Derhalben pracht er ainsmals vil pferdt uf, mit denen zoch er ungewarneter sach
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und unversehenlich uf die von Schemberg und Binzdorf. Denen baiden stetlin name er eine große somma vichs. Das trib er alles uf das schloß geen Sulz. Zu dem war ime der zeit ein guete anzal raisiger vom Reinstram herauf kommen, das sich domals die stett der herrschaft
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Hochenberg nit getröstlich vor ime sehen dörfen lassen. Sie machten aber ir kuntschaft, wann und uf welche zeit selbige raisige vom Reinstram sich widerumb über Wald wellten das landt hinab begeben, und als sie das grundlich erfueren, machten [1366] sich die von Rotenburg und Horb in stille
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uf den weg, zogen dem Wald zu bei eitel nacht biß über Schapfloch, dann sie wol wisten, die frembden reuter selbigen weg nemen wurden, seitmals die profiant zu Sulz ain ort hett, und mangel halben derselben lenger nit bleiben kunten. Die kuntschaft war gewiss und guet, und lagen
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die Rotenburger, auch ander auser der herrschaft Hochenberg, in irem vortheil, derhalben inen die rechten füchs weren in die garn kommen. Wie nun die geroltzeckische reuter ohne alle sorg daher ziehen und sich von niemands besorgen, so ersicht sie deren hochenbergischen hauptman,
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war ainer von Westerstetten, hieß Ulrich, ain kecker, aber ain unbesinter man. Dem wardt zu gach uf die feindt, ruckt gleich hinfür, liefs sich ußer großer begirdt sehen, auch bevalch er den reutern, die armbrost ufzuziehen. So baldt die geroltzeckischen verbainten reuter das verfiengen,
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schluegen sie gleich ain hacken und wolten sich gleich in der feindt vortheil nit bewegen lassen, kamen damit darvon. So man domals graf Friderrichen von Zollern, dem Öttinger, gefolgt, so het[6] man mit inen darein gehawen und die feindt angriffen, wiewol ain übergroße frechait nit allweg guet,
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sonder vilmals missrath. Es starkt sich darnach herr Jörg von Geroltzeck widerumb, aber es fanden die von Rotenburg und andere ire mitverwandten der herrschaft Hochenberg sovil in rath, daz sie mit dem verdorbnen man, herr Georgen von Geroltzeck, sich mit tätlicher handlung weiter
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nit einlassen wolten, sonder es ward alle handlung durch

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[279] die nachpurn güetlichen hingelegt und vertragen. Aber der anfenger diser unruhe, oder von dessen wegen die vecht fürgenommen, der Schulthaiß Conradt, kam nit in disen bericht, sonder muest sein lebenlang in unsicherhait bleiben,
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das er nit wider geen Horb in sein vatterlandt dorft. Er verdarb diser handlung an leib und an guet, starb auch hernach ellengclichen im pann zu Sulz. * [1515] Eben in dem jar das schloß Zoller zerstert, do ist sonst gar nahe aller unfrid in deutschen landen hin
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und wider gewest; wer baß künden, hat mer geton, und hat sich der schwecher leiden müßen, auch an manchen orten gedulden, das er von merers schutz und schurms wegen von aim mechtiger ist beschwert und einzogen worden. Darumb haben sich etlich der fürnembsten von der
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ritterschaft, darbei auch etlich grafen und herrn sollen gewesen sein, zusamen gethon und derhalben in dem jar nach Cristi gepurt 1427 an kaiser Sigmunds, so dozumal zu Nürnberg, suplicirt. Der hat inen, auch allen von der ritterschaft in deutschen landen, ain besondere freihait geben,
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nemlich das sie zu erhaltung irer rechten und gerechtigkeiten sich under ainandren verbinden und verainen mögten nach irem gefallen, auch das sie reichsstett in solchen punt nemen und sich zu inen verpflichten mögten, iedoch Ir Majestat an derselben und des reichs gerechtigkaiten one
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nachtail. Diser freihait ist domals von kaiser Sigmunden aller ritterschaft [1516] in deutschen landen gegeben worden, wie die in originali noch verhanden[7]; dann es ward der adel der zeit fast gedruckt, und hetten die stett überhand genommen. Etlich jar darvor, als die stett in hohem thon
