Zimmerische Chronik/Band 2/Kapitel 11

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Autor: Froben Christoph von Zimmern
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Titel: Wie die stende des hailigen reichs aus bevelch der königclichen Majestat herrn Johannsen Wörnhern geen Augspurg beschriben und daselbst Zimbern und Werdenberg gegen ainandern verhört und vertragen.
Untertitel:
aus: Zimmerische Chronik Band 2. S. 84–97
Herausgeber: Karl August Barack
Auflage: Zweite Verbesserte Auflage
Entstehungsdatum: 16. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
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Erscheinungsort: Freiburg und Tübingen
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Quelle: Digitalisat der UB Freiburg
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[A288a] Wie die stende des hailigen reichs aus bevelch der königclichen Majestat herrn Johannsen Wörnhern geen Augspurg beschriben und daselbst Zimbern und Werdenberg gegen ainandern verhört und vertragen.
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Nun ist die sach also daselb jar ansteen beliben, das kain thail gegen dem andern in unfreundtschaft oder ungutem nichts fürgenommen. In nachvolgendem[1] jar, nemlich anno domini fünfzehenhundert und viere, hat die künigclich Majestat ain reichstag geen Augspurg gelegt, auf dem dann
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die stende gehorsamlichen erschinen. Demnach aber herr Johanns Wörnher freiherr zu Zimbern und vor im sein brueder selig, herrn Wörnher etc., vilmals auf dem merer thail reichstagen durch sich selbs oder anwäldte umb einsetzung irer herschaften und güeter bei der künigclichen Majestat und
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denen reichsstenden angehalten, haben auf iezernemptem reichstag die stände gemain[354]clich der zimberischen sachen halb bei der künigclichem Majestat embsig geworben und sovil erlangt, das Ir Majestat bevolhen, baide partheien, Zimbern und Werdenberg, geen Augspurg zu beschreiben.
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Das ist beschehen, dann die stende gemainclichen baiden partheien ain güetlichen tag auf zinstag nach liechtmes in obbemeltem jar zu erscheinen angesetzt, [A288b] darneben sie auch herrn Johannsen Wörnhern und seinen mitverwandten ain frei, sicher glait, under dem künigclichen insigel
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ausgangen, sicherlich zu kommen und widerumb von dannen an ir gewarsame zu verraisen, zugeschickt. Uf solchs ist herr Gotfridt von Zimbern, der alt herr, der dann sonderlichen beschriben worden, herr Johanns Wörnher, sein vetter, sampt herr Albrechten von Clingenberg, ritter, Lorenzen
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Münzern, auch Niclausen Ulen, dem fiscal zu Rotweil, zu Augspurg erschinen. Als nu der verhöretage kommen und baide partheien vor erzbischof Berchtoldten von Menz und andern, von der künigclichen Majestat darzu verordnet, sich verfüegt, het herr Gotfridt denen räten durch Niclasen Ulen
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fürhalten lassen, wiewol er in der tagsatzung begriffen, seie er idoch der sach nichts verwandt, derhalben er sich darein als sacher nit begeben werde, sonder, was er bei seinen vettern sonst guts wisse zu handlen, das zu hinlegung der sach diene, das er solchs ze thun ganz genaigt und begierig

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[85] seie. Uf solchs herr Johanns Wörnher von wegen sein, auch seiner geschwistergit ain confirmation des vertags, durch die graven von Zollern und Fürstenberg abgeredt, ganz underthenigclichen begert. Hierauf die von Werdenberg,
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ist nemlich grave Haugo, grave Christof, grave Hanns und grave Felix gewest, fürbringen lassen und erstlichs begert, die von Zimbern sollen sich des engen Krais verzeihen und am weiten Krais sich benüegen lassen. Am andern sollen die herren von Zimbern bei denen hohen [A289a] gerichten
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in der stat Messkirch und denen dörfern Rordorf, Schnerkingen, Ober- und Under-Bichtlingen pleiben und außerthalb der stat und den gemelten dörfern mit den hohen gerichten nichts zu schaffen haben. Zum driten sol das vogtrecht von Mengen den graven von Werdenberg hinfüro zusteen und
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bleiben. Zum vierten sollen die von Zimbern denen von Werdenberg zwaitausendt guldin, so sie weilundt der kaiserlichen Majestat Oberndorf halben gegeben, also par entrichten, oder aber verzinsen. Zum fünften, ob die von Zimbern die herrschaft Meskirch verkaufen oder verpfenden,
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solten sie solche denen von Werdenberg, und sonst niemandts, zuvor anpieten und werden lassen. Zum sechsten sollen sich die von Zimbern verschriben, demnach Oberndorf mit seiner zugehörde vom haws Österreich verpfendt, das die künigclich Majestat oder dero erben, zu welcher zeit
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inen das gefellig, wol widerumb von denen von Zimbern an sich lösen mögen; und in andern artikln lassen sie es bei der abred, zu Kilchberg beschehen, beliben. Uf solch deren von Werdenberg fürhalten hat herr Johanns Wörnher, sovil erstlich das jagen und den engen Krais belangt, durch
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Niclausen Uln anzaigen lassen, das der artikl ime und seinen geschwistergiten ganz [355] beschwerlichen und unleidenlich dann seine vorfarn bemelten bezirk, den engen Krais, den sie iezundt denen von Werdenberg solten volgen lassen, one alles rechtlichs einsprechen deren von Werdenberg und
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menigclichs ganz riebigclich gebraucht und ingehabt, welche auch vor jarn noch vill weiter und mere zu jagen [A289b] gehabt, bis gar nahent an die stat Sigmeringen, also das grave Hanns von Werdenberg der alt im schlos zu Sigmaringen die hund hab mögen heren laufen. Demnach aber
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hieraus nachpurliche spenn erwachsen, seien grave Haugo von Montfort, grafe Jos Niclaus von Zollern und herr Eberhart truchses von Waldtpurg, ritter, der elter, der sich her-

