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Ueber das
Trauern um die Verstorbenen.

1. Es dürfte der Mühe nicht unwerth seyn, das Benehmen der Leute von gewöhnlichem Schlage, wenn sie über Verstorbene trauern, so wie die vermeintlichen Trostgründe etwas näher zu betrachten, womit man Dieselben aufzurichten bemüht ist. Sie glauben nämlich, durch einen Todesfall sey sowohl ihnen, den Leidtragenden selbst, als auch Denen, um welche sie trauern, ein nicht zu ertragendes Unglück widerfahren; und ohne auch nur im Mindesten darüber im Klaren zu seyn, ob denn die Sache wirklich so schlimm und traurig, oder ob nicht im Gegentheile der Tod für Die, welchen er zustößt, etwas Erfreuliches und Vortheilhaftes sey, stellen sie ihre Trauer an, dem Herkommen und der allgemeinen Sitte zu lieb. Ehe ich übrigens die Art dieser Trauer näher beschreibe, will ich die Vorstellungen angeben, welche sich diese Leute von dem Tode machen; aus denselben wird sich ihr unnützes Thun leicht erklären lassen.

2. Der große Haufe, Idioten von den Philosophen genannt, folgt in solchen Dingen unbedingt dem Homer, Hesiod und den übrigen Schöpfern der Fabel, und hält ihre

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1325.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)