Zimmerische Chronik/Band 1/Kapitel 53

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aus: Zimmerische Chronik
Seite: Band 1. S. 337–346
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[A133a] Wie herrn Wörnhern freiherrn zu Zimbern fraw Anna grevin von Kirchberg vermehelt worden, auch
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hernach er die hauptmanschaft Erenberg, Achalm und Bregenz amptsweis bekommen.
[181] Zu denen zeiten[1] was in leben grave Eberhart von Kirchperg der elter, gar ain berüempter, theurer grave, des gemahel, fraw Agnes, ein grevin von Werdenberg und dem
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Hailigenberg, im zwen sön, grave Eberharten den jungern und grave Conradten, auch drei döchteren geboren het, under denen er die eltest, frölin Anna, grave Johannsen von Fürstenberg vermehelt. Darnach über etliche jar, als die andern zwai frölin auch erwachsen, verheiratt er die,
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namlich fröle Bertham grave Hannsen von Nellenburg und herrn zu Tengen, und fröle Agnesen, die jungst, grave Ulrichen von Metsch. Deren baider hochzeiten wurden zu Nellenburg und Stockach in beisein etlicher graven und herrn sampt derselben gemaheln, die inen zu allen thailn verwandt, auch
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zu eheren und gefallen dahin komen, gar eerlichen gehalten. Wie nu dise zwen graven nach christenlicher ordnung zu kirchen gangen, und man nach dem imbis anfieng zu danzen, auch baide hochzeiternen sampt andern grevinen und freinen, deren nit wenig alda, fast kostlichen geschmückt
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und gezieret, ward under denen die grävin von Fürstenberg für baide ire schwestern, auch gemainclich für all andere frawen, gelopt, also das ir von wegen irer schöne und guten geperden kaine gleichen möcht. Es war auch herr Wörnher freiherr von Zimbern mit grave Ulrichen von Metsch,
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[A133b] als mit seinem vertrawten freundt und gesellen, dahin komen, dieweil sie baide bei herzog Sigmunden zu hofe

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[338] waren. Derselbig herr Wörnher wardt von menigclichem als der gredest, lidmeßigest herr under allen denen, so auf die hochzeit komen[2] waren, geachtet, desshalben er fast angesehen und gelopt ward. Dasselbig nam grave Johanns von
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Fürstenberg, der von leib und gestalt auch schön was, mit beschwerde und zu ainer besondern mhüe auf, als ob das lob, herrn Wörnhern verlihen, ime zu schmach und nachtail raichte. Sollichs abzulainen, pot er aus, mit im zu rennen, welches herr Wörnher mit begirde anzunemen bewilligt,
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wiewol gedachtem von Fürstenberg das fürgenomen renen von seinen freunden und schwegern, besonder aber von grave Ulrichen von Metsch, der dann zu Insprugg villmals die sterke herrn Wörnhers gesehen, fast widerraten wardt. Dises alles möcht nichts verfahen, es wolte der von Fürstenberg
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seinen fürgenomnen willen volstrecken. Also rusten sie sich zue baiden thailn. Des morgens nach essens ward die pan zu Stockach berait, dahin sich dann frawen und junkfrawen in die leden, zuzusehen, verfüegt hetten. Als sie baide auf die pan gerust kamen und mit inen grave Johanns von
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Nellenburg und der ander preutigam sampt andern herrn und vom adl, wardt das stechen angefangen und das erst treffen grave Johannsen von Tengen und grave Ulrichen von Metsch verordnet, das ander grave Johannsen von Fürstenberg mit herrn Wörnhern von Zimbern, und dienet auf der pan grave
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Johannsen von Fürstenberg sein schwager, grave Hanns von Tengen, aber herren Wörnhern[3] von Zimbern dienet grave Ulrich von Metsch, als dem, der im zu ehren und gefallen von [182] Insprugg geritten was. Als sie nun rannten, begab sich durch unfall und sterke herrn Wörnhers, das er
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den von Fürstenberg rannt, das er für tod lag, und in wenig tagen hernach zu Fürstenberg, dahin er sich tödtlichen krank in ainer rosspar het fieren lassen, desselben rennens gestorben[4], des namlich fraw Anna, sein gemahel, sambt iren schwestern ain herzlichs laid und mitleiden trugen, auch herr
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Wörnher gleichermaßen ain große clag füerte, mit entschuldigung, das im sollichs von herzen laid were, hett auch kain größere beschwerde, dann das sich solcher unfall zugetragen. An solcher entschuldigung het die freundtschaft ain benüegen. Über kurze zeit hernach schickt sich grave Ulrich

