Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 107.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
XII

Die Verlobten suchten in vorstädtischen Bezirken nach einer bescheidenen Wohnung. Sie waren für die nächste Zukunft auf Roberts Beamtengehalt und auf eine geringfügige Rente aus dem Erbteil von Paulas Großeltern angewiesen, und Paula sprach zuweilen davon, ob sie nicht durch Erteilung von Violinlektionen das Ihrige zum Haushalt werde beitragen können. Als bei dieser Gelegenheit einmal der Name des verstorbenen Komponisten fiel, ließ Robert einen Blick auf ihr ruhen, der eine Erklärung zu erbitten, ja zu fordern schien.

Sie standen auf dem kleinen Balkon der eben von ihnen gemieteten Wohnung. Es war eine Spätnachmittagsstunde, der erste Schnee dieses Winters fiel leise, und ein graues Dämmern sank in die kleinen, ärmlichen, entlaubten Gärten, die, durch niedere Mauern voneinander getrennt, ihnen zu Füßen lagen. Paula zog die dunkle Pelzboa fester um den Hals, trat mit Robert in das kahle, frisch geweißte Zimmer zurück, wo die Hausbesorgerin mit dem Schlüsselbund ihrer wartete, um sie über die schmale, durch freihängende Glühlampen nur notdürftig erleuchtete Stiege und

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_107.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)