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[86] nach grave Eberhart von Sonnenberg geschriben, als die nechsten baider thail freundt, freundtlichen ersucht worden und dohin vermögt, das sie umb guter freundt- und nachpaurschaft wegen freundtlichen haben gehandlt und
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betädinget. Do hab sein herr äni, herr Wörnher freiherr zu Zimbern etc., solch jagens gerechtigkait er im Faulprunnen gehabt, auf die von Werdenberg kommen und sich aines clainen bezirks, der enge Krais genannt, benüegen lassen. Demnach nu die von Werdenberg ime und seinen
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geschwistergiten den engen Krais auch abzustricken begeren, müesten sie zwifachen schaden und nachtail erleiden, dann sie ihe dasjenig im Faulprunnen, so angezaigt und von recht iren vormals gewest, auch das, so inen darfür eingegeben und darmit vergleicht, nemlich den engen Crais, alles samentlich
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begeben und denen von Werdenberg volgen lassen müsten, welches ihe unpillich, zudem das sollichs auch in kunftigen zeiten kain freundtlichen, guten willen gepern, oder auch ainige bestandt haben möchte. Derhalben künden sie den artikl nit annemen, oder denen von Werdenberg das ir geben,
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daran doch die von Werdenberg kain fug noch gerechtigkait haben. Des andern artikls halben, die hohen gericht belangen, hab es die gestalt, das seine vorfarn, die freiherren von Zimbern, und die von Werdenberg derohalb vor [A290a] jarn auch irrung gehabt. Solche zu erledigen, seie weilunt
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herzog Eberhart von Würtenberg von weilund kaiser Friderrichen zu ainem comissario geben, vor dessen räten gehandlt, kundtschaften und anders eingelegt worden, so noch in der fürstlichen canzlei verschlossen und der handel also unerlöst pliben; seien er, herr Johanns Wörnher, und seine
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geschwistergit urpietig, soliche angefengte handlungen vor herzog Ulrichen von Würtenberg nochmals erledigen zu lassen, oder aber bei dem vertrag, durch die graven von Zollern und Fürstenberg abgeredt, welches under denen zwaien denen von Werdenberg gemaint, desshalben auch beleiben zu lassen.
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Sovil nu das vogtrecht von der kirchen zu Mengen belangen thue, seie ime, herrn Johannsen Wörnhern, auch seinen geschwistergiten gar nit gelegen, noch thonlich, sich sollichs vogtrechts, das sich jerlichs auf sechzig malter früchten erlauft, zu begeben und sollichs denen von Werdenberg, die
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von alter hero nie ainige ansprach darzu oder daran gehapt, zu schenken, in ansehung das seine vorfarn sollichs ain lange zeit rüebigclich und one alle ansprach ingehapt und

