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Seite:Die Gartenlaube (1866) 265.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1866)

so freundlich auf ihn herunter. Als ich den Vorhang zu seinem Schutz vor ihr schließen wollte, wehrte er ab: ‚Laß sie nur ganz auf mich scheinen,‘ sagte er, ‚vielleicht macht sie mich noch gesund.‘

„Ein andermal sagte er zu mir: ‚Weißt du, mir ist heut’ so urweltlich zu Muthe – Horizont, darunter Wasser – endlos, gestaltlos‘ – Wie mich das entsetzte! Es war schon das Gefühl der Auflösung. ‚Vater, wie ist Dir’s?‘ – ‚Ach, ganz wohl, Kind, kühl bis an’s Herz hinan.‘“

„Am letzten Tage war Mattigkeit, Uebel und Träumen vorbei und sein Geist hob sich in alter Macht und Lebenskraft mehr als je. Er strahlte förmlich von Geist und Heiterkeit, von übermüthigen Blitzen, und ich vergaß Schmerzen und Qual und war mit ihm noch einmal glücklich im vollen Besitz, im vollen Austausch, der uns Beide beglückte. Es hat ihm den Abschied sehr erleichtert, daß ich so muthig war. Und wenn ich nicht mehr konnte, wenn, oft mitten im Lachen über einen Scherz von ihm, mir das Weinen kam, lief ich hinaus, mich draußen recht auszuweinen. Er ließ mich ganz stillschweigend gehen und mich ausjammern, und wenn ich wieder hereinkam, waren wir wieder heiter und frisch wie vorher. – Aber dann! Es ist zu grausig erhaben, Milde und Thränen sind dabei unmöglich! – Der Kampf war zu groß, den er gekämpft! Solch’ ein Jünglingsgeist, der Kraft und Feuer bis zur letzten Minute behielt, mußte gegen die erbärmliche zerbrochene Maschine ringen! Er hätte sein Leben gerade von vorne anfangen können, so stark war sein Geist, sein Wille, zu leben!“

„Und am Schluß! Da war ein erhabener Ernst, eine majestätische Ruhe über ihn gebreitet – die rührende menschliche Milde fast ganz zurückgetreten, nur die Spuren des mächtigen Geistes lagen auf seinen Zügen. Er sah aus, als habe er einen guten Kampf gekämpft und sei nicht unterlegen.“ –

Die Himmelskundigen nennen das Aufflammen eines Gestirns bei seinem Untergang sein „letztes Blühen“. So hat auch der Stern dieses Dichtergeistes noch einmal den Lieben geblüht vor seiner Erdennacht – aber der Nachwelt strahlt er ewig.

Friedrich Hofmann.




Aerztliche Winke für Jungfrauen und junge Frauen.
2. Ueber die weibliche Schönheit und ihre Pflege.


„Ein reizend schönes Weib!“ Das mußten auch die anwesenden Damen sammt und sonders zugeben, „aber,“ flüsterten sie sich und ihren Männern in die Ohren „sie hat krumme Beine.“ Und wahrlich, es erschien uns Männern nun, schon beim bloßen Gedanken an die krummen Beine (denn sie hatte gar keine) diese Schönheit nicht mehr so schön und reizend, wie vorher. Und was beweist das? Es beweist, daß, um schön zu sein, der Körper eine harmonische und naturgemäße Ausbildung aller seiner einzelnen Theile zeigen muß. Dabei darf aber neben Anmuth im Gebaren nichts von Eitelkeit bemerkt werden. Ein weibliches Wesen, welches merken läßt, daß es sich seiner Schönheit bewußt ist, macht auf einen gebildeten Mann einen widerwärtigen Eindruck.

Eine der Schönheit zu Grunde liegende naturgemäße Ausbildung des ganzen Körpers und seiner einzelnen Theile ist nur bei vollkommener Gesundheit möglich, und deshalb sind stets die allgemeinen Unterstützungsmittel der Schönheit diejenigen, welche auch auf die Gesundheit fördernd einwirken. Es giebt keine Schönheit ohne den Besitz vollkommener Gesundheit. Da wir hier nun aber keine Gesundheitslehre schreiben wollen, sondern nur Winke zur Erlangung, Erhaltung und Erhöhung der weiblichen Schönheit geben – denn diese ist ohne unausgesetzte Sorgfalt ein sehr vergängliches Gut – so sollen zuvörderst nur solche diätetische Maßregeln besprochen werden, welche unmittelbar zur Pflege der körperlichen und geistigen Schönheit gehören.