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und ufgang waren, welches dann dem adel, auch den höchern stenden zu abbruch dienen wöllt, do fieng anno domini 1390 die groß gesellschaft an in deutschen landen, die man nampt »den Lewen[8]«, beschach under dem liederlichen man könig Wenzeln. In solcher gesellschaft waren fürsten,
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grafen, rütter und edel, somma es war, aigentlich darvon zu reden, ain bundt wider die reichsstett; daran sich doch dieselbigen nit vil karten, dann sie waren dem adel nit vil mit disem Lewen. Ußer der ursach ist kaiser Sigmund bewegt worden, die ritterschaft, wie oblaut, zu begnadigen,

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[280] und ist die freihait[9] zu unser zeiten herfür gezogen und gepraucht worden, insonderhait als der graf von Ortenburg[10] in höchste herzog Albrechts von Bayrn ungnad kommen, das er, die gefengnus und straf zu vermeiden, weichen und
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lantreimig müßen werden, der newen religion halb, das er die dem fürsten im land pflanzen und einfüren wellen. Es sein etlich, nit der wenigsten, großen Hannsen und officir am bayrischen hof und im land auch im spil gewest, haben dem grafen darzu geholfen, wie man sagt, und da der
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handel recht angangen, sollt der herzog, auch sonst etlich andere fürsten der catholischen parthei irer lender vertriben sein worden. Aber der allmechtig underkam[11] es wunderbarlichen. Der graf must, wie oblaut, entritten, die ander waren mertails ergriffen, sein irer missethat halben mit der
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gefengnus gestraft, und deren[12] ehr und vermögen noch an seckel gehenkt worden. Darneben haben sie dem fürsten ain fusfal thon und ir thaten vor menigclichem bekennen müßen; damit haben sie ir leben mit hohen verschreibungen und gröster burgschaft errettet. Hernach hat sich der graf
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von Ortenburg ain gute zeit hin und wider ußer landen enthalten, dann ime der herzog von Bayrn seine ligende güter ingenommen hett; do hat er obgehörte freihait herfürgesucht und sich dero wider den herzogen gebraucht. Es solten etlich, nit der wenigsten, fürsten in diser prattik
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gewesen sein. * Als nun Zollern das schloß etliche jar verbrent und öde gestanden, do gerow es graf Eitelfriderrichen von Zollern, das er zu solcher zerstörung des haus, das zum tail sein war gewesen und darvon er den namen het, ursach
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geben, auch rath und that seins vermegens darzu het gethon. Aber der rewkauf war zu spat, wie man gemainlich von den Deutschen sagt[13], das die erst nach der that und da der schaden schon beschehen, sich bedenken und weis seien. Nun fandt er an rath bei seinen nechsten freunden
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und verwandten, das er den Zollnerperg widerumb einnemen und pawen sollte. Das thete er, und wie in großem unvermegen er war, dann durch die obgehörten krieg und

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[281] belegerung die grafschaft aller in das euserst verderben gerathen, iedoch so ließ er sich am baw nichs betauren, und als er den perg eingenomen, het er in der eil ain haus darauf gebawen und weiter an dem perg angeschlagen,
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vermaint also, sicherlichen hinfüro und ungesaumpt der reichsstet und anderer zu bawen. Aber die stett der verainigung, wie sie das gewar, vermainten sie den paw zu verhündern, wolten auch weiter kain raubschloß ires erachtens alda haben, darumb schickten sie ganz unversehenlich und
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unbewart ire reuter und fueßvolk uf die sechs tausendt stark; die kamen an einem morgen mit dem tag an den perg. Nun waren bei den dreißig oder mehr werkleut von maurern, zimerleuten und anderer in dem haus und uf dem perg, die allererst uf und an ir arbeit waren gangen. Die dorften
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sich nit understeen, zu weren oder den perg und das haus den feinden vorzuhalten, sonder gaben den perg und das haus uf. Darauf namen die stett sollichs wider ein und verbrannten das schön haus in grundt wider ab, zogen damit wider darvon. Man schreibt der zeit, wover die stett
20
nur achtag lenger verzogen, und das der graf dessen überfalls verstendiget solt worden sein, das er das haus gespeist und mit kriegsleuten sollt besetzt [1367] und versehen haben. So wurden sie wol haben die sätel darab ablegen müeßen, wurdens nit also im schnap überzuckt haben.