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[87] besessen, deshalben sein underthenigiste pit, die künigclichen Majestat und sie, die verordneten, wellen die sachen allergnedigist und gnedigclichen bedenken und handlen, damit er und seine geschwistergit bei dem iren bleiben mögen.
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Das dann er, auch seine geschwistergit denen von Werdenberg zwaitausendt guldin, so sie der kaiserlichen Majestat Oberndorf halb geben, zustellen, oder verzinsen [356] solten, seie er bekanntlich, das solchs also in vilbemeltem vertrag, durch die graven von Zollern und Fürstenberg abgeredt,
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betädinget, und, so die von Werd[A290b]enberg laut ires glaublichen zusagens den vertrag dozumal, wie pillich beschehen, angenommen, solte desshalben bei inen kain mangel erschinen sein, wie sie auch dessen sich auf allen reichstägen überflissigclichen erpoten. Demnach aber er, auch
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seine geschwistergit Messkirch sampt seiner zugehörde bei sechs oder siben jarn ungevärlich mit aller abnutzung, nachdem sich also die von Werdenberg in vorbenenntem vertrag gesperrt und gewideret, in mangel steen müeßen, welche abnutzung inen pillich solte zugestelt werden,[2] sei sein
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underthenigist pit, die künigclich Majestat welle in bedenkung ires verderplichen und langwürigen, unbeschuldten schadens solche zwai tausendt guldin, auch die vorbemelt etlichjerige abnutzung, wie pillich, gegen ainandern vergleichen und meßigen. Den fünften artikl, das die herren von Zimbern
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nichts von der herrschaft Messkirch solten versetzen oder verkaufen, sonder sollichs zuvor denen von Werdenberg anpieten, darin den vorkauf zu haben etc., nem er, herr Johanns Wörnher, an, doch mit dem beding und underschidt, das die von Werdenberg mit Sigmaringen und seiner zugehörde
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gegen der freiherrschaft Zimbern auch dermaßen verbunden seien. Des letsten artikls halb, Oberndorf berüerende, pit er die künigclichen Majestat ganz underthenigist, sie welle ine und seine geschwistergit bei irem inhaben Oberndorf allergnedigist beleiben lassen, dann Oberndorf sei hievor bei der
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herrschaft Würtenberg denen graven von Sulz und dem apt von Hirsaw pfandtsweis gewest; demnach aber sölchs der herrschaft Zimbern güetern, so sie der enden hab, ganz gelegen und vormals zwischen denen inhabern [A291a] Oberndorf und denen freiherren von Zimbern mancherlai und
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tägliche irthumben und spenn entstanden, solichs zu verhüeten,

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[88] haben seine vorfarn, sonderlich aber sein anherr, weilund herr Wörnher selig, sovil bei dem haws Österreich erlangt, das Oberndorf mit der zugehördt ime und seinen mannlichen eelichen leibserben mit dem geding zu kaufen sei
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geben worden, namlich so kainer des nammens und geschlechts der freiherren von Zimbern mer in leben, das alsdann Oberndorf on alle losung wider an das haws Österreich fallen solle, laut brieflicher urkundt. Zudem haben auch seine vorfarn zwai tausendt guldin mer, dann die
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abnutzung ertragen, in solchem kauf darumb bezalt, darzue auch etliche mer stuck und güeter, so der freiherrschaft Zimbern aigen, erkauft, daraus wol abzunemen, das Oberndorf kain pfandtschaft, auch nit ablösig. Uf sollichs alles sei von wegen sein selbs und siner geschwistergit sein
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underthenigists, underthenigs und freundtlichs pit, sie, die chur-und fürsten, auch andere herrn der reichstende und pundtsverwandten wellen dise sein gethon antwurt auf deren von Werdenberg fürtrag und begern mit mer glimpfigen worten an die künigclichen Majestat langen lassen und die pitten,
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das sie dise sein underthenigist antwurt allergnedigist welle vernemmen und ansehen den verderplichen schaden, auch vilfeltigs ellend und nachsehung umb sein vätterlichen erbthail, des er, auch seine geschwistergit beileufig sechzehen jar erliten und gemanglet haben; zu dem das sein herr
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vatter, weilundt herr [357] Johanns Wörnher der elter, seins guts bis in sein ende ellendt [A291b] und mangelhaftig erstorben, und ob gleichwol derselb ainicherlai verwürkt, dessen er doch die zeit seins lebens nie gestendig gewest, sich auch auf allen tagen und versamlungen zu verantwurten und
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rechtens erpoten, weren doch sein fraw muter, seine geschwistergit und er deshalb ganz unschuldig; dann sollicher schad, den sie dermaßen erlitten, laufe sich ob den hundert tausendt guldin. Ob das nit gnugsam, so gleich etwas verhandelt, gestrafft, mögen sie, die chur- und fürsten, auch
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andere herrn pundtsverwandten wol ermessen, zudem das doch alle andere graven, herrn und vom adl, die in sollicher handlung als wol als sein her vatter gewest, desshalben gnedigist gemüeßiget, allain ob seim herr vatter, seinen geschwistergiten und im sei so gar strengclichen gehalten, in
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elend und verderpliche schäden gebracht worden. So hab sich auch sein herr vatter sellig vilfaltigclich auf reichstägen vor allen reichsstenden erpoten, ob er etwas uneerlichs,

