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18. Dieß ist es also, weswegen ich Euch zusammen berufen habe, gewiß eine Sache von nicht geringer Bedeutung, wenn ihr bedenkt, daß all’ unsere Ehre, unser Ansehen und unser Einkommen allein auf den Menschen beruht. Wenn Diese sich den Glauben beibringen lassen, entweder daß es überhaupt keine Götter gebe, oder wenigstens, daß es mit unsrer Fürsorge und Regierung Nichts sey, so wird es auch mit den Opfern, Geschenken und Ehrenbezeugungen auf der Erde ein Ende haben; und wir sitzen am Ende müßig und hungrig auf unsrem Olymp, weil es keine Feste, keine Spiele, keine Opfer, keine Nachtfeiern und Prozessionen mehr gibt. Bei dieser so großen Wichtigkeit der Sache also habt Ihr Alle gemeinschaftlich auf ein Mittel zu denken, wie Timokles den Streit gewinnen und seine Meinung als die wahre erscheinen, Damis hingegen bei allen Zuhörern zum Gelächter werden möchte. Denn ich gestehe, ich traue es diesem Timokles doch nicht zu, daß er für sich allein den Sieg davon tragen werde, wenn ihm nicht von unsrer Seite einiger Beistand geleistet wird. He, Merkur, fordere Sie nun auf nach dem gesetzlichen Brauch, sich zu erheben und ihre Meinungen abzugeben!

Merkur. Horcht! Seyd stille! Seyd ruhig! Wer unter den volljährigen Göttern, denen zu reden zusteht, hat Lust, seine Meinung zu sagen? – Was ist das? Erhebt sich Keiner? Hat euch die Wichtigkeit der vorgetragenen Sache so sehr betäubt, daß sich Keiner zu rühren vermag?

19. Momus.

Möchtet Ihr Alle dafür in Wasser und Erd’ Euch verwandeln![1]


  1. Iliade VII, 99.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)