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Darumb auch der stett vorhaben und that dester weniger loblich oder zu rümen, seitmals sie unbewart gehandelt, auch sich der graf zu inen nichs args oder feindlichs versehen. Diß ist beschehen im jar 1430. Hinfüro blib der paw uf Zollern bis in das vierzehend jar
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ansteen, das der perg wüst lag und allerdings unbewonet war. Auser disen nachteiligen und verderblichen handlungen volget, das die schuldner hin und wider einfieln, zu iren underpfanden, oder was inen dann eingesetzt war worden umb ir hauptguet, griffen, under denen dann in
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obernemptem jar 1430 Wolf vom Stain zu Staineck Hechingen inhett von wegen seiner ußstendigen zinsen. Wie er aber zalt, und er wider abtretten, das findt man nit. Hiezwischen starb graf Eitelfriderrich von Zollern. Uf ine kam sein sone, graf Jos Niclas, der schlug gar in ain
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andere art; dann demnach seine vorfarn gemainlich rösch und unfridlich und die mertails ire sachen uf die faust setzten, so wolt diser graf seine sachen mit vernunft außrichten,

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[282] das im auch wol erschossen und von netten war. Er war von jugendt uf bei herzog Albrechten und den andern herzogen von Österreich uferzogen worden, bei denen er sich auch gehalten, das er ain besondere gnad erdienet,
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insonderhait bei herzog Albrechten, kaiser Friderrichs brueder. Es hett menigclich mit disem grafen ain mitleiden und betauren, das die stett also wider die billichkait handleten und ain sollichen großen muetwillen und hochmuet, wie oblaut, getriben. Gleichwol sie das nit allain gegen den grafen von
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Zollern fürnamen, die doch an vorbeschehen übertrettungen unschuldig, sonder auch sie hielten die herrschaft Hochenberg, die iezbemeltem herzog Albrechten zugehörte, gewaltigclichen vor. Das het nur ain gestalt, wie ich mit kurzem sagen will. Es hetten die herzogen von Österreich vor jaren
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große krieg mit den Schweizern gefüert, darin sovil ufgeloffen, das sie die herrschaft Hochenberg umb die jar 1410 den reichsstetten umb ain benannte somma gelts verpfendt, darauf sie auch die landtschaft bei den vierzig jaren inhetten. Es wolten die reichsstett die herrschaft ungern von inen
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lassen, und kunt sie herzog Albrecht zu kainer rechnung pringen, und wiewol der herzog und die stett desshalben zu thätlicher handlung kommen, so ward doch solchs domals zu Bamberg verglichen, nemlich das die stett dem herzogen vor der churfürstlichen Pfalz rechnung thon sollten. Das
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beschach, aber sie konten sich selbs der rechnung nit verainen, darumb sollten sie der sach daselbst vorm churfürsten mit recht ein ußtrag machen, und wurden desshalben vil tag gehalten und besucht, zu Haidelberg und zu Oppenhaim, dergleichen auch vorm römischen kaiser. Aber es
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wardt der stritt nach langem wider für den pfalzgrafen zu recht gewisen. Also kam herzog Albrecht personlich geen Haidelperg uf mitfasten anno 1454, und weret die tagsatzung uf vierzehen tag. Da wardt aber nichs ußgericht, sonder zerschluegen die partheien aller ding; iedoch so schied der
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herzog mit großem glimpf darvon. Das stund also uf sechs wochen an. In denen handlungen do het sich grave Jos Niclas von Zollern mit gueten werkleuten, dergleichen mit gelt, holz, kalch und andern materialien, zu aim solchen grosen paw gehörig, allerdings verfast gemacht, und kam im