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[89] oder das er mit eeren nit zu verantwurten wiste, rechtlich erwisen werden, wöllte er die straff, wie im die rechtlich auferlegt, gedultigclichen gewarten, die auch one alle gnad leiden, wie dann inen one zweifel als seinen gnedigsten,
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gnedigen und lieben herrn und freunden sollichs noch wisslich. Er sei auch der trostlichen hoffnung, die künigclich Majestat trage desse auch noch ain gnedigists wissen und erkanntnus, pit hierauf, Ir Majestat welle aus angebornner tugent und miltigkait (in ansehung das Ir Majestat mer zu
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barmherzigkait, dann zu strengkait, wie sich dann täglichs sollichs in derselben handlungen erschaine, [A292a] genaigt) sollichs alles zu herzen fassen und sich sein, auch seiner geschwistergit unschuldt, merklichen nachtail, langwürigs elendt und anders erbarmen lassen, auch an sollicher straff,
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wie hievor angezaigt, gesettiget und in bei seinem vätterlichen erb allergnedigist beleiben lassen, handthaben, schützen und schürmen; das beger er umb die künigclichen Majestat, das hailig reich, auch umb das haws Österreich, dessgleichen umb sie, seine gnedigiste und gnedige chur- und fürsten
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und liben herrn und freundt underthenigist, underthenig und freundtlich widerumb zu verdienen. Nach solchem ist zu wissen, daz in denen gegen- und widerreden grave Haug von sein und seiner vetter wegen selbs geredt, wo er gemögt, herrn Gotfriden den alten
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geschmutzt und sein selbs herkommen hoch hat erhept, mit ainzaig, er seie sant Elsbethen geschlechts, und dergleichen. Das hat herr Gotfriden übel verdrossen, das er in seiner widerrede meldung thon, so seie er Zacharias geschlechts. Demnach sich aber solche reden zu baiden thailn anfiengen
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zu meren, haben die chur- und fürsten, auch die herrn bundtsverwandten mit baiden partheien vil underhandlung gephlegen und doch zu letsten die künigclichen Majestat dermaßen bericht, das dieselb den artikl Oberndorf halben nachgeben, zudem auch die von Werdenberg von irem fürnemen, das
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vogtrecht zu Mengen betreffen, gestanden. Letstlichen sein durch die chur- und fürsten, buntsverwandten und derselben räte baide partheien vertragen worden. Es hat gleich [358] die künigclich Majestat erzbischof Berchtoldten von Menz, als dem tags[A292b]herrn und erzcanzler durch Germanien,
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bevolhen, die vertragsbrieve fürderlich under Ir Majestat anhangendem insigel zu ververtigen und ider parthei ain vertragsbrieve zu geben, welches beschehen. Und ist der

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[90] vertrag uf alle artikl, durch die grafen von Zoller und Fürstenberg abgeredt, gestelt worden, ußerhalb mit dem jagen, do ist denen von Zimbern im weiten Krais das mitjagen pliben, aber des engen Krais haben sie sich verzeihen müßen. Und
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lauten dieselben von wort zu wort also: »Wir[3] Maximilian, von Gottes gnaden römischer künig, zu allen zeiten merer des reichs, zu Hungern, Dalmatien, Croatien etc. könig, erzherzog zu Österreich, zu Burgundi, zu Brabant und pfallenzgrafe etc., bekennen offenlich mit disem brieve und thuen
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kundt allermenigclich, als sich zwischen den wolgebornnen und edlen, unsern und des reichs lieben getrewen, Haugen, Johannsen, Christoffen und Felixen, vettern und gebrüedern, graven zu Werdenberg und zum Hailigenberg an ainem und Johannsen Wörnhern, Gotfriden und Wilhelmen, gebrüedern,
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freiherrn zu Zimbern und Messkirch am andern thail, der nachgeschriben sachen halben zwitracht, spenn und irthumb gehalten, das wir darauf baiden thailn zu gutem und damit füran weiter unlust, widerwertigkait, costen und schaden zwischen inen vermitten beleiben, in die sachen gnedigclichen
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gesehen, dieselben mit ir baider guten willen und wissen güetlichen entschaiden, vertragen und ausgesprochen haben, wissentlich mit disem brieve, nemlich von ersten, das denen von Zimbern Messkirch mit sampt denen dörfern, nutzungen und gülten und allen zugehörungen volgen und pleiben,
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dargegen sollen die von Zimbern den von Werdenberg zwai tausendt guldin reinisch, so sie Oberndorf halb ausgeben haben, widerumb entrichten und bezalen, oder die mit gnugsamer versorgnus und verschreibungen [A293a] verzinsen, also das die von Werdenberg davon jerlich hundert guldin
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reinisch zins und gelts gehaben; doch so mögen die von Zimbern alle jar und iedes besonder, wann es inen geliept, solch hundert guldin zins mit zwai tausendt guldin hauptguots, oder fünf und zwainzig guldin mit fünfhundert guldin hauptguts, ablösen, so lang und vil die zwai tausendt guldin
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bezalt und die gedachten hundert guldin zins erlöst werden, welcher losung also die von Werdenberg gemelten von Zimbern one widerrede gestaten sollen. Der hohen gericht halben sollen die von Zimbern bei den hohen gerichten und in der stat Messkirch mit sampt den dörfern Rordorf,
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Hewdorf, Schnerkingen, Wauggershoven, Ober- und Under-