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[339] von Metsch mit seinem gemahel, fraw Agnesen, anhaimsch geen Insprugg zu reiten, mit dem herr Wörnher, als mit seinem bösten freunde und gesellen, auch widerumb geen hove ritt. Mitler zeit beflüße sich grave Ulrich von Metsch,
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den unwillen herrn Wörnhers bei denen andern graven von Fürstenberg abzustellen, und ward durch in sovil bei inen erhalten, das nach fraw Anna von Fürstenberg witwe geschickt und zu grave Ulrichen von Mötschs gemahel, ir schwester, zu komen beschaiden wardt, durch welchen
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volgendts sovil gehandelt, das gedachte fraw Anna herrn Wörnhern von Zimbern ehlichen vermehelt ist worden. Man sagt, es hab graf Hanns von Fürstenberg iezgedachte sein gemahel, die von Kirchberg, im todtbett gebetten, so sie des willens, nach seinem absterben sich widerumb zu verheiraten,
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allain den von Zimbern nit zu nemen. Das sie aber hernach solchem pitt nit nachkomen, ist die ursach, das sie irn herrn und freunden, die den[5] heirat also für guot angesehen, gefolgt hat. So haben auch die andern graven von Fürstenberg irn agnaten, graf Hannsen, baid verclagt
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gehapt, dann graf Hanns ain seltzamer, unvertreglicher mann gewest, der seinen[6] vettern und verwandten allen unwillen erzaigt hat, von dem auch vil ungereimpts dings gesagt worden, zu gleicherweis sein sone, graf Johanns der junger, in vil dingen im nachgeschlagen. [A135a] Die hochzeit herrn
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Wörnhers ist in dem Etschlandt gehalten worden, und dieweil er ain besondere gnad bei herzog Sigmunden durch seine embsige und getrewe dienst erlangt, ist er ganz gnedigclichen von ime begabt worden. Nach der hochzeit, als herzog Sigmundt vermerkt, das herr Wörnher in kain
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haushalten, noch zur zeit in seine[7] herschaft Messkirch sich begeben wellen, sonder weiter zu dienen gesinnet, hat er im die hauptmanschaft Erenberg an der Clausen, daran gedachtem herzog Sigmunden nit wenig gelegen, aus besonderem vertrawen gelihen, welche hauptmanschaft er etliche jar
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versehen und die mit solcher fürsichtigkait verwesen, das er dardurch noch mer gnad bei seinem herrn erlangt. Dieweil er zu Erenberg gesessen, hat im sein gemahel, die grevin von Kirchberg, zwen sön, herrn Jergen, welcher doch in der jugendt verstorben, [184][8] und herrn Johannsen Wörnhern

