Seite:Anfangsgründe der Mathematik II 460.jpg

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seyn, wenn es eine Secunde schlagen soll. Nun ist aber bekannt, daß, wenn im Pendulo die Länge des Fadens unverändert bleibet, die Kugel leichter werden müsse, so es langsamer als vorhin gehet. Hieraus erkennet, wie genau der beschriebene Weltbau mit der Erfahrung übereinstimme.

Die 3. Anmerkung.

240. Man nennet den beschriebenen Weltbau den Copernicanischen, weil ihn Copernicus in den neuern Zeiten wieder in Aufnehmen gebracht: denn unter den Alten haben schon Philolaus und andere ihn vertheidiget. Es hat zur Zeit niemand etwas erhebliches wider ihn einwenden können. Was insgemein von Unverständigen angeführet wird, die entweder die Eigenschaft der Schwere vergessen, oder nicht bedenken, daß zugleich die Luft mit der Erde sich innerhalb 24 Stunden um ihre Axe bewege; verdienet nicht beantwortet zu werden. Dergleichen ist, daß ein Stein nicht unten bey dem Thurm fallen könte, wenn er von oben herunter geworfen würde. Der einige Zweifel kan hier entstehen, daß, wenn die Erde einmal in O, das anderemal in M ist, der Fixstern S in Ansehung des Diameters der Erdbahn OM eine merkliche parallaxin haben müste. Dergleichen aber aus den Observationen nicht zu erweisen gewesen. Hierauf hat schon Copernicus geantwortet, es wäre der Diameter der Erdbahn OM in Ansehung der Entfernung des Sternes von der Erde OS oder SM nur für ein Punct zu halten, und daher der Winkel OSM oder die Parallaxis des Fixsternes unmerklich. Man darf nicht einwenden, als wenn solchergestalt der Fixstern beynahe einen so grossen Diameter haben müsse, als die Erdbahn; denn man siehet ihn wegen seines starken Lichtes, und nicht wegen seiner Grösse (§. 298.).

Die 4. Anrnerkung.

241. Cassini (wie Gregorius in Element. Astronom. Schol. prop. 54. f. 274. anmerket) hat observiret, daß der erste Stern im Widder zuweilen in zwey zertheilet erscheine, dergleichen er auch von dem einen Haupte der Zwillinge gefunden. Einige andere in den Plejadibus und der mittlere in dem Orions-Schwerdte sind ihm zuweilen dreifach, ja vierfach

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Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_460.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)