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gleich wol die unainigkait zwischen dem herzogen und den stetten; dann der herzog im fürnam, seitmals im die billichkait von den stetten verzogen, sich zu der landtschaft, als

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[283] zu dem seinen, zu nehern und die mit gewalt widerumb einzunemmen. Darneben, damit er den hochmüetigen pauren mehr widertrieß zufüegte, do wolt er dem grafen auch verholfen sein zu seinem fürgenommen paw und das er das
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schloß ohne verhünderung der stett widerumb konte ufrichten. [1368] Und ich glaub genzlich, es hab der allmechtig denen stolzen, eingemaurten pauren das ain aug verhebt, das sie den braten nit schmecken oder merken künden, wohin die kriegsrüstung herzog Albrechts dienen müge, und
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das sie nit auch in ain gegenwere sich geschickt, dardurch dem herzogen und dem grafen gleich anfangs alle anschleg und fürnemen hetten zu nichten megen gemacht werden; und darumb, wenn Got aim wol will, so kan niemands kain pfeil wider denselbigen ufbringen. Das beschach da auch.
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Herzog Albrecht bewarb sich und bekam in kurzer zeit ein großen reisigen zeug von gueten leuten, bei den fünfzehenhundert pferden und darob, darunder auch herr Wernher freiherr von Zimbern ainer[14] war. Der thete dem herzogen, auch dem grafen, seinem vettern, ein reuterdienst mit
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vierzehen pferden. Es hetten baide marggrafen von Brandenburg und Baden[15] ire reuter ganz statlich bei im. Mit denen pferden kam er unversehenlichen in die herrschaft Hochenberg, tailt die nach seiner gelegenhait geen Rotenburg, Horb, Schemberg und Binzdorf, und gab man für, dise
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kriegsrüstung were allain angesehen und fürgenomen, damit graf Jos Niclas das schloß Zollern der reichsstet halben ungeirt widerumb erbawen mocht. Das was auch die ursach, das die stett in der herrschaft Hochenberg iren herren so stark einliesen; dann da sie sein fürnemen und mainung
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solten im wenigisten vermerkt, wurde es beschwärlichen zugangen sein. Es wusten die stett anfangs auch nit anders, dann es wer allain umb den grafen von Zollern zu thuen, damit derselbig bawen konte, darumb sie sich, insonderhait dieweil Würtemberg der zeit irer parthei nit, auch sie mit
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keinem raisigen zeug gefast, so hoch dessen nit annemmen, oder in so merklichen uncosten sich begeben wollten. Wie aber der herzog die stett gewaltigclichen inhett, do hielt er inen erst die ursachen für, warumb er do, nemlich die groß unbillichkait, trutz und hochmuet, der im von den reichs-

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[284] stetten begegnet, auch das sie im die landtschaft der herrschaft Hochenberg mit gewalt und wider recht, auch wider all abrede inbehielten; begert darauf der erbhuldigung. Die muesten sie ime erstatten, wie ungern sie gleich das theten, und
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schreibt der Besenfelder, das sich des menigclich übel hap gehept, und mit guetem willen nit zugangen seie; es hab aber sein müesen. Es steckt aber noch ain butz darhünder, das sich die herrschaft Hochenberg vorhin ein mal selbs hett gelest, do besorgten sie, es megte villeucht ein solcher
