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Lütkenburg was die Stadt genandt,
In Holstein liegt ist wohl bekant,
Mistevoi in der Jugend starb
Baldomar auch den Todt erwarb
Im Rüger Landt ward todt geschlagen
Von Sventepold Sohn will ich sagen.

Das XXVIII. Capitel.
Von Svinico König Sventepolts Sohne.

SVinico, nach seines Vaters Leben Suinico.
Das Reich annahm, nun mercket eben
Sein Gross Vater König Heinrich weiss
Als er regierte im grossen Preiss.
Er sprach mir ist verkündiget zwar
Mein Geschlecht nicht wahret lange Jahr,
Das kam also in kurtzer Frist,
Zu Altenburg erworget ward mit List
Svinico, so nahm er ein Ende,
König Heinrichs Blut kam nun behende.
Die Kinder folgten dem Vater nicht nach
Darümb sie kamen in Ungemach.

Das XXIX. Capitel.
Wie das Reich der Obetriten nach dem König Heinrich, und Abgang seines Geschlechts, unter das Reich Dennemarck kam, und wieder von dannen.

DIe Zeit ein König aus Dennemarck eben Regnum Obotritarum sub Erico Rege Dan.
Erich gedacht zu zieren sein Leben,
Der hatte einen Bruder unehlicher Arth
Zu Hierusalem zog er auf die Fahrt.
Nicolaus dem befohl er Land und Lüde,
Dazu seinen jungen Sohn Canute.
Der König auf der Reise starb
Sein Bruder nach dem Reiche warb,
Vertrieb seines Bruders jungen Sohn
Der war gantz freundlich und schon,
Des Kaysers Hoff er balde besucht
Da lernet er Weissheit und Zucht.
Der Kayser war Luther (Lotharius) genant
Zu Fusse ihm fiel zu Hand,
Bat üm der Obetriten Reich
Und sagte ich bin ein Erbe gleich,
Von König Heinrich der Mutter nach,
Auch bin ich sonst in Ungemach,
Vertrieben durch meines Vettern Unhold,
Dem Kayser gab er Silber und Gold
Und rieff auch an der Kayserin mit Bete,
Und auch in des Kaysers Hoff viel Räthe.
So kam er an ein neues Land
Ein König der Obetriten genant
Mit Königl. Crohn und grosser Gewalt,
Innahm das Reich, und fing so bald
Die rechten Erben, Pribisla, Nicolot,
Und alle ihre Helffer bracht in Noht,
Er führte sie hin nach Schlesewick,
Er gab ihn für einen seltsamen Stick,
Geisel musten die Herren setzen
Sie wolten all ihr Tag nicht letzen,
Oder irren an dem Reich Canut.
Nicht lange ein Gerichte kam überlut,
Sein Vätter wär zu Schleswick inne,
Canut gedacht in seinem Sinne,
Ich will mich machen auf die Bahn,
In Königl. Zierde auch sehen lahn,
Und als er sass in Königlichen Watt[1]
Beneben seinem Vätter in die Stadt,
Und ihm nicht that wöhnliche Reverentz,
Mit Niegen oder Küssen, sonst Credentz;
So bedacht sein Vätter in seinem Muth
Möcht ich ihn tödten, wär wohl gut,
Da zu reitzt fast sein Weib mit List,
Sprach: Herr ich sage euch zu der Frist,
Wir werden kommen alle in Last
Und werden noch des Reiches ein Gast,
Mein Sohn König Magnus wie ein Feuer,
Und förchtet, und stehet eben theuer,
Dass er ihn nach eures Lebens Ende
Vertreibe woll aus dem Reiche behände
Canut ward darauff gedencken
Sie gingen üm mit List und Rencken
Und macht sich bald in Still von dannen,
Gab das zu verstehn all seinen Mannen,
Der Kayser und ander Fürsten in Reich,
Den Krieg sie balde machten gleich;
Sein Vätter schwor ihm einen Eyd,
Von den Seinen ihm nicht solt wesen leyd.
Nicht lange Magnus seines Vättern Sohn,
Der batt ihn freundlich und schon,
Er solte mit wenig Dienern kommen,
Seine Frau sprach, ihr nehmet nicht frommen,
Ich habe einen schweren Traum müssen tragen,
Als je empfunden in meinen Tagen.
Canut gläubet dem Eyde und Treue,
Do dannen ward sein Leyden neue
Er ward empfangen und stechend gekosst (geküst)
Von seinen Vettern durch sein Brost,
Man letzt (zuletzt) seinen Kopf gespaltet hatte
Von Ohren zu Ohren mit Hugformatte,[2]