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[340] geporen, den er seinem herrn vatter, auch anhern und im selbst also nachgenennt het. Sonst hat er von gedachter seiner gemahel kain erben mer bekommen. Sein vorfar, grave Johanns[9] von Fürstenberg, hett ain ainigen son, auch
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Johanns gehaißen, [A135b] verlassen; dessen underwandt sich herr Wörnher mit allen trewen, bis er zu seinen tagen komen. Er ist nit verheirat, sonder also in ledigem standt gestorben und in dem closter zu Neidingen, so von seinen vorfarn gestiftet, in die fürstenbergische begreptnus
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begraben worden. Er soll ain unherrlicher junger graf sein gewesen, der zu kainen adenlichen kurzweilen lust gehabt, sonder, wa man ochsen oder ander vich metzgen wellen, hat er sich dahin verfüegt, zugesehen und darab ain fröud gehabt. Sein seltzam gemüeth ist seim stiefvatter, herrn Wörnhern,
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auch seiner fraw muter, ain grose beschwerd gewest, die in, wo möglich, gern davon hetten gezogen, aber vergebenlich, und fürwar so ist es ain anzaig ains tirrannischen, grimmen und bluotdurstigen gemüets gewesen. * [1317] Es hat der alt graf Hainrich von Fürstenberg zu aim
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gemahl gehapt ein grefin von Lupfen, hieß Elsbeth, war graf Hannsen und fraw Catharina von Kaltern dochter, die iren herren, [1318] grave Hainrichen, umb etliche jar überlept, und hat ir haushaltung zu Fürstenberg im schloß gehalten, alda ir widemsitz gewest. Kurzlich davor, ehe dann die
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grefin von Kirchberg grave Hannsen von Fürstenberg vermehelt, hat sich ain wunderbarliche sach uf Fürstenberg begeben, als die obgehörte witfraw von Fürstenberg dozumal ein kuchenbuben gehapt, hieß der Feigen - Nesle; der war so verrucht ufs spil, wa er ain ursach oder gelegenhait kunt
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haben zum spill, das er solchs nit underließe; sonderlich aber befliß er sich, wo es ihe sein konte, mit den junkfrawen und megten zu spilen umb gluffen. Denen stall er dann zu mehrmaln die gluffen. Er wardt von seinem maister, dem koch, gar vil darumben zu redt gestellt und
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gestraft, aber es wolt nichs an im helfen. Darumb, als sich der knab uf ain zeit abermals vorm frawenzimmer gesumpt und gespillt het, auch den jungkfrawen oder megten widerumb, wie sein prauch war, die gluffen genommen, war sein maister vorder übel zufriden, dann er lang uf ine hett war-

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[341] ten müeßen. Derhalben, wie der jung nach langem widerumb kompt und in die kuchin dritt, so ergreift sein maister in ainem zorn und in ainer gehe ein eisene pfannen, damit schlecht er den knaben so freffenlich ans haupt, das er
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stracks umbfiel und todt war. Wer erschrack übler, dann der koch? Darumb, wie er sicht und vermerkt, das kein leben mehr im knaben, do gab er ain weiten und macht sich geschwind auser dem schloß und stetlin darvon. In puncto, wie der knab also todt geschlagen und noch in der
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kuchin lag, so ist er wider doben vorm frawenzimmer. Die junkfrawen handleten ine übel, das er so verruchen wer ufs spilen, sprachen, er sollt sich in die kuchin packen, sein dienst versehen und sie ungesaumpt lassen. So sprücht der knab oder sein gaist: »Lieben junkfrawen, ich bin todt,
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dann mein maister daniden in der kuchin mich allererst zu todt mit ainer pfannen geschlagen, und wurd große pein müeßen leiden, darumb das ich euch und ander so oft hab gluffen gestollen; darumb verzeihen mir und pitten Gott für mich, so werden ir die gluffen in meinem rock finden; die
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nemen wider, darumb pitt ich euch«. Damit ist er verschwunden vor iren aller augen. Dieser that ist menigclich erschrocken, sein eilends hinab in die kuchin geloffen, do haben sie den todten cörpel gefunden und die pfannen neben ime ligen, und ist der maister koch darvon gewest und
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entronnen. Dem ist gleichwol nit sonderlich nachgesetzt worden, seitmals die that in ainem zorn beschehen und im der straich also ist missrathen. Dergleichen sachen haben sich vor jharen bei den alten, unsern vorfarn, vil begeben; naturlich ist es gleichwol nit, noch so geschicht es aber,
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und mischt sich immerdar der bös gaist zu, der treibt dann sein gefert und gaukelspil, biß er ain unfahl ußer dem andern laitet. * Nu war herr Wörnher dannost izundt auf sein alter komen, also das er täglichs ie mer, was im nutzlich und von
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nöten, verstande; derhalben, mit verwilligung herzog Sigmundts, gab er die hauptmanschaft zue Eerenberg auf, thete sich sampt seim gemahel und aller haushaltung in die herrschaft Mösskirch, und in wenig zeit darnach begab er sich in dienst grafe Eberharts von Wirtemberg, dessen
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landthofmaister er wardt. Dieweil aber die leuf dozumal etwas sorgclich fast in ganzem landt zu Schwaben, damit er dann nit weit vom land Würtemberg gesessen, hat im grave Eber-