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ehrtrunk noch ainest abermals an sie langen; zudem, seitmals die reichsstett dem herzogen noch ain große somma gelts zu thuon und herauß zu geben schuldig, war nit ain kleine sorg darbei, das inen dessen ain tail het megen gepüren zu bezallen; dann es hetten die vier stett in der
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herrschaft Hochenberg bei iedem güetlichen tag ire rathspotschaften zu Haidelberg und auch an andern orten gehapt, dabei sie wol hetten vernemen künden, das irem herren, herzog Albrechten, zu vil und zu ungüetlich beschach. Aber es gieng den gueten leuten zum ain or ein und zum andern
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wider hinauß. Mit disen erbhuldigungen gieng herzog Albrecht nit lang umb und dorft nit vil rathschlagens; es hieß »compelle intrare, vogel iß oder stürb!« Und so baldt der herzog des orts sein willen, wie auch gepürlich war, erhalten, zog er mit allem kriegsvolk zusamen und legerte sich
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den stetten, wie man sagt, zu trutz umb den Zollnerberg, beschach uf sant Urbans tag in obernemptem 1454 jar. Er hett den Zollnerperg und die gegne darumb bei zehen tagen oder mehr gewaltigclichen innen. Hiezwischen het graf Jos Niclas, wie oblaut, alle fürsehung mit den materialien und
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werkleuten gethon. Die waren verhanden; man het ain große anzal wägen und kärren, auch die ross darzu, das in mitler zeit nit allain die beraitschaft uf den perg hinauf kam, sonder es warde auch in ainer sollichen kurzen zeit ain haus oder zwai ufgericht, etliche werinen gebawen, sampt
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den ringkmauren, auch dermasen [1369] mit leuten und victualien in allweg versehen, das der graf der stett überzuck weiters nit besorgen dorft. Hiezwischen und der herzog also umb den Zollnerperg zu veldt lag, do speiset er und underhielt ein solichen grosen haufen ob den vierzehen
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tagen. Des ersten tags, als er den Zollnerperg berennt, eingenommen und sich darumb het gelegert (war uf sant Urbans tag), do ließ im der herzog und die fürnembsten im

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[285] leger ain mess uf dem perg under ainer zelt lesen. Darnach legt herzog Albrecht den ersten stain in grundt, darauf setzt er grave Jos Niclasen, ließ darmit sein österreichisch banner ufrichten, dergleichen die brandenburgischen
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räth und des marggrafen von Baden; dann die fürsten dozumal noch nit mit iren personnen darbei, hetten aber ire reuter geschickt (nota, mit den silberin instrumenten, item von der steur am baw[16]). Sollichs alles beschach mit ainem triumph und ainer sondern herrlikait, und war menigclichen
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willig. Man sagt, das under allem raisigen zeug ein usschutz under denen pferdten gemacht und bei zwaihunderten verordnet worden, die den baw sollten befürdern. Was soll ich sagen? es ist in vil zeiten bei den Deutschen kain gebew dermasen mit gewalt erbawen und also, wie das schloß,
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ereilet worden. Uf den tag, als der erst stain ist am baw uf Zoller gelegt, do haben nach dem morgenimbiß acht graven und freiherren dem herzogen und grafen Jos Niclasen zu underthenigen und freuntlichen ehren uf dem Brüel under Zollern gerennt und gestochen, und waren namlich grave Haug von
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Montfort, herr Burkhart freiherr von Finstingen, grafe Gaudenz von Metsch, herr Simon freiherr von Stöfel, grafe Hanns von Tengen, herr Wilhelm freiherr von Gundelfingen, grafe Hanns von Lupfen und herr Wernher freiherr von Zimbern. Des andern tags do ritt der herzog mit etlich