  1. i. e. Kleide. Watte enim apud Francos, Wædde, Gewede Saxonibus est vestimentum, Wattan, vestire, Wattmon, vestium seu pannorum Venditor. Quod docent Tatianus, Otfridus, Glossæ Keronis & Vadianus de Monaster. apud Goldastum. Origo vocis videtur a Wad, Weden, quod Veteribus notat pannum, texere, Weben. Unde Leinwand, Linteum, item Wand, pannus, Gewand. Nec incognita hodie apud germanos est res & vocula: Seiden Watt, apud Bohemos itemq; apud Polonos, panni seu Velaminis hujus subtilioris existimatores, Twat. Apposite Frenzelius in orig. Sorabicis idem notat de Sorabis; licet vocem ab Hebraico Lad, lino repetere maluerit p. 994. Pertinet huc haud obsoleta vox Wattsac, qua indigitari solet is, cujus vestibus amplior & sacco haud absimilis. Apud Gothos Wastjo est vestimentum, nec dubium est, cum hoc convenire latinum Vestis item Investitus, ut Vaslus, Servus, unde & germanicum Lakey, famulus, descendere dixeris a Laken, panno seu veste famulititia. A Wat, Wast, Wedt, vero est germanicum Weste, Westerhemde seu Vestis sacer, Hemd enim a geheim. Vel, si mavis, a seimen voce gothica, i. e. tegere, occultare, unde Heim, geheim, occultum, tectum, secretum. Licet in alia & diversa eant Diecmannus in Specim. Glossarii, Wegnerus de alba Veste Baptizatorum & Schilterus in glossario voce Westparn. Aliis forte placet, vocem Wester pro Vestitura, investitura accipere, & Westerhemd explicare Investituram cum indusio s. indumentum linteoli, tunicæ lineæ. Apud Notkerum Ps. 21, occurrit vox hemida i. e. Francis tunica, tegmen, seu hemd, forte a hemp, lini specie. Sed mallem hanc, ut supra dictum, vindicare Notioni Heim; ut igitur idem sit ac tunica interior, intima, tectum occultum. Inde Heimat, tegumentum seu domicilium proprium, avitum; Haim, Hamm, locus interior, sylvosus, Hæmma, Hema, vocabula Svecica, & Islandicum Heimila, h. e. Tectum, mansio tecta de quibus legendæ sunt glossæ Loccenii, Meursii, aliorumque.
  2. Hugformatte, esse instrumentum videtur, quo sit dissectio. Matten, est secare, solvere, unde matt,[589] languidus, abmatten, debilitare, vermadden, formatten seu dissolvere scindere in particulas. Facit huc vox Matschen, occidere, & latinum Mattiarius i. e. Lancearius, item graecum ματξοῦκα[s 1], clava. Forte Mareschalci vocabulum dividendum in hug & fermatten; hug enim apud Alemannos & Gothos denotat cogitationem, mentem. Quod patet ex variis locis Ottfridi, Keronis. Mit Hug itaque idem ac ex animo, meditate, cogitate. Et recte Leibnitius nomen Hugo idem esse asserit ac Circumspectum, attentum. Conferantur glossae Scherzii & Schilteri in glossar. p. 471. sq.

Anmerkungen Wikisource

  1. Im Original ματξοῦκα für ματσοῦκα.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 587. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_587.jpg&oldid=- (Version vom 28.12.2021)