Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält | |
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gelebt, um eine Grabschrift zu verdienen, die in die Seele eines späten Nachkömmlings einen Feuerstral werfen soll! – Weil vor Jahrhunderten ein verscheuchter Vogel auf seinem Fluge einige Saamenkörner da niederfallen ließ, blüht für ein landendes Volk auf einem wüsten Eiland eine Aerndte – und ein moralischer Keim gieng in einem so fruchtbaren Erdreich verloren!“
O bester Prinz! Ihre Beredsamkeit begeister mich zum Kampfe gegen Sie selber. So viel Vortrefflichkeit können Sie Ihrer fühllosen Nothwendigkeit gönnen, und wollen nicht lieber einen Gott damit glücklich machen! Sehen Sie in der ganzen Schöpfung umher. Wo irgend nur ein Genuß bereitet liegt, finden Sie ein genießendes Wesen – und dieser unendliche Genuß, dieses Mahl von Vollkommenheit, sollte durch die ganze Ewigkeit leer stehen!
„Sonderbar! sagte der Prinz nach einer tiefen Stille. Worauf Sie und Andere ihre Hofnungen gründen, eben das hat die meinigen umgestürzt – eben diese geahndete Vollkommenheit der Dinge. Wäre nicht alles so in sich beschlossen, säh’ ich auch nur einen einzigen verunstaltenden Splitter aus diesem schönen
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Zweiter Band welcher das V. bis VIII. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1788–1789, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band2_Heft6_161.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)