Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 045.jpg

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Geschöpf kampflos einem anderen zu überlassen, das konnte niemand, auch Marianne konnte es nicht ahnen, und er selbst begriff es in diesem Augenblick weniger denn je.

Er versuchte, sich das letzte Gespräch mit Alberta ins Gedächtnis zurückzurufen. Er erinnerte sich seiner anfangs scherzhaften Bemerkungen über den Amerikaner, ihres sonderbaren Schweigens, ihres Lächelns und endlich ihrer plötzlichen, ganz unerwarteten Mitteilung, daß der Fremde ihr seine Hand angetragen habe. Er wußte auch noch ganz genau, daß es ihn vorübergehend angewandelt, als wenn er ohnmächtig zu Boden stürzen oder Alberta einen Schlag vor die Stirn versetzen müßte. Aber er hatte weiter den Heiteren, den Überlegenen gespielt und freundschaftlich-väterlich Alberta zur Annahme jenes Antrages geraten, da er ihrer Zukunft nicht hinderlich im Wege stehen wolle. So hatten sie sich am Ende dahin geeinigt, daß sie noch heute abend dem Amerikaner ihr Jawort erteilen und daß Robert am nächsten Morgen, ohne sie noch einmal zu sehen, allein abreisen solle. Robert erinnerte sich auch sehr deutlich, wie er um sechs Uhr früh seine Rechnung bezahlt und in einem nicht eben unangenehmen Gefühl von Befreitheit mit einem letzten kaum wehmütigen Blick nach dem Fenster, hinter dessen geschlossenen Vorhängen Alberta noch schlafen

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 045. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_045.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)