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den Semmering fahre.“ – „Unruhiger Geist“, rief Marianne ihm zum Abschied nach.

Als er aus dem Tore trat, stand gegenüber, vor einem großen Spiegelfenster, eine Zigarre rauchend, ein Herr von fragwürdig-verdächtiger Eleganz, der mit auffallender Raschheit den Blick wandte, als Robert ihn ins Auge faßte. Sind wir so weit? dachte er flüchtig. Dann aber lachte er. Es wäre das Neueste, sagte er vor sich hin, wegen einer Wahnidee verhaftet und zur Rechenschaft gezogen zu werden. Denn daß es nur eine törichte Einbildung gewesen war, die ihn früher überfallen, dessen war er jetzt wieder ganz gewiß. Ob man aber nicht doch, dachte er weiter, vorsichtshalber an die Schweizer Hoteldirektion schreiben sollte? Und wäre es auch nur, um etwaigen Verdächtigungen gegenüber eine Bestätigung in der Hand zu haben, daß Alberta an jenem Abend gleichfalls heimgekommen und daß sie am nächsten Tag in Gesellschaft eines anderen Mannes abgereist sei. Er warf einen Blick nach der Seite. Die bedenkliche Erscheinung des eleganten Herrn war verschwunden.

Robert setzte seinen Weg fort und zwang sich, an etwas Gleichgültiges zu denken. Er versuchte, sich den Inhalt seiner letzten Arbeit – zur Statistik des niederösterreichischen Volksschulwesens – ins Gedächtnis zu rufen, und es beruhigte ihn, daß manche

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 048. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)