Das oberste Gesundheits- und Schönheitsgesetz verordnet: Mäßigkeit, Nüchternheit, Enthaltsamkeit, kurz: Maßhalten in allen Beziehungen des Lebens. – Sodann ist es die strengste und unausgesetzteste Reinlichkeit in jeder Beziehung, worauf die Frauen ihre Sorgfalt zu richten haben, denn nichts beeinträchtigt die körperliche Frische und Gesundheit mehr, als Unreinlichkeit. Darum sind tägliche Waschungen und öftere Bäder neben gehörigen Abreibungen der Haut, ebenso wie Reinheit der Bekleidungsstücke und der umgebenden Luft unentbehrliche Unterstützungsmittel der Schönheit. Vor kalten Bädern mögen sich aber ja solche Jungfrauen und Frauen hüten, die nicht blutreich und nicht nervenstark sind, denn die Kälte erzeugt bei diesen sehr schnell Blutarmuth, Bleichsucht und Nervenschwäche; auch ist sie, die niemals ein Stärkungs-, sondern stets ein Reizungsmittel ist, sehr oft der Grund zum vorzeitigen Altern. Lauwarme, dem Gefühl zusagende Bäder dagegen können niemals schaden, nur müssen sie natürlich nicht zu oft und nicht zu lange genommen werden; wöchentlich ein bis zwei Bäder von etwa einer Viertelstunde sind vollkommen hinreichend. Wen beim warmen Bade große Hitze des Gesichts genirt, der überdecke die Badewanne so, daß er nur mit dem Kopfe heraussieht, und halte auf frische, kühle Luft im Badezimmer. Empfinden Personen anstatt des allgemeinen Wohlgefühls Unbehagen und Schwäche in und nach dem Bade, so mögen sie anstatt der Bäder nur lauwarme Abwaschungen des Körpers vornehmen, natürlich immer mit der Vorsicht, daß keine Erkältung stattfindet.

Was die Nahrung betrifft, so sind einfache, aber gehörig abwechselnde thierische und pflanzliche Speisen, in hinreichender Menge zu regelmäßiger Zeit genommen und gut gekaut, der Gesundheit und Schönheit am zuträglichsten. Die Milch steht als das allerbeste Nahrungsmittel obenan. Der Aberglaube, daß Fett und Salz den Teint verderben, kann insofern schädlich werden, als diese beiden Stoffe zur richtigen Ernährung unseres Körpers ganz unentbehrlich sind und dieser, wenn sie demselben nicht in hinreichender Menge zugeführt werden, krank werden kann. Ebenso ist der unzureichende Genuß von Wasser, das unser Körper zum Wohlbefinden in sehr großer Menge braucht, sehr häufig der Grund von Leiden. Anstatt des Wassers kann leichtes Bier getrunken werden. Daß die Nahrung bei mageren und bei stark beleibten Personen eine etwas verschiedene sein muß, wird später besprochen.

Die Luft, welche wir einathmen und die uns im Freien und im Hause umgiebt, hat ebenso wie die Nahrung den größten Einfluß auf die Gesundheit und also auch auf die Schönheit. Deshalb muß stets dahin getrachtet werden, in reiner Luft zu leben und besonders darin zu schlafen; der häufige Aufenthalt im Freien mit der nöthigen Vorsicht gegen große Hitze und Sonnenschein (s. später) und der Schlaf in geräumigen, nach Morgen oder Mittag gelegenen, gut gelüfteten Schlafzimmern mit mäßig warmer Temperatur können nicht genug empfohlen werden. Ein sehr bedeutendes Unterstützungsmittel der Gesundheit ist das langsame und tiefe Einathmen reiner (besonders sonniger Wald-) Luft, was aber erst durch Uebung erlernt wird und nur bei gehörig weiter Kleidung stattfinden kann.

Gehörige Körperbewegungen, mit hinreichender Ruhe, zumal Schlaf, abwechselnd, sind neben passender Nahrung und Luft die besten Kräftigungsmittel der Gesundheit. Niemals darf aber die körperliche Anstrengung bis zur übermäßigen Erhitzung und Uebermüdung fortgesetzt werden, und ebenso darf die Ruhe nicht zum fortwährenden Faulenzen ausarten. Arbeit, die Beschäftigung mit Gutem und für uns selbst oder für Andere Nützlichem, macht Lebenslust, Heiterkeit und Wohlsein, während der träge Mensch nicht nur allerlei Leiden ausgesetzt ist, sondern auch sich selbst und Andern durch innere Leere und Langeweile zur Last fällt. Heiterkeit des Geistes übt den wohlthätigsten Einfluß auf die Gesundheit aus; Trost und Beruhigung läßt sich nur aus der Arbeit schöpfen. – Spazierengehen mit tiefem Athemholen, Tanzen, Schlittschuhlaufen, Bewegungsspiele im Freien, häusliche Arbeiten, mögen mit sitzender Beschäftigung gehörig abwechseln. Von größter Wichtigkeit für die Gesundheit ist nun aber der Schlaf; er muß hinreichend lange andauern (wenigstens sieben Stunden), ruhig und tief (ohne Träume) sein, in reiner Luft und nicht in zu weichem und warmem Bette (unter Decke auf Matratze) geschlafen werden. Häufiges Nachtschwärmen und Aufopfern des nöthigen Schlafes bringt die Schönheit sehr bald zum Verblühen.

Die geistigen Unterstützungsmittel der Schönheit sind die Resultate einer richtigen Erziehung und ganz vorzüglich

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verschiedene: Die Gartenlaube (1866). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1866, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1866)_265.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)