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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890)

eine unreife, wenn sie nicht gar ist; ich griff weiter! – Eine Partie schöner Lichter! Das ist ’ne gute Sache, aber nicht für’n hungrigen Magen. Wie ich nun diese Griffe riskirt hatte, schlug mir mein Gewissen und schamröthlich zog ich mich zurück von dem Inhalt des geheimnißvollen Korbes; aber auch hungrig! Die Untersuchung bleibe Luisen; ich will keine vorwitzigen Enthüllungen machen, nur sehr ernstlich will ich danken für Ihre Güte, für Ihre liebevolle Vorsorge und Ihren Besuch in meiner keinen Klause. Möge Gott Ihnen diese Freundschaft, die Sie mir und meinem lieben Weibe erweisen, dort wiedervergelten, wo Ihr Herz mit tausend Banden gefesselt ist, an dem Glücke Ihres alten Fritz und Ihrer Kinder; möge er mir es gestatten, noch lange in Gemeinschaft mit Luisen Zeuge Ihres Glückes zu sein und möge nie ein Schatten zwischen uns sein.

Morgen bin ich bei Ihnen! Fritz verreiset vielleicht; geben Sie ihm zu den gewöhnlichen 26 bis 27 Küssen, die er des Abends als Deputat empfängt, noch einen 28. in meinem Namen; aber so einen, daß er es merkt, daß er von mir kommt, so halb zwischen Küssen und Beißen.

Grüßen Sie Mutter, und Gott erhalte Sie; also morgen! Mit der aufrichtigsten Liebe

Ihr

F. Reuter."


2. Aus guten Tagen.

Hatte Reuter in den Jahren der Dürftigkeit gern und leichten Sinnes entbehrt, so genoß er in der späteren besseren Zeit „froh, was ihm beschieden“. Es ist daher nicht zum Verwundern, daß die materielle Seite seiner Erfolge ihn nicht am wenigsten erfreute, und er spricht sich darüber sehr offen und munter seinem Freunde gegenüber aus. In eine besonders freudige Stimmung versetzt ihn die Schaffung eines eigenen Heims, und wenn auch diese Stimmung zuweilen getrübt wird durch die unerwartet hohen Kosten, so wird Reuter doch nicht müde, dem Freunde bis ins kleinste auszumalen, wie alles werden soll. Getreulich berichtet er auch über die vielfachen Zeichen der Zustimmung, welcher seine Werte in nah und fern begegnen und der in der mannigfaltigsten Weise Ausdruck gegeben wird.

„Neubrandenburg, den 24. Juli 1858.

"Lieber Fritz!

Wie in aller Welt, mein theurer Junge, kannst Du und Deine gute Frau Euch von uns vergessen glauben: diese Umstände treten bei uns nicht ein, aber andere Umstände, Verhältnisse und Rücksichten (köstliche Wörter, wenn man eine Entschuldigung zu schreiben hat) haben uns verhindert, Euch so recht mit Lust und Liebe unter die Augen zu treten. – – – In den letzten acht Tagen war meine Schwägerin E. hier, die gestern kurz nach Ankunft Deines Schreibens mir meine Frau entführt hat, wohin? das weiß der liebe Gott; ich bin nicht klug daraus geworden und soll ich erst von Wismar aus das endliche Schicksal dieser Weiberpläne erfahren. Soviel kann ich Dir verrathen, daß Schwaan und Rostock und Wismar und Roggensdorf und Bokenhagen und Warnemünde sehr viel durchgearbeitet worden sind und daß Dein Schreiben den Namen Thalberg auf eine höchst reuevolle, bedauernde Weise dahinein verweben ließ. Dies alles würde nun für mich keine Entschuldigung abgeben, – – – wenn ich nicht wirklich ein erbärmlich geplagtes Thier wäre. Ich hatte mir vorgenommen, ‚Läuschen un Niemels‘ diesen Sommer zu schreiben, und das wäre auch gut gewesen und gut gegangen, da kitzelt mich die Lust und ich schreibe eine Posse nebenbei; das wäre auch noch gegangen; aber dazu sollen nun noch Couplets gemacht werden; die Musik will nicht dazu passen; also müssen diese abgeändert werden etc. Du siehst, soviel habe ich noch nicht geschmiert wie




Viel Lärm um nichts.
Zeichnung von Franz O’Stückenberg.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1890). Leipzig: Ernst Keil, 1890, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1890)_157.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)