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[91] Beüchtlingen innerthalb der etter beleiben und außerthalb etters der stat Messkirch und der gemelten dörfer der hohen gericht halber nichts zu schaffen haben, sonder denen von Werdenberg und irer graveschaft Sigmeringen zu gepruchen
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zugehörn. Des jagens halben soll es beleiben bei denen bezirken in der abred und betädigung, so zwischen Zimbern und Werdenberg durch weilund Haugen grafen zu Montfort, herrn zue Rotenfels etc., Jos Niclausen graven zu Zollern etc. und Eberharten truchseßen zu Waldtpurg, ritter etc.,
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laut der brieve, darüber begriffen, von wort zu wort also lautendt: »Wir[4] Hug grave zu Montfort, herr [359] zu Rottenfels, wir Jos Niclaus grave zu Zollern und ich Eberhart truchses zu Waldtpurg, ritter, bekennen offenlich mit disem brieve, als die herren von Zimbern ain verschreibung haben,
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die in vor zeiten von denen graven von Werdenberg gegeben und gethon ist, [A293b] von jagens und des vorsts wegen, das sie haben sollen in dem vorst zu Sigmaringen, des sie nu mit ainandern irrig worden sein, also haben wir zwischen denen wolgebornnen und edlen grave Hannsen,
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graven[5] zu Werdenberg etc., Wörnhern und Gotfriden von Zimbern, freiherren, des andern thails, mit baider thail guten wissen und willen freundtlich und güetlich beredt und betädinget, das die benanten von Zimbern, auch ire leibserben mannsgeschlechts, und nit lenger, nu hinfüro zu eewigen
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zeiten jagen sollen und mögen, nach allem irem willen, one hinderung und irren deren von Werdenberg, irer erben und nachkommen, in disen kraisen, die in dem vorst zu Sigmaringen gelegen sein, nemlich von Menningen geen Rinkenbach, von Rinkenbach geen Kogenhoven, von
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Kogenhoven den weg hinauß geen Rast, hinüber geen Sauldorf in die Speck, von der Rinderspeck die Ablach uf in Eglins mili, von Eglis mili geen Madach in den hove, außer dem hove zu Madach in das kirchlin zum hailigen Creuz, außer dem hailigen Creuz den bach uf geen Holzen in den furt,
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außer demselben furt den bach auf geen Oberschwondorf in die Linden, außer der Linden zu Oberschwondorf gen Tanningen in die Linden, außer der Linden zu Tanningen geen Gründlbuch in den hove, außer demselben hove geen

