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Seite:Bohemiae Moraviae et Silesiae (Merian) 104.jpg

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Menge Fisch zu finden. Der Acker trage Früchte / seye gut zur Viehweide / benebens auch zur Jagd und dem Vogelfang. In der Stadt seyn zu sehen die Pfarrkirch und das Rathhauß: zwischen dem Schloß und der Stadt hat es einen Teich. Weiln aber es noch streitig / ob Polna die Stadt zu Böheim oder Mähren gehörig / so wird daher dieser Ort nicht in die Mitte deß Blats / wie andere Städte / gesetzet; wiewol J. A. Comenius, in dem Abriß deß Marggrafthums Mähren / die Stadt Polna / auch in solches Land bringet; aber das gegen über gelegene Schloß zu Böheim referirt.


Postelberg / oder Postoloprty.

An der Eger / bey Betzow und Laun / ein Städtlein / da vorhin das Closter Portae Apostolorum, und das Begräbnuß der Herren Sekyrcken / gewesen; so Anno 1420. von den Satzern / Launern und Schlanern / sammt einer schönen Liberey / von allerley Büchern / verbrant worden ist.


Prag.

Das Haupt deß Königreichs Böheim / oder desselben vornehmste / gröste und Königliche Residentz-Stadt ist Prag. Was sie vor einen Namen vorzeiten bey den ersten deß Landes Inwohnern gehabt / das findet sich in den Schrifften nicht. Folgends / als die Bojer hieher gelangt / haben sie diesen Platz / wie auch das Land selbsten / nach sich Bojoheim / das ist / der Bojen Sitz / Wohnung / Königliche Hofstatt / Palast und Residentz / genant: Strabo sagt lib. 7. daß in Teutschland der Hartzwald / darinn Bojoheim / deß Marobodui Königlicher Sitz seye. Welches Goldastus in seinem Buch vom Königreich Böheim lib. 1. c. 10. mit Justo Lipsio, nicht von dem gantzen Lande / wie Cluverius wil / sondern allein von Prag zu seyn / verstehet. Aber darinn gibt er Goldast dem Cluverio recht / wann derselbe lib. 3. German. Antiq. cap. 30. schreibet / daß dieses / deß Strabonis Bojohaemum hernach von dem König Maroboduo, dessen oben im Eingang dieses Tractats gedacht / Marobodum zugenant worden seye; wie solchen Namen Ptolomaeus setzet. Und hält er Goldast darfür / daß selbiger Königlicher Sitz auff dem Wischehrad / so der Hertzogen und Königen in Böheim uhralte Wohnung gewesen seye / welcher Sitz erst / von den folgenden Fürsten / von dannen / auff den Berg Peterzin / oder Hraczin verlegt worden. Daß aber auch darneben ein Castell / oder Flecken / gestanden / so der Marcomanner Haupt gewesen / das werde daher erachtet / weilen die Schwaben / das ist / die Marcomanner / deren König besagter Märbod war / ihren Raub dahin gebracht haben; welcher Flecken dann eben an dem Ort gestanden zu seyn / nicht unrecht erachtet werde / wo jetzt die grosse Stadt Prag zu sehen: Und wolle der Böhmische Chronik-Schreiber Hagec. part. 1. Ann. 795. fol. 39. daß die kleine Seiten / oder das kleine Prag / älter seye als die alte Stadt Prag. Folgends / zun Zeiten der Heydnischen Fürstin Lybussä / nachdem die jetzige Wendische / oder Slavische Inwohner ins Land kommen / hat erst diese Stadt den jetzigen Namen bekommen. Es wollen aber die Böhmische Scribenten / daß Prag zur selben Zeit (vielleicht wegen der vielfältigen Kriege) fast öde gelegen / und damaln nur ein Dörfflein gewesen seye / von welchem die besagte Zauberin Lybussa viel geweissaget habe. Sie melden auch / daß sie ihren Leuten befohlen / an diesen Ort zu gehen / und 2. Männer (Boregk sagt von einem / so die Aeste von einem Stock abhieb) die da gearbeitet / zu fragen / was sie machten; und als solche antworteten Prah / das ist / eine Schwelle (zu einer Thür) so habe sie den Ort Prah / oder Praha / zu nennen / und allda eine Stadt zu erbauen befohlen / welche die Teutschen hernach Prag geheissen haben. Es schreibet aber der glaubwürdige M. Procopius Lupacius Hlawac Sowaeus,

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_104.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)