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ist in Amerika oder weiß Gott wo – wer wird ihm glauben, daß er sie nicht umgebracht hat? Vielleicht ist auch schon der Verdacht ausgesprochen worden, daß er seine Frau vergiftet hat. Wird man den Leichnam ausgraben? Wird man nach Giftspuren forschen? Wenn sich keine finden – was hilft’s nach so langer Zeit –? Plötzlich sah er sein eigenes Porträt vor sich, mit Überzieher, Zylinder und Stock, so wie er sich in Wirklichkeit niemals hatte photographieren lassen; ganz in der Art eines nachlässig vervielfältigten Bildes in einer Tageszeitung, und darunter las er mit großen Lettern die Worte: Ein neuer Blaubart. Er roch das Papier und die Druckerschwärze. Gleich darauf sah er sich vor Gericht stehen als Angeklagten. Er leugnete. Er schwor zu Gott, daß er niemals einen Menschen umgebracht habe. Es ist nur ein Wahn von mir, meine Herren Geschworenen. Wie darf man mich denn wegen eines Wahns vor Gericht stellen? Ich bin krank, meine Herren Geschworenen, aber ich bin kein Verbrecher. Die Umstände sprechen gegen mich. Forschen Sie nach, meine Herren. Alberta ist in Amerika verheiratet, und meine Frau war herzleidend. Sie ist eines natürlichen Todes gestorben. Und wie, schrillte plötzlich eine hohe Stimme, erklären Sie sich, Angeklagter, daß Ihre Geliebte unter welkem Laube im Walde tot gefunden wurde? – Man hat sie tot gefunden? Dann hat sie

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 073. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_073.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)