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[92] Kallenberg in den graben, außer dem graben zu Kallenberg den steig hinein in sant Jergen kilchen bei Buchen, außerthalb derselben kirchen die alten straß hinab vor dem dorf geen Hainstetten in den Nuspoum, außer dem Nuspaum
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geen Büttelbronnen, von Büttelbronnen geen Vilslingen zum capellin geen Kaltenprunnen und von Kaltenbronnen über [A294a] Spenglers brüel den weg hinauf wider gen Menningen. Doch so sollen die von Werdenberg, ir erben und nachkommen in den berüerten kraisen den forst handthaben,
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nutzen und nießen, verlihen, besetzen und entsetzen und auch selbst darin jagen, wann und wie inen das füegt, one hinderung deren von Zimbern und ir erben, soverr das sie sonst niemandts anders darin erlauben zu jagen, dann allain zwischen der Ablach, der Krumbach und dem Ballerbach
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gegen dem Hegaw, da mögen die von Werdenberg, ir erben und nachkommen erlauben zu jagen, wem sie wellen, one deren von Zimbern, ir erben und nachkommen verhindern oder irren. Dessgleichen sollen die von Zimbern, noch ire erben, sonst auch niemant darin gonnen zu jagen. Und
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von merer freuntschaft und willens wegen haben wir füro beredt und betädinget, das grave Hanns von Werdenberg für sich, sein erben und nachkommen denen vorgenannten von Zimbern, auch iren erben mannsgeschlechts, und nit lenger, verwilliget und vergonnen hat, das sie für und für
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in disen kraisen, die auch in dem forst zu Sigmaringen gelegen sein, mit nammen von Vilslingen, dem capelin geen Kaltenbrunnen, von Kaltenbrunnen über Spenglers brüel hinauß geen Menningen und von dannen die Ablach uf geen Messkirch, von Messkirch den rechten weg hinauß geen
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Oberstetten, von Oberstetten geen Hainstetten in den Nußpom, aus dem Nußpaum die alten straß geen Büttelpronnen und von Bittelbrunnen[6] widerumb gen Vilslingen in das capellin den [360] vorst verleihen, besetzen und entsetzen, erlauben und verpieten sollen [A294b] und mögen, one verhinderung
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grave Hannsen von Werdenberg, seiner erben und nachkommen. Es soll auch grave Hanns von Werdenberg, sein erben und nachkommen in denen kraisen, darin die von Zimbern den forst zu verleihen, zu besetzen und entsetzen, zu erlauben und zu verpieten haben, auch nit jagen, doch
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so sollen die von Zimbern in den vorgemelten kraisen auch

1

[93] niemandt erlauben zu jagen, one alle geverde. Und wann baide thail die tädigung und beredtnus gutwillig eingangen seindt und die aufgenomen haben, so hant die obgenannten tädingsleut alle drew unser aigne insigel zu gezeugknus der
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ding offenlich an den brieve hengken lassen, uns und unsern erben one schaden, der zwen gleichlautend gemacht und iedtwederm thail ainer geben ist, am dornstag nach sant Gregorientag nach Christi gepurt unsers herren vierzehenhundert und im drewundsechzigisten jaren aufgericht und
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gemacht ist«, »ausgenommen und hindan gesetzt in nachvolgendem gezirke, nemlich von Vilslingen dem capellin geen Kaltenbronnen, von Kaltenbronnen über des Spenglers brüel hinauß geen Menningen und von dannen die Ablach auf geen Oberstetten, von Oberstetten geen Hainstetten in den
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Nuspoum, aus dem Nuspaum die alten straß hinab geen Büttelbronnen und von Bittelbrunnen widerumb geen Vilslingen in das capellin, die doch in gemelter abred, betädigung und brieve angezaigt sindt, sollen alle von Zimbern und ire erben mit jagen, hagen und aller vorstlicher
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oberkait nicht zu schaffen, sonder sich der geeußert und begeben, [A295a] und denen von Werdenberg und iren erben hinfüro, wie die von Zimbern laut angezaigts vertrags sich der gebraucht haben, volgen und pliben. Es sollen auch alle aufgehabne nutzungen, costen, schäden und anders, was
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sich dann in disen sachen und hendeln ergeben, hin, tod und ab, ain thail dem andern darumb nichts schuldig sein. Es sollen auch alle personen, sie seien gaistlich oder weltlich, bei irer lehenschaft, die sie in mitler zeit von denen von Werdenberg empfangen haben, bleiben, doch sollen sie
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dieselben lehen von denen von Zimbern enpfahen und inen lehensphlicht thun, wie sich gepürt, und von denen von Werdenberg irer phlicht, so sie inen gethon haben, ledig gezelt werden. Es sollen alle personen, so in disem handel verdacht und verwandt sind, auch mit der that, worten und
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werken, wider weliche parthei das beschehen were, gehandlet hetten, und umb all ander sachen und zwiträcht, die ain thail gegen dem andern bis auf heutigen tag gehabt und zu haben vermaint hat, güetlich mit ainandern gericht und vertragen und desshalber unstraffbar sein und beleiben.
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Ob aber baid partheien, Werdenberg und Zimbern, hinfüro, umb was sachen und hendel das were, ir baider herrschaft berüerende, spennig oder irrig worden, sollen sie ain aus-

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[94] trag durch vier ir nechste freundt, wie es derhalben gehalten werden soll, machen, damit fürohin aufrur und schaden, so zwischen inen erwachsen möcht, fürkommen werdt. Und ob hinfüro die von Zimbern Messkirch, die dörfer, darbei
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gelegen, oder anders [361] verkaufen oder versetzen welten, das sollen sie denen von Werdenberg und sonst niemandts frembden anpieten und widerfaren lassen, umbs gelt, [A295b] das inen andere darumb geben wölten. Wo aber die von Werdenberg Messkirch oder anders nit keuflich an sich
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nemen und bringen wölten, und die von Zimbern desshalb ir notturft nach andern verkaufen wurden, so sollen sie die gerechtigkait vorsts und jagens halben zu verkaufen nit macht, so es aber darüber beschehe und verkauft wurde, solle es kain craft haben. Damit also aller unwill und unfrindtschaft, so
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baid partheien der obgeschribnen sachen halb zusamen getragen haben möchten, tod, vernicht, ab, und hinfüran gut freundt und nachpauren sein sollen, darauf auch wir baider thail allergnedigister herr und römischer künig sein und sie bei disem unserm güetlichen entschaidt, vertrag und
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ausspruch gnedigclichen handthaben wellen, doch uns, unserm haws Österreich, an unsern oberkaiten und gerechtigkaiten onschädlich. Und als sie solches unsers güetlichen entschidts, vertrag und ausspruch baidenthalben zufriden und benüegig gewest sein, den auch zu underthenigem dank
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angenomen, haben wir zu urkundt diser brieve zwen in gleicher laut gevertiget und iedem thail ainen geben, am neunten tag des monats Marcii, nach Christi gepurt fünfzehenhundert und im vierten, unserer riche des römischen im neunzehenden und der hungerischen im vierzehenden
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jaren« etc. Darneben, demnach die vermaint declaration, von weilundt kaiser Friderichen dem dritten wider hern Johannsen Wörnhern von Zimbern etc. ausgangen, noch nit aufgehebt, hat die künigclich Majestat[7] die genzlichen cassiert und abgethon
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und herrn Johannsen Wernhern, auch seine geschwistergit widerumb restituiert, wie dann sollichs die freihait inhelt, von wort zu wort also lautend: »Wir Maximilian, von Gotes gnaden römischer künig, zu allen zeiten mehrer des reichs, zu Hungern, Dalmatien, Croatien etc. künig, erzherzog zu
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Österreich etc., herzog zu Burgundi, zu Brabant, zu Geldern

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[95] etc., grave zu Tirol etc., embieten allen und iegclichen churfürsten, fürsten, gaistlichen und weltlichen, prelaten, graven, freien, hern, rittern, knechten, hauptleuten, vitzthumben, pflegern, verwesern, amptleuten, schulthaißen, burgermaistern,
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richtern, räthen, burgern und gemaindten und sonst allermenigclich unsers und des reichs underthonnen, verwandten und getrewen, in was würden, staat oder standt die sein, so mit disem unserm künigclichen brieve oder glaublichen abgeschrift davon ersucht und ermannt werden, unser gnad
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und alles guets, und füegen euch allen und iegclichen zu wissen, nachdem etwann der durchleuchtig fürst, herr Friderrich, römischer kaiser, merer des reichs etc., unser lieber herr und vatter loblicher gedechtnus, auf etlicher angeben den edlen Johannsen Wernher von Zimbern freien in die
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peene, in latein crimen lesae Majestatis, auch straff derselben erkennt und declariert gehabt hat, nach laut der erkanntnus und declaration, derhalben außgangen, [362] das wir auf fleißig, demüetig pitt etlicher fürsten, graven, herrn und ander, auch des genannten von Zimbern gelassnen künder
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und derselben freundt, in ansehung seiner, Johannsen Wernhers, unschuldt, auch seiner künder jugendt und das sie dem hailigen reich verwandt sein, damit sie desshalben an iren leiben, ehrn und güetern von iren widerwertigen und missgönnern unbeschediget und unbelestiget beleiben, ußer
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zeitlichem rathe, auch rechtem wissen und volkomenhait unsers gewalts, sollichs geschehen unsers obgenannten lieben herren und vatters erkanntnus, declaration, straff und gepott, uf genannten Hannsen Wernhern von Zimbern geschehen, gegen ime und gemelten seinen kündern allen und iegclichen aufgelöst,
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aufgehaben, abgethon und davon mit allen anhengen und umbstenden genzlichen entlediget und absolvirt haben, und thuon das hiemit wissentlich in craft diz briefs; setzen, wellen und mainen auch, das dieselb declaration, erkanntnus und gepott iren aller leib oder güeter nit binden, oder sich der imer
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wider sie gebrauchen, oder fürziehen, oder behelfen solle, noch mege, noch inen die ainichen schaden, nachthail oder unstatten geberen oder bringen, in kain weg. Wir gebieten, mainen und wellen auch, das ir darauf die gemelten freiherrn von Zimbern sambt und sonder allenthalben in unsern und
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ewern landen, schlossen, stetten, merkten, dörfern, herrschaften und gepieten sicher und desshalb unbelaidiget und unangezogen werben, wandlen und hinkommen lassent,

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[96] halten und thuont, als ander unser und des reichs getrewen und verwandten, und als ob die gemelt erkantnus, declaration nie geschehen oder außgangen were, als lieb euch und ainem ieden sei, unser schwere ungnad und straff zu
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vermeiden. Zu urkundt mit unserm anhangendem königclichen insigel besiglet und geben in unser und des hailigen reichs statt Augspurg am vierten tag des monats Marcii nach Christi unsers lieben herren und erlösers gepurt gezellt 1504, unserer reiche des römischen im neunzehenden und der
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hungerischen im vierzehenden jharn.« Nach solchem allem, als die verträg aufgericht und die restitution außbracht, sein baide herrn, herr Gottfridt der alt und dann herr Johanns Wernher, gevettern, freiherren zu Zimbern, sampt dem Münzer und Niclasen Uolen widerumb haim geen Mösskirch geritten.
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Alhie megte sich ainer nit unbillich verwundern, das ich solch klainfüeg und gering sachen ufzaichnet und bei der langwirigen gedechtnus zu erhalten mich underfieng. Da aber der oder dieselbigen mein bedenken, wie das in der vorredt[8] dises werks vermeldet, wol erwegen, werden sie
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mir das keinswegs leuchtlichen verkeren. Darumb ist zu wissen, das in wenig tagen hernach, als baid herrn, herr Gottfridt und herr Johanns Wernher, wider von Augspurg kommen, uf den palmabendt ain lecherliche historia zu Mösskirch sich begeben; dann als [363] uf selbigen tag der brauch
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gewest, wie auch noch, das der palmesel nach der vesper mit ainer ganzen priesterschaft und den schulern belaitet und von sechsen den fürnembsten im rath daselbs gefiert wurt zu unser Frawen ennet der Ablach, ist der alt herr Gotfrid und herr Johanns Wernher mit etlichen vom adel
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und andern auch mit gefolgt. Under andern des raths, so den esel gefüert, haben der alt Blese Amman und Hainrich Leupfridt[9] der elter im ersten joch gezogen, und als es vor dem undern thor nit von statt geen, hat der Blese mehrmals zu seinem mitgesellen, dem Hainrichen Leutfriden,
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gesprochen: »Hainrich, du zeuchst nit.« Das hat den Hainrich übel verdrossen, aber doch geschwigen. Es hats aber der Blese sovil und oft getriben, das der Leutfridt, wie er dann ain seltzamer, notlicher alter man war, im in die harr nit vertragen kunt, sonder, als der Blese nit nachlassen,

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[97] sprach er in ainer ungedult: »Ich zeuch den teufel, was treibst du doch?« Darvon ist ain groß gelechter entstanden, und habens die schuoler von rathsfründen vernomen, von denen die pfaffen. Also sein dess herr Gottfrid und herr
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Johanns Wernher, so der procession nachgangen, auch gewahr worden. Der hats den edelleuten anzaigt, und ist also in ainer geschwinde under den gemainen mann kommen, dardurch bemelter Leutfridt also gespait worden, das er, wie ich oftermals von den alten Mösskirchern gehört,
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die hailig zeit sich wenig sehen lassen oder under die leut kommen ist. Dergleichen facetia hab ich in den schwenken Bebelii gefunden. Man sagt, der alt herr Gottfridt hab ine übel darumb gehalten, sprechende: »Das dich botz mag sehende! solltu unsers Hergots biltnus ain teufel nennen?
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botz mag schende in der mutter ader!« Der alt herr Gottfridt mit seiner haushaltung ist nach ostern wider geen Wildenstain zogen, und hat sich herr Johanns Wernher zu seinem herren, dem pfalzgrafen, an hof geen Haidelberg gethon, daselbs er noch ain zeitlang, wie in nachvolgendem
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capitel volgen wurt, sich enthalten.



  1. nachvolgendem] hs. nachvolgem.
  2. werden] hs. worden.
  3. Wir] dieser vertrag ist in A durchgestrichen.
  4. Wir] s. Vanotti, Geschichte der Grafen von Montfort und Werdenberg s. 512, nr. 276.
  5. grave Hannsen, graven] nach Hannsen hat der schreiber der handschrift wohl die übrigen namen der grafen von Werdenberg ausgelassen.
  6. Bittelbrunnen] hs. Mittelbrunnen.
  7. Majestat] damit endigt die handschrift A.
  8. vorredt] die chronik hat keine besondere vorrede.
  9. Leupfridt] hs. Leupfindt.