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[342] hart das schlos Achalm, bei Reütlingen gelegen, das vor vil jarn der graven von Achaln gewesen, so lang er wirtenbergischer diener, eingeben, aigner person alda haus zu halten, oder aber ain vom adl dahin zu setzen. Darbei hat
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im grave Eberhart alle underhaltung zu solchem schloß ides jars zu geben, darneben ine, warzu [A136a] er recht hab, zu schützen und zu handthaben versprochen, actum Urach anno vierzehenhundert sechsundsechzige. Und in wenig zeit hernach hat im grave Eberhart bewilliget, sollich schlos an
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sich zu lösen, welches dann herr Wörnher, dieweil das ain pfandtschaft vom hus Österreich, bei herzog Sigmunden leichtlichen erhalten. Auf solchem schlos Achaln hat herr Wörnher sampt seim gemahel etliche jar haus gehalten. Auf ain zeit, als er auf Achaln gewesen, hat der donner in
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bemelt schloß geschlagen, insonderhait in das frawenzimber oder gemach, darin der jung herr Johanns Wörnher, sein sone, der dozumal fünfjärig und diser zeit auf aim disch gesessen gewesen; denselbigen hat das wetter under den tisch geschlagen. Als nu der dunst etwas vergangen, hat man
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das kindt pluotendt und übel zerfallen under dem tisch gefunden, welches one zweifel nit ain claine anzaigung seiner zuekünftigen widerwertigkait, die im hernach in seinem pesten alter und vermögen zugestanden, gewesen ist. Demnach aber Achaln ganz bawfellig, hat herr
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Wörnher, dieweil im das von grave Eberharten von Würtenberg zu lösen vergont, widerumb pawen und zurichten wellen und derohalben holz, stain, kalch und [185] anders, zum baw gehörig, mit großem costen den berg hinauf bracht. Do hat grave Eberharten gerawen, das er herrn Wörnhern
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sollich schlos eingeben, und villicht besorgt, herr Wörnher möchte im alda einnisten, das er in hernach mit fuogen nit wol widerumb [A136b] von dannen wurde bringen künden; derhalben, als auf ain zeit gedachter herr Wörnher sampt seinem gemahel nit auf Achaln gewesen, und vilgemelt schloß
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durch etliche diener verwart worden, die dann zu niemandts args oder feindtschaft sich versehen, ist auf ain nacht grave Eberhart unversehenlich und unbewart seiner ehrn mit etlichen knechten und pferdten haimlich zum schlos geruckt, dasselbig abgestigen und eingenomen etc. Herr Wörnher,
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als er dise handlung erfarn, hat er nit ain geringe beschwerd darab empfangen. Demnach er aber sonst in großer irrung mit Hannsen von Buobenhofen, graven Eberharts hofmaister,

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[343] damit er dann widerumb in dienst, dardurch er schurm wider Wirtenberg bekommen und der im auch seiner herschaft Mösskirch gelegen, sich begeben möcht, erlangt er bei herzog Sigmunden von Österreich, der dann nit ain clains
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misfallen ab grave Eberharts handlung mit Achaln truge, die vogtei Bregenz, die vor zeiten der graven von Bregenz gewest und nach deren abgang erbsweis auf die grafen von Montfort gefallen und volgendts von denselbigen durch ain kauf an hochgedachts haws Österrich kommen was. Dise
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vogtei hat herr Wörnher getreulichen und mit allem vleis one clag und beschwerde der underthonen ingehapt, und ist mit seinem gemahel, auch aller haushaltung zu Bregenz seßhaft gewest. Mitler weil hat er das einkommen der herschaft Messkirch fürschlahen, auch zum thail weiter anlegen und
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sein nutz schaffen künden. * [1213] Dieser grefin[10] fraw muetter war ain grefin von Hailgenberg, graf Albrechts des letzsten dochter[11]. Die ist nach irem absterben heftig so tags so nachts gangen und hat den leuten zu Illerdissen vil unruhe gemacht. Es hat
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sie niemands sehen kinden, dann ain kleins döchterlin, ist ires herren, graf Eberharts selligen, ledige dochter gewesen. So sie in die stuben kommen, hat es gesagt: »Iezund ist sie da, dann dort«. Desselbigen anzaigen nach ist sie in lauter praunem geklaidt gewest, und mehrtails, so sie also
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gesehen worden, hat sie dem kleinen döchterle gewunken mit der handt. Letzstlich hat man sich berathen und ime bevolchen, ir nachzufolgen. Das ist beschehen. Do ist ir das döchterle nachgangen biß in die schloßcapellen; do hat es gesehen, das sie für den altar ist nider geknewet mit
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zerthonnen armen und ist damit verschwunden. Man hat weit und preit irenthalben rath gesucht und vil erkundigung gepflegen, iedoch nach langem erfaren, das sie bei iren lebzeiten ein pfarr und weichlege außer ainem dorf an ain anders ort verendert; do hat man mit rath der verstendigen
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und der gelerten die pfarren widerumb, wie von alter here, restituirt, do ist ir geholfen worden, das sie zu rhuo kommen, und ist hinfüro nit mer weder gehört oder gesehen worden.