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hundert pferden geen Rotenburg, iedoch das leger umb den Zollerperg unverendert. Es kammen zu ime geen Rotenburg herzog Ludwig von Bayrn und der marggraf von Brandenburg. Daselbst schluegen sie an ain tag geen Freiburg ins Breisgew, und solt herzog Carle von Burgundt, der
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dozumal uf aim reichstag was zu Regenspurg, geen Rotenburg zu inen kommen, wolten von dannen mit ainandern geen Freiburg. Aber es verzoge sich lang sein ankunft, uf Petri und Pauli hernach. Hiezwischen het grave Jos Niclas das schloß Zollern so weit uferbawen, besetzt und versehen,
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das er sich hinfüro von den stetten oder andern kaines überfalls oder gewalts mehr dorft besorgen, und konte das überig am schloß mit gueten mueßen bawen. Aber sovil belangte herzog Albrechten mit den stetten, da ward nach dem tag zu Freiburg abermals ain andere tagsatzung
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geen Geppingen fürgenommen für herzog Ludwigen von

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[286] Bayrn. Uf solchen tag kamen etlich fürsten, auch des herzogen von Burgundi räth. Do ward es vertragen, das die herrschaft Hochenberg herzog Albrechten bleiben sollt; gleichwol die stett guet hetten zu bewilligen, dann es hetts
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der herzog sonst eingenommen, und dorft nit vil. Beschach uf oder umb Laurenti, alles im jar 1454. Aber der herzog von Burgundi, der vorhin durchs Schweuzerlandt uf Zürrich, Costanz und durch abhin uf Ulm nach Regenspurg geraist, der kam wider herauf uf Rottenburg und über Schwarzwaldt
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geen Freiburg und wider darnach in sein landt. Der war nach der eroberung Constantinopl uf dem reichstag gewest, seinem verhaißen und glüpt gnug zu thuon, dann man wider den Türken ziehen, das er all sein vermegen daran strecken wellt. Aber kaiser Friderich [1370] war dozumal
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ain anders zu muet, und wolt niemands dem andern die ehr vergonnen. Damit ist es laider biß hieher gangen, wie wir gesehen, und vil armer Christen das mit verlust irer ehren, leibs, leben und guets haben zusetzen müeßen. *



  1. die] fehlt in der hs.
  2. Augspurg] hs. dise spurg; vgl. Marck, Das Stammschloß Hohenzollern s. 40.
  3. ringk etc.] d.i. MCCCCXXIII.
  4. überal] diese lateinischen und deutschen verse sind abgedruckt im Anzeiger des gerrmanischen Museums 1861, s. 428—429; s. Silberdrats gedicht: »Ein schoen alt Lied von Grave Friz von Zolre, dem Oettinger, und der Belagerung von Hohen Zolren« hrsg. von Meister Sepp (J.v. Laßberg) 1842 ; Stillfried und Märcker, Hohenzollerische Forschungen I, 233; Stälin a.a.o. III, 423 ff; s. ferner: Lateinisches Gedicht auf die Einnahme der Burg Hohenzollern von Konrad Wienziecher, herausgeg. von Cp.F.v. Stälin; Code historique de la ville de Strasbourg II, 147, und Schmid, Zerstörung und Wiederaufbau der Burg Hohenzollern. 1867
  5. an der statt] hs. der statt an.
  6. het] hs. hat.
  7. verhanden] vgl. Stälin a.a.o. III, 445 ff.
  8. Lewen] vgl. Stälin a.a.o. III, 333.
  9. freihait] hs. frechait.
  10. der graf von Ortenburg] es ist graf Joachim gemeint; s. Bavaria I, 1170.
  11. underkam] hs. undertram.
  12. deren] hs. den.
  13. von den Deutschen sagt] Liebrecht, Germania XIV, 389 führt mit bezug auf diese stelle belege an, nach denen auch andere völker dasselbe von sich sagen.
  14. ainer] hs. auch ainer.
  15. marggrafen von Brandenburg und Baden] es waren markgraf Albrecht Achilles und markgraf Carl.
  16. baw] s.s. 287, 39 ff.