Etliche jar darvor hat sich ein greisenliche that zu 1

[344] Hailgenberg begeben, dann es hat grave . . .[12] vom Hailigenberg ein grefin von Kirchperg vermehelt gehapt, die hat er in ainem bezig mit seinem schreiber, gleichwol mit unschulden, gehapt, dann es ain erliche und frome grefin gewesen, die
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den merertail, wann sie [1214] weil gehapt, in sant Felixen capellen zum Hailigenberg in irem stuel gesessen und gebettet. Aber der graf hat seinen schwetzern, die der grefin abgünstig gewest, zu vil glaubt, das er sich uf ain zeit also von inen hat lassen ufreden, das er in ainer unbesinten weis
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mit bloser were in die capellen geloffen und die guet grefin, die in irem betstuel allain gesessen und ir gebet volbracht, mit der were erstochen und umbbracht hat. Man sagt, als sie gesehen, das sie sterben müesen, und kain bit oder verantwurten helfen wellen, do hab sie ain stainin fensterpfosten
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beim stuel, so sie gebet, daran ain hilzin crucifix der zeit angeheft, in beide arm erwüscht, das gehalten und, sich Got bevelchende, dem todt ergeben. Der graf hat nach irem absterben grundtlichen erfaren, das er ir gewalt und unrecht gethon, und als ine ain großer rewkauf ankommen,
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ist doch ine hernach oder auch alle die, so zu solcher that geholfen oder befürderung darzu gethon, kein glück mer angangen. Der betstuel und die wandt, da die from grefin umbkommen, ist von irem schwaiß bezaichnet worden, das hernach nimmermehr abgeen oder sich hat lassen ußwischen.
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Bei den grafen von Werdenberg hat mans zu ewiger gedechtnus der sachen bleiben lassen, aber graf Friderrich von Fürstenberg, als im der Hailigberg worden, do hat ers abermals lassen verweißen, nachgends sein son, graf Joachim, aber iedes mals ist es widerumb herfür komen, und haftet
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kein weiße darauf, wie ich das vil mit fleis beschowet hab. Gleicherweis man zu Gaispitzen im schloß noch bei wenig jaren gesehen in ainer stuben die masen und der schwaiß uf dem pritterboden von dem Beger, dem letzsten seins geschlechts, den Friderich Beck entleipt, darzu ime doch der
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Beger größlichen ursach gegeben. Man hat den schwaiß in der stuben kainswegs kinden ußwischen oder ußfegen. Also auch uf dem Asperg, im landt zu Würtemberg, do hat Hanns Leonhart von Reischach sein hausfraw, war aine von

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[345] Kaltenthal, anno 151 . . in ainem stüble umb unschuldt erstochen, das er sie in ainem bezig gehapt mit seinem raisigen knecht. Daran ist es nit genug gewest, er hat den knecht und die magt auch umbgebracht. Man sagt, die fraw und
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die magt seien baide schwanger gewest. Wie dem, so hat sich hernach mit grundt befonden, das der gueten frawen desshalb gewalt und unrecht beschehen, und ist auch der schwaiß von der frawen in dem stüblin uf dem Asperg vil und lange jar bliben, das es umb kainer ursach willen hat
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mügen abgewischt werden. * * [1235] Es hat unferr von Pregenz ain frawenclösterle, genannt im Heistal, und die zeit als der alt herr Wernher freiherr von Zimbern das ampt zu Pregenz von herzog Sigmunden von Österreich ingehapt, seind die frawen außer
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dem clösterle mermaln zu herr Wernhers gemahel, der grevin von Kirchberg, uf das schloß zu Pregenz kommen und sie haimgesucht. Uf ain zeit hat sich begeben, das ain junge closterfraw mit den andern kommen, die hat ain vorder großen busen oder prust gehapt. Wer waist, was die
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ursach gewesen. Nun ist es sommers zeit und ganz haiß gewesen, derhalben die guet grefin vermaint, die closterfraw hab die groß prust nit von natur, sonder hab sich villeucht also schwer angethon, derhalben ain mitleiden mit ir getragen und sie vermant, sie solle die überigen müderle oder
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klaider abziehen und sich nit schemen. Also hat die guet closterfraw mit großer scham bekennt, es seien nit klaider, sonder könde für den willen Gottes nit. Also hat die guet grevin geschwigen, und hat sie übel gerawen, das sie so vil darzu geredt; auch wol versteen künden, wie die sachen
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beschaffen gewesen. Dise guet closterfraw het wol künden mit gueten ehren eptissin oder muetter im closter sein, und wer an ir der nam nit verloren gewesen. Aber der sachen beschehen vil bei nechtlicher weil, darzu man nit gesicht, vil weniger soll hernach vil darvon gesagt werden. *
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* [1235] Wie die alten graven von Montfort und Pfannenberg mit iren herrschaften und güeter hin und wider gehandelt, die vertauscht, verkauft oder hingeben, [1236] darvon were ain aigner tractat zu schreiben, insonderhait aber ist es mit der grafschaft Pregenz auch also ergangen, von
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welcher grafschaft der halb tail durchauß vor vil jharen an die fürsten von Österreich kaufsweis gelangt, als daz der ander thail den graven Montfort vil jhar hernach noch zu-

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[346] gehört. Es ist nit allain die landtschaft und die statt Pregenz, sonder auch das schloß gethailt gewesen, darin ain klains greblin zu ainer undermerk gewesen. Was zank und hader sollichs geben, ist wol zu erachten. Man sagt,
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das nit allain beider herrschaften gesündt im schloß, sonder auch die hundt und ander thier ain haß zusamen getragen und ain andern gefindt haben. Es soll ain hirß im österreichischen tail erzogen sein worden, und so der grafen diener oder gesündt ußer irem tail des schloß hierüber
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gangen, soll er dieselbigen zu stoßen sich understanden, auch mehrmals wider hünder sich getriben haben. Das ist sonders zweifel ain anzaig gewesen, das die graven hernach iren überigen thail an der grafschaft auch nit lang behalten und ganz liederlich darumb kommen sein, wie dann die
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zeitliche güeter selten beständtig und von aim zum andern wandlen und verenderet werden. *



  1. Zu denen zeiten] bis nachgeschlagen [339, 24] abgedruckt bei Riezler, Fürstenb. Urkundenbuch III, 255—257.
  2. komen] hs. kamen.
  3. Wörnhern] in A fehlt blatt 134.
  4. gestorben] s. Münch, Geschichte des Hauses Fürstenberg I, 364 ff.
  5. die den] hs. die der.
  6. der seinen] hs. deren seinen.
  7. seine] hs. seiner.
  8. 184] auf S. 183 stehen die wappen von Zimmern und Kirchberg.
  9. grave Johanns] bis gewesen [z. 18] abgedruckt bei Riezler, Fürstenb. Urkundenbuch III, 257—258.
  10. Dieser grefin] Anna, geb. von Kirchberg.
  11. dochter] namens Agnes.
  12. grave . . .] entweder Heinrich III, dessen gemahlin Bera, tochter des grafen Konrad von Kirchberg, war, oder Hugo VII, der die gräfin Bertha von Kirchberg